Sustainable Development - Leitidee von internationalen umwelt- und entwicklungspolitischen Programmen


Hausarbeit, 2006

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALT

EINLEITUNG

1. Definition „