Vom Prinzipat zum Triumvirat 27-23 v. Chr.


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

21 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die rechtlichen Grundlagen der Herrschaft Octavians

3. Der Glanz von Actium: Ehrenbeschlüsse und Propaganda
3.1 Der Empfang in Rom durch Senat und Volk
3.2 Der Triumphzug
3.3 Denkmäler und Prunkbauten
3.4 Die Schließung des Ianustempels und die pax Romana

4. Maßnahmen zur Machtabsicherung
4.1 Beseitigung von Gegnern und Förderung von Anhängern
4. 2 Die lex Saenia
4.3 Octavian und die senatorische Führungsschicht
4.4 Veränderung der staatsrechtlichen Stellung und Vorbereitung des Staatsakts

5. Die Hinterzimmerreden

6. Zusammenfassung

I. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mit der Schlacht von Actium im August 30 v. Chr. hatte Octavian Antonius, seinen Konkurrenten um die Macht, ausgeschaltet. Ägypten als reiches Land wurde neue Provinz des römischen Reiches. Bis Mitte 29 v. Chr. klärte Octavian die Verhältnisse im Osten neu. Mit den erbeuteten Schätzen des ptolemäischen Königshauses, den Einnahmen aus Ägypten sowie anderer Kriegsbeute war die Versorgung der Veteranen - auch die des Antonius und Lepidus - und entsprechend auch deren Loyalität gewährleistet. Octavian war nun alleiniger Herrscher des römischen Weltreichs. Doch die Art und Weise seiner Herrschaftsausübung stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest. Das Triumvirat zwischen Antonius, Lepidus und dem Sieger war zerbrochen und "[v]om alten Staat bestand nur noch das nackte Regelwerk"[1]. In Rom wollte sich Octavian als Befreier und als Bewahrer vor der orientalischen Gefahr, vor ägyptischer Fremdherrschaft und barbarischer Gesinnung, als Vollstrecker des Gottes Apollo verstanden wissen. Macht und Ruhm, welche ihm mit Actium zugefallen waren, sollten nicht auf die Rivalität zweier verfeindeter römischer Generäle zurückgeführt werden. Vielmehr hatte Octavian mit Hilfe der Götter das Vaterland vor Schande und Demütigung bewahrt. Und in seiner Rolle als Retter des Vaterlandes versprach er, den Staat wieder herzustellen, womit für einen Römer selbstverständlich ein neues Erstarken der Republik verbunden war. Das Agieren Octavians mündete schließlich in den Staatsakt von 27 v. Chr., mit welchem das Prinzipat des Augustus beschlossen und offiziell die res publica wiederhergestellt worden war.

Vor diesen Hintergrund soll geklärt werden, mit welchen Maßnahmen der Staatsakt ab 30 v. Chr. vorbereitet wurde und inwieweit der Senat letztendlich lediglich als Instrument Octavians fungierte.

2. Die rechtlichen Grundlagen der Herrschaft Octavians

Augustus vertuschte geflissentlich, auf welcher Rechtsgrundlage und durch welche Ereignisse es ihm gelang, die Macht in seiner Person zu bündeln. Von 31-23 v. Chr. hatte Octavian kontinuierlich das Amt des Konsuls inne. Insofern bekleidete er zwar eine ordentliche Magistratur, was allerdings in keiner Weise die tatsächliche Bandbreite seiner Kompetenzen und Rechte widerspiegelte. Denn gerade in den Tagen nach Actium traf er Entscheidungen nach seinem Gutdünken, ähnlich einem Monarchen, wenngleich er sich in seinen Antworten und Schreiben an Gesandtschaften stets als Konsul gab.[2] Über den genauen Umfang seiner Amtsgewalt gab und gibt es dabei bis heute keine absolute Klarheit. Octavian vermied bewusst ungewöhnliche Titel, besonders wenn sie mit willkürlicher Gewalt assoziiert werden konnten. Stärker konzentrierte er sich auf "positive Eigenwerbung"[3]. In den Res Gestae spart er demzufolge Festlegungen – begriffliche oder formale - für die Art und Weise seiner Amtsausübung aus.[4]

Seine außerordentliche Machtstellung basierte, abgesehen von seinem Amt als Konsul, zusätzlich auf dem consensus universorum und der triumviralen potestas, die aber eigentlich bereits seit dem 31. Dezember 33 abgelaufen waren.

