Psychosomatische Krankheiten, insbesondere Essstörungen, haben in der Regel einen langen Verlauf. Doch meist sind Therapien viel kürzer als notwendig. In der Regel haben diese eine Dauer von zwei bis sechs Monaten, eine Essstörung kann jedoch über Therapieverfahren hinaus über viele Jahre andauern.
Diese Arbeit wird sich nach einer Einführung in die Thematik damit befassen, wie Daten zu Langzeitverläufen erhoben werden, welche Krankheitssymptome nach einer Therapie noch festzustellen sind, wie das soziale Leben ehemaliger PatientInnen aussieht etc. Bezug genommen wird hierbei auf eine Studie von Deter und Herzog aus dem Jahre 1995.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Einführung in das Thema Essstörungen
2.1 Was sind Essstörungen und wie werden sie behandelt?
3. Wie geht es weiter nach einer Therapie? - Langzeitverläufe von Essstörungen
3.1 Katamnese psychiatrischer und psychosomatischer Krankheiten
3.2 Probleme bei der Datenerhebung
3.3 Studien und ihr Untersuchungsablauf
3.4 Zusammenfassung der Ergebnisse der Studien
3.4.1 Somatische Befunde
3.4.2 Mortalität8
3.4.3 Sozialleben
3.4.4 Psychosoziale Befunde
3.4.5 Ergebnisse der Studie von Deter und Herzog (1992)
3.5 Erklärungen für positive und negative Krankheitsverläufe
4. Maßnahmen zur Unterstützung eines positiven Krankheitsverlaufs
4.1 Das Beispiel der ambulanten psychosomatischen Nachsorge
4.2 Weitere Maßnahmen
5. Fazit
6. Literatur
7. Quellen
1. Einleitung
Psychosomatische Krankheiten, insbesondere Essstörungen, haben in der Regel einen langen Verlauf. Doch meist sind Therapien viel kürzer als notwendig. Meist haben diese eine Dauer von zwei bis sechs Monaten (Deter & Herzog 1995, S. 12), eine Essstörung kann aber über Therapieverfahren hinaus sehr lang sein, d.h. über viele Jahre, wie es durch Langzeitstudien herausgefunden wurde (Deter & Herzog 1995, S. 20).
Diese Arbeit wird sich nach einer Einführung in die Thematik damit befassen, wie Daten zu Langzeitverläufen erhoben werden, welche Krankheitssymptome nach einer Therapie noch festzustellen sind, wie das soziale Leben ehemaliger PatientInnen aussieht etc. Als konkretes Beispiel wird hierbei Bezug genommen auf eine Studie von Deter und Herzog (1995).
Mangels einschlägiger Literatur wurden darüber hinaus Texte hinzugezogen, die sich mit Langzeitverläufen von Suchtkrankheiten beschäftigen[1].
2. Einführung in das Thema Essstörungen
Um den Blick auf den Schwerpunkt dieser Arbeit, der Langzeitverläufe, nicht zu verlieren, soll an dieser Stelle nur eine kurze Einführung in Formen, Entstehung und Behandlung von Essstörungen erfolgen.
2.1 Was sind Essstörungen und wie werden sie behandelt?
Essstörungen sind psychosomatische Erkrankungen, wovon überwiegend Frauen und Mädchen betroffen sind. Die am häufigsten vorkommenden Essstörungen sind die Pubertätsmagersucht (Anorexia nervosa) und die Ess-Brech-Sucht (Bulimie nervosa) (Buddeberg-Fischer 2000, S. 6). Darüber hinaus unterscheidet man zwischen weiteren Formen und Mischformen, wie Adipositas, Binge Eating, Ess-Sucht, Pica-Syndrom, Orthorexia nervosa und Anorexia athletica[2].
Entstehen können psychosomatische Krankheiten u.a., wenn psychische Dauerspannungen durch innerseelisch belastende Zustände nicht zu beseitigen sind, was oft mit „somatischen Begleiterscheinungen“ einhergeht (Klußmann 1998, S. 6).
Behandlungen von Essstörungen können variieren. Es besteht eine Vielzahl an Therapieformen, z.B. Einzel- und Gruppentherapie, verhaltenstherapeutische Ansätze, sowie Familien-, Gestaltungs- und Körpertherapie, was in stationärer Form, d.h. psychiatrischen oder psychosomatischen Kliniken, in Spezialkliniken für Essstörungen oder Sucht-Kliniken[3] ; bzw. ambulant erfolgen kann. Die Therapieangebote richten sich nach Ausprägung der Krankheit (Vgl. Deter & Herzog 1995, S. 11).
