Der Antisemitismus durchzieht die ganze Weltgeschichte. Es gab zu jeder Zeit an einem bestimmten Ort auf der Welt starke antisemitistische Bewegungen. Während des Mittelalters war der Hass auf Juden in Europa wieder stärker aufgekommen. Durch die angebliche Hostienschändung , sowie während der Pest durch das Gerücht der Brunnenvergiftung, gerieten die Juden sehr stark in Verruf. Eine weitere und sehr bedeutende Ursache ist sicherlich in den Ritualmordlegenden zu suchen, die sich seit dem 12. Jahrhundert mit dem Fall des jungen William of Norwich durch ganz Europa zogen und immer wieder in anderen Ländern zu Judenverfolgungen führten. Während in den Anfängen der Ritualmordlegenden noch die jährliche Kreuzigung eines Christen im Vordergrund stand, wurde dieses ab 1235 mit der Variante des Christenknabenmordes um des Blutes Willen erweitert. Die Juden benötigten das Blut angeblich für ihre Rituale und als Medizin , damit sie die Hörner der Judenkinder beseitigen , ihren Judengestank lindern, sowie das Blut bei komplizierten Geburten als Medizin einsetzen konnten.
Die wichtigste Ritualmordlegende neben der des William of Norwich ist aber sicherlich die des Simon von Trient aus dem Jahre 1475. Sie führte damals zu einem Wandel in der Prozessführung gegen vermeintliche Ritualmörder. Hier ging es nun nicht mehr um den Einzelfall, sondern darum zu beweisen, dass so eine Tat dem jüdischen Naturel entspricht.
Es ist gleich an dieser Stelle festzuhalten, dass es niemals wirklich einen Ritualmord gegeben hat. Trotzdem kann man dieses Thema nicht als veraltet darstellen, da der Vorwurf des Ritualmordes bis ins letzte Jahrhundert auf eine schrecklich lebendige Art und Weise präsent war und teilweise auch heute noch ist.
In dieser Arbeit soll die Judenverfolgung im Zusammenhang mit den Ritualmordlegenden am Beispiel von Simon von Trient erläutert werden.
Sie soll Aufschluss über die Verfahren und ihre Durchführung im Mittelalter geben. Weiterhin soll hier geklärt werden, weshalb es im Prozess von Trient zu einem Wandel kam, der einen starken Einfluss auf die folgenden Prozesse gegen Ritualmörder hatte. Die Gründe, weshalb auf einmal zwanghaft nach der Methodik für den Ritualmord gesucht wurde und mit welchen Methoden man dies erreichen wollte. Ebenfalls wird hier auf die Hintergründe eingegangen, welche den Fall von Trient im Jahre 1475 stark beeinflussten und auf die Stellung des Vatikans zu den Trienter Geschehnissen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Simon von Trient
- Der Trienter Prozess: Hintergründe, Personen
- Das christliche Bild eines Juden
- Der Fürstbischof
- Bernhardin da Feltre und Giovanni de Salis Einfluss auf den Trienter Prozess
- Der Prozess gegen die Juden von Trient
- Die Ausgangslage
- Die Folterkammer
- Die Stellung des Vatikans zum Fall von Trient
- Der Vatikan und der Ritualmord vor 1475
- Der Vatikan und der Trienter Prozess
- Der Vatikan und die Entwicklung von Simons Märtyrertum
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Judenverfolgung im Mittelalter und den damit verbundenen Ritualmordlegenden, dargestellt am Beispiel von Simon von Trient. Die Arbeit soll Aufschluss über die Prozesse und ihre Durchführung im Mittelalter geben und untersuchen, warum im Prozess von Trient ein Wandel stattfand, der die folgenden Prozesse gegen Ritualmörder stark beeinflusste. Zudem werden die Gründe untersucht, warum plötzlich nach der Methodik für den Ritualmord gesucht wurde und mit welchen Methoden dies erreicht werden sollte. Die Arbeit beleuchtet auch die Hintergründe, welche den Fall von Trient im Jahre 1475 stark beeinflussten, sowie die Stellung des Vatikans zu den Trienter Geschehnissen.
- Die Entwicklung der Ritualmordlegende im Mittelalter
- Der Fall von Simon von Trient als Beispiel für die Judenverfolgung
- Die Rolle der Kirche im Trienter Prozess
- Die Rolle des Vatikans im Trienter Prozess
- Die Methoden und Folgen der Prozessführung gegen vermeintliche Ritualmörder
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema der Judenverfolgung im Mittelalter ein und beschreibt die Entstehung und Verbreitung der Ritualmordlegenden. Sie stellt den Fall von Simon von Trient als zentrales Beispiel vor und hebt die Bedeutung des Trienter Prozesses für die Entwicklung der Prozessführung gegen vermeintliche Ritualmörder hervor.
- Kapitel II präsentiert den Fall von Simon von Trient und die Umstände seines Verschwindens und Todes. Es schildert die Verhaftung der Juden und die anschließende Folterung, die zu Geständnissen führte.
- Kapitel III analysiert die Hintergründe des Trienter Prozesses, insbesondere das christliche Bild des Judentums im Mittelalter. Es beleuchtet den Einfluss des Fürstbischofs von Trient und des Predigers Bernhardin von Feltre auf die Verfolgung der Juden.
- Kapitel IV beschreibt den Prozess gegen die Juden von Trient und die Methoden, die bei der Prozessführung zum Einsatz kamen. Es behandelt insbesondere die Rolle der Folter und die Manipulation von Geständnissen.
- Kapitel V untersucht die Stellung des Vatikans zum Fall von Trient und die Entwicklung des Märtyrertums von Simon. Es beleuchtet die Rolle des Vatikans bei der Legitimierung des Prozesses und der Verurteilung der Juden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Judenverfolgung, Ritualmordlegenden, Simon von Trient, Trienter Prozess, Mittelalter, Antisemitismus, Kirche, Vatikan, Folter, Prozessführung, Märtyrertum.
- Arbeit zitieren
- Dennis Bockholt (Autor:in), 2005, Die Judenverfolgung und Ritualmordlegenden im Mittelalter am Beispiel von Simon von Trient, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69837