Nach dem Sieg über Antonius und der allgemeinen Amnestie existierten keine Parteiungen mehr. Der "dux Italiae (…) [erklärte den] Bürgerkonsens als Grundlage aller seiner Macht- und Amtsbefugnisse"[5]. Jedoch war dieser Begriff nicht staatsrechtlich abgesichert, weshalb Octacians Macht auf der gesetzmäßig – institutionellen Ebene nicht eindeutig begründet war. Dass die allgemeine Zustimmung nicht eine rechtliche Verbindlichkeit als Grundlage hatte, ergibt sich nach Sattler bereits aus der Argumentation Octavians, auf Wunsch der Bürger die Macht übertragen bekommen zu haben.[6] Den consensus kann man nicht als Gesetz, sondern vielmehr als "Erteilung einer revolutionären Legitimation [ohne] […] staatliche Legalisierung"[7] bezeichnen. Gerade in den zahlreichen Beschlüssen und der Begeisterung, mit der Octavian nach seinem Sieg zurück in Italien empfangen wurde, manifestiert sich die allgemeine Zustimmung. Da diese langfristig gesehen keine Basis bilden konnte, bedurfte Octavians Position einerseits einer Definierung, die den rechtlichen Ansprüchen der res publica genügen musste und andererseits einer Legitimierung, um seine Herrschaft dauerhaft abzusichern.

3. Der Glanz von Actium: Ehrenbeschlüsse und Propaganda

3.1 Der Empfang in Rom durch Senat und Volk

Noch während sich Octavian in Ägypten befand, wo er sein fünftes Konsulat innehatte, wurde er in Rom mit Ehrungen durch den Senat überhäuft, welche vor allem auf der sakralen Ebene stattfanden. Der Sieg von Actium und das Bedürfnis der römischen Bevölkerung nach Frieden spiegelten sich auch in einem gemeinschaftlichen Ereignis wieder: die gesamte Bürgerschaft zog Octavian im Festgewand entgegen, als dieser nach Rom zurückkehrte.[8] Zum Zeichen seines Sieges der Milde erließ Octavian eine allgemeine Amnestie. Er selbst erklärt in den Res gestae: "victorque omnibus veniam petentibus civibus peperci"[9]. Zuvor hatte man sich in Rom der Statuen des Antonius entledigt, um zu demonstrieren, dass man auf der Seite des Siegers stand. Die Ehrungen, welche der Senat im Jahr 29 v. Chr. für den Sieger beschloss, waren u. a. den Geburtstag des Octavian alljährlich mit Dankfesten zu begehen, wohingegen der Geburtstag von Antonius verflucht wurde. Weiterhin ehrte der Senat Octavian infolge der Einnahme Alexandrias mit der Anordnung an die Priesterschaften, Octavian in alle Gebete und Gelübde aufzunehmen.[10] Als wichtigstes ist hier das Lied der Salier zu nennen.[11] Zu der "religiösen Überhöhung"[12] kam zusätzlich das Gebot vom Senat, bei jedem öffentlichen oder privaten Gastmahl ein Trankopfer für Octavian darzubringen.[13] Zudem wurde ihm auf der Basis des consensus universorum erlaubt, bei allen Festen den Lorbeerkranz des Triumphators zu tragen[14]. Charakteristisch für Octavian ist, dass er eine geringe Zahl an Beschlüssen ablehnte, um der konventionellen Forderung nach einer bescheidenen Gesinnung zu entsprechen.[15]

In ihrer Gesamtheit trugen die Senatsbeschlüsse schließlich zu einer Überhöhung Octavians als Friedens- und Heilstifter bei. Die sacralen Ehrungen beweisen ebenso wie die unter Punkt 4 zusammengefassten Ämter und Amtsbefugnisse die Anerkennung des Senats für Octavians Taten. Für den Römer stehen virtus und honos in engem Zusammenhang, weshalb auch Augustus in seinem Tatenbericht explizit in einer langen Reihe seine Ämter und Ehrungen aufzählt.[16]

3.2 Der Triumphzug

Ebenfalls schreibt er in den Res gestae über die an drei aufeinander folgenden Tagen – vom 13. bis 15. August 29. Chr. – zu seinen Ehren stattfindenden Triumphzüge.[17] Somit konnte sich Octavian als "würdiger Nachfolger seines (Adoptivvaters) […] präsentieren"[18], da dieser zwischen 46 und 45 v. Chr. fünfmal triumphierte. Zusätzlich verwies die Siegesfeier auf Romulus, welcher angeblich ebenfalls einen triplex triumphus begangen hatte.