Einer Behandlung geht die Diagnose voraus, bei der die Ernsthaftigkeit und „des sich hieraus ergebenden Risikos von Komplikationen“ (Vanderlinden, Vandereycken 1995,
S. 19) festgestellt werden. Je ernster die Lage des Patienten ist, d.h. in Bezug auf Gewicht oder die Schwere der psychischen Störung (Deter & Herzog 1995, S. 11), desto schneller muss gehandelt werden. Bei „extrem untergewichtige(n) AN[4] -Patientinnen [müssen] kurzfristige Ziele angestrebt werden (…)“, wobei „das Vorgehen (…) eher einer Krisenintervention [ähnelt]“ (Vanderlinden, Vandereycken 1995, S. 19). Häufig werden Familie und ggf. Partner der PatientInnen in die Therapie miteinbezogen. Der Behandlungszeitraum liegt, wie oben genannt, zwischen zwei und sechs Monaten (Vgl. Deter & Herzog 1995, S. 12).
Zum Therapieplan gehört darüber hinaus die Verhinderung einer Chronifizierung und Abwendung gesundheitlicher Langzeitrisiken[5]
3. Wie geht es weiter nach einer Therapie? - Langzeitverläufe von Essstörungen
Verläufe von psychosomatischen Erkrankungen, insbesondere von Essstörungen können, wie schon einleitend bemerkt, über Therapieverfahren hinaus von sehr langer Dauer sein, in einigen Fällen bis zu 30 Jahre. (Vgl. Deter & Herzog 1995, S. 20).
Langzeitverläufe von Essstörungen zeigen wiederkehrende Erkrankungsphasen[6]. Darüber hinaus können psychosomatische Krankheiten bereits vor Beginn einer Therapie einen langen Verlauf haben. Essstörungen zum Beispiel werden häufig nicht sofort nach Ausbruch der Krankheit diagnostiziert und behandelt, das Intervall zwischen Krankheitsbeginn und Erstdiagnose kann eine Spannweite von mehreren Jahren haben, da in den meisten Fällen eine Essstörung vorerst, vor allem in der Familie, geheim gehalten wird (Vgl. Poser 1984, S. 75).
3.1 Katamnese psychiatrischer und psychosomatischer Krankheiten
Zum Festhalten eines Krankheitsverlaufs wird eine so genannte Katamnese durchgeführt, welche als eine „Beschreibung des Krankheitsbildes nach seinem Ablauf, insbesondere nach Beobachtung des nachklinischen Krankheitsverlaufs“ (Peters 2000, S. 289) verstanden wird. Das heißt, eine Katamnese ist ein abschließender Krankheitsbericht.
Katamnesen haben vielfältige, wichtige Funktionen für die Psychotherapieforschung und dienen der Verbesserung von Therapiemaßnahmen. Ihre Funktionen sind die der Dokumentation, der Kontrolle sowie der Legitimität (Vgl. Bühringer 1984, S. 3 f).
„ [Ende der 60er Jahre war die] Aufgabe von Katamnesen (…) v.a. die der Dokumentation des damals noch relativ unbekannten Therapieerfolgs (…). Das Fehlen von Hypothesen und einfache methodische Auswertungen sowie die Berechnung globaler Erfolgsquoten kennzeichneten die ersten Untersuchungen.“ (Bühringer 1984, S.4).
Katamnesen haben darüber hinaus die Funktion, Hypothesen aufzustellen über das „Bedingungsgefüge zwischen einzelnen Merkmalen der Umwelt, der Therapie oder der Person sowie den kurz- und langfristigen Ergebnissen zu untersuchen.“ (Bühringer 1984,
S. 6).
Sinnvollerweise sollten Katamnesen von therapeutischen Einrichtungen selbst durchgeführt werden, um vor allem Therapien zu verbessern. Effizient sind Ergebnisse, wenn unterschiedliche Katamnesen eine gemeinsame Auswertung und Schlussfolgerung finden.
Zu welchem Zeitpunkt, d.h. nach wie vielen Jahren eine Langzeitkatamnese durchzuführen ist, liegt im Ermessen der Wissenschaftler oder der therapeutischen Einrichtungen.
Bei Anorexia nervosa sollten vier Jahre Beobachtungszeitraum nicht unterschritten werden, was Deter und Herzog (1995, S. 17) benennen.
Um Katamnesen durchzuführen, werden Standards benötigt. Bühringer (1984, S. 13) gibt
eine Zahl von 74 Mindeststandards an, die in sechs Themenbereichen stattfinden. Die
Themenbereiche bestehen zum größten Teil aus Fragenkatalogen in Form von Fragebogen und Interviews. Die letzten Themenbereiche haben die Funktion der Planung, Auswertung und Veröffentlichung der Ergebnisse (Vgl. Bühringer 1984, S. 13).
