...Was sich in diesem Traum Thomas Manns symbolisch widerspiegelt, ist heute geschichtliche Realität. Der Name Friedrich Nietzsche steht für einen „ Übergang und Untergang“, für einen Umschwung in der Geschichte des abendländischen Denkens. Für Habermas präsentiert Nietzsche die Drehscheibe in die sich ihrer selbst noch ungewissen Postmoderne. Nach Heidegger denkt jeder Heutige notwendig "im Licht und Schatten Nietzsches – mag er sich dessen bewußt werden oder nicht“ (Heidegger, „Zur Seinsfrage“, in: „Wegmarken“, 252); und auch bei Jaspers wird Nietzsche zu dem Philosophen, ohne den die Philosophie des 20. (Und wohl auch 21.) Jahrhunderts ihr Problem nicht findet:“niemand kann ohne Nietzsche eigentlich vom Dasein wissen und im Philosophieren eigentlich wahrhaftig sein.“ (Jaspers, „Nietzsche“ Vorwort)
So vielfältig die Stellungnahmen zu Nietzsche auch in gegenläufiger Weise im ausgegangenen Jahrhundert waren, so kann sich doch heute niemand mehr der durch ihn ausgelösten Erschütterung im Selbstvertrauen des über sich selbst reflektierenden Denkens entziehen. Die Anzahl der Veröffentlichungen zum Thema Nietzsche ist mittlerweile nur schwerlich noch zu überblicken; und dies nicht nur in Deutschland, sondern ganz besonders auch in Frankreich. Unter den vielen seit etwa Anfang der 70er Jahre publizierten französischen Studien über Nietzsche, erschienen auch einige Bücher, die einen radikal neuen Ansatz in der Nietzscheforschung fordern. Diese Autoren, die sich mehr oder weniger zu den intellektuellen Gruppen um die Zeitschriften Tel Quel und Poetique zählen oder gezählt haben, konzentrieren sich auf die Schreibweise Nietzsches und sein Spiel mit der Sprache, worin sie den wichtigsten Inhalt seiner Werke sehen. Im Rampenlicht der französischen Philosophie und Literaturwissenschaft stehen zur Zeit die Werke Derridas, die sich ebenfalls fast ausschließlich mit der Problematik der Sprache befassen. Seine Arbeiten werden ähnlich kontrovers diskutiert und teils heftig kritisiert, wie seiner Zeit die Arbeiten Nietzsches. Von Derrida ausgehend sollen seine auf Nietzsche verweisenden Spuren nun re-konstruiert werden, um die Voraussetzungen und Möglichkeiten oder Unmöglichkeiten einer de-konstruktiven Nietzsche – Lektüre anzudeuten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Rahmenbedingungen und Herkunft des dekonstruktivistischen Diskurses
- II. Die Dekonstruktion unter Bezugnahme auf Nietzsche
- III. Derridas Sporen und Nietzsches Zarathustra – Gedankenspiele in der Differenz
- IV. Schlußbetrachtung - Kritik..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die dekonstruktivistische Lektüre Nietzsches, indem sie die Spuren Derridas in Nietzsches Werk nachzeichnet. Ziel ist es, die Voraussetzungen und Möglichkeiten oder Unmöglichkeiten einer dekonstruktiven Nietzsche-Lektüre aufzuzeigen.
- Die Verbindung des dekonstruktivistischen Diskurses mit dem Strukturalismus
- Die Bedeutung der Sprache und der Arbitrarität von Zeichen in der Philosophie Derridas und Nietzsches
- Die Rolle der Differenz in der Konstruktion von Bedeutung
- Die Interpretation von Nietzsches Werk durch den dekonstruktivistischen Ansatz
- Die Möglichkeiten und Grenzen einer dekonstruktiven Lektüre
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Zusammenhang zwischen Thomas Mann, Don Quijote und Friedrich Nietzsche her und unterstreicht die Bedeutung Nietzsches für das abendländische Denken. Sie führt in die Thematik der Arbeit ein, die sich mit der dekonstruktivistischen Interpretation von Nietzsches Werk auseinandersetzt.
- I. Rahmenbedingungen und Herkunft des dekonstruktivistischen Diskurses: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung des dekonstruktivistischen Diskurses im Kontext des Strukturalismus. Es werden wichtige Figuren wie Foucault, Althusser, Lacan und Derrida vorgestellt und die Bedeutung von de Saussures „Cours de linguistique generale“ für den Strukturalismus hervorgehoben.
- II. Die Dekonstruktion unter Bezugnahme auf Nietzsche: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der dekonstruktiven Lektüre Nietzsches und untersucht, wie Derrida Nietzsches Werk interpretiert.
- III. Derridas Sporen und Nietzsches Zarathustra – Gedankenspiele in der Differenz: Dieses Kapitel analysiert die Beziehung zwischen Derridas Denken und Nietzsches Werk und untersucht, wie Derridas dekonstruktiver Ansatz auf Nietzsches Ideen angewendet werden kann.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der dekonstruktiven Lektüre Nietzsches im Kontext der französischen Philosophie und Literaturwissenschaft. Im Mittelpunkt stehen die Werke Derridas und die Auseinandersetzung mit der Sprache und der Arbitrarität von Zeichen. Weitere zentrale Begriffe sind Strukturalismus, Differenz, Signifikant und Signifikat, sowie die Interpretation von Nietzsches Werk aus dekonstruktivistischer Sicht.
- Arbeit zitieren
- Steffen Heil (Autor:in), 2003, Nietzsche und Derrida, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69990