Der erste Triumphzug fand anlässlich des Sieges in Dalmatien und Pannonien, der zweite für die Schlacht bei Actium und der dritte aufgrund der Eroberung Ägyptens statt. Einige der Klientelfürsten ließ Octavian am zweiten Tag im Triumphzug mitgehen, wodurch der Sieg – eigentlich über Römer – als ein Sieg in einem auswärtigen Krieg dargestellt wurde.

Das Vergessen dieser unerfreulichen Tatsache wurde jedoch u. a. auch durch Geldgeschenke anlässlich des Triumphzuges erleichtert.[19]

Sueton berichtet, dass hierbei der 14 jährige Marcellus, der Neffe Octavians, rechts und der 13 jährige Tiberius links neben dem Triumphwagen ritt.[20]

Sogar Geldspenden ließ Octavian im Namen Marcellus` an junge Knaben verteilen.[21] Darin jedoch ein Indiz für ein bereits bestehendes Nachfolgekonzept zu sehen, wäre verfrüht, denn dafür standen beide Jungen zu stark im Schatten Agrippas.[22] Dieser war bereits 38/37 v. Chr. auf dem Revers von Münzen abgebildet, verstärkt wurde die Propaganda ca. 28 v. Chr., als dieser das Konsulat mit Octavian gemeinsam bekleidete. Auch im Rahmen des Triumphzuges wurde Agrippa von Octavian durch die Vergabe der vexillum caeruleum[23], einer außergewöhnlichen Ehrengabe, besonders hervorgehoben. Und so schlussfolgert Brandt, dass sich am ehesten Agrippa zu diesem Zeitpunkt Hoffnungen auf eine "Nachfolge im locus princeps machen durfte.[24] Demnach ist die Ehrung des Tiberius und Marcellus zu diesem Anlass am ehesten als "Ausweis der noch recht ungestümen Selbstdarstellung Octavians und […] des von ihm proklamierten Herrschaftsanspruchs seiner Familie"[25] zu verstehen.

Bemerkenswert ist, dass Octavian beim Triumphzug die Magistrate nicht wie normalerweise üblich vor, sondern hinter sich laufen ließ. Dadurch degradierte er die Beamten zu einfachen Befehlsempfängern.

[...]


[1] Bleicken, S. 297.

[2] Vgl. Punkt 4.1.

[3] Southern, S. 139.

[4] Vgl. ebd., S. 140.

[5] Giebel, S. 58.

[6] Vgl. Sattler, S. 28.

[7] Ebd.

[8] Vgl. Giebel, S. 58.

[9] Giebel, S. 58. RG 3.

[10] Vgl. Schlange – Schöningen, S. 82.

[11] Vgl. res g. Kap. 10. Die Salier waren eine alte Kultgenossenschaft des Gottes Mars. Ihr Name ist auf einen Kriegstanz zurückzuführen. (Vgl. Giebel, RG, S. 48, Anm. 21).

[12] Vgl. Schlange – Schöningen, S. 82.

[13] Vgl. Dio 51, 19, 7., Sattler S. 26.

[14] Sattler, S. 26.

[15] Vgl. ebd., S. 27; RG 4f.

[16] Vgl. RG 1ff.

[17] Vgl. RG 4.

[18] Schlange - Schöningen, S. 83.

[19] Nach Octavians Angaben ließ er an die Römer 400 Sesterzen pro Kopf aus der Kriegsbeute verteilen. (Vgl. RG 15).

[20] Vgl. Sueton, Tib. 6, 4.

[21] Dio 51, 21, 3.

[22] Vgl. Brandt, S. 6.

[23] Dio, 51, 21, 3.

[24] Brandt, S. 6.

[25] A. a. O.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Vom Prinzipat zum Triumvirat 27-23 v. Chr.
Hochschule
Universität Leipzig  (Alte Geschichte)
Veranstaltung
Das Prinzipat des Augustus
Note
1,5
Autor
Jahr
2006
Seiten
21
Katalognummer
V70138
ISBN (eBook)
9783638624596
Dateigröße
464 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Prinzipat, Triumvirat, Prinzipat, Augustus
Arbeit zitieren
Katharina Frauenlob (Autor:in), 2006, Vom Prinzipat zum Triumvirat 27-23 v. Chr., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70138

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