Katamnestische Untersuchungen beginnen bereits zu Beginn der Behandlung mit einer Erstuntersuchung. Es gibt Einjahreskatamnesen, für Langzeituntersuchungen sind jedoch Zweijahres- und Fünfjahreskatamnesen von Bedeutung.
Je länger der Untersuchungszeitraum einer Katamnese, desto unterschiedlicher sind die Ergebnisse von Langzeitverlaufsstudien (Vgl. Deter und Herzog 1995, S. 24).
3.2 Probleme bei der Datenerhebung
Probleme gibt es in erster Linie bei der Auswahl der Messinstrumente und der statistischen Methoden zur Datenerhebung. Auch erweist es sich als schwierig, eine Kontrollgruppe, z.B. von unbehandelten Erkrankten, zusammenzustellen.
Darüber hinaus besteht das Problem der Auffindung und Motivation der PatientInnen, an einer katamnestischen Erhebung teilzunehmen. Zusätzlich wird eine Datenerhebung durch das Datenschutzgesetz der Bundesrepublik Deutschland erschwert (Vgl. Feuerlein 1984,
S. 42 ff).
Für Studien zum Langzeitverlauf treten weitere Schwierigkeiten auf. Therapieabbrecher werden nicht in Datenerhebungen miteinbezogen, ebenso jene, die eine Nachuntersuchung verweigern, was neben Diskrepanzen von unterschiedlichen Patientengruppen zu Selektionseffekten führt (Deter & Herzog 1995, S. 16 f).
Fehlen von Informationen über PatientInnen, z.B. „das Alter bei Ersterkrankung, die Dauer der Erkrankung bei Erstaufnahme, fehlgeschlagene Therapieversuche, zusätzliche psychische Erkrankungen (…)“ gelten als zusätzliche Probleme. “Eine zu große Heterogenität der Charakteristika der Patientinnen (…) schränkt die Möglichkeiten der Interpretation der Verlaufsergebnisse (…) ein“ (Deter & Herzog 1995, S. 16).
Als problematisch erweisen sich zusätzlich Planungsprozesse von Langzeitverlaufsstudien, welche darüber hinaus methodisch sehr aufwendig sind.
Auf Grund der Schwierigkeit der Erfassung möglichst vieler PatientInnen müssen bei Langzeituntersuchungen häufig Studien berücksichtigt werden, wo Katamnesezeiträume z.T. 30 Jahre überschritten bzw. eine kürzere Dauer als zwei Jahre hatten (Vgl. Deter und Herzog 1995, S. 16 ff).
3.3 Studien und ihr Untersuchungsablauf
Eine Vielzahl an Studien, die bislang bestehen, haben ehemalige PatientInnen untersucht, die an einer Essstörung litten.
Deter und Herzog (1995) verwendeten bei ihrer Untersuchung die Methoden der Selbst- und Experteneinschätzung, sowie der klinisch-somatischen Untersuchungsmethoden. Folgende Aspekte wurden bei der Studie von Deter und Herzog (1995, S.40 ff) untersucht:
1. Psychosoziale Befunde durch Selbsteinschätzung.
Hierzu wurde die Wahrnehmung des eigenen Körpers mit Hilfe des Eating Attitudes Test (EAT) festgehalten, sowie weitere Items anhand standardisierter Fragebogen erhoben.
2. Psychosoziale Befunde durch Experteneinschätzung.
Es wurden standardisierte Erhebungsmethoden wie etwa das strukturierte Interview verwandt.
3. Klinisch-somatische Befunde.
Schwerpunkt lag dabei auf Untersuchungen der Knochendichte, Laborbefunden, der somatischen Comorbidität, der Mortalität sowie zahnmedizinischen Erhebungen.
4. Globale Anorexia nervosa – Beurteilung.
Es wurden verschiedene Skalen zur „Einschätzung des Verlaufsergebnisses der Anorexia nervosa“ (Deter & Herzog 1995, S. 54) mit Hilfe von Quer- und Längsschnittuntersuchungen hinzugezogen.
[...]
[1] s. Literaturverzeichnis, S. 12
[2] Wikipedia 2006, s. Quellenverzeichnis, S. 13
[3] Wikipedia (2006), s. Quellenverzeichnis, S.13
[4] Anorexia nervosa
[5] Universität Düsseldorf (2005), s. Quellenverzeichnis, S.13
[6] Kongress für Jugendmedizin in Weimar (2001), s. Quellenverzeichhnis, S.13
- Arbeit zitieren
- Katharina Gorski (Autor:in), 2006, Wie geht es weiter nach einer Therapie? Untersuchungen von Langzeitverläufen psychosomatischer Krankheiten am Beispiel Essstörungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70119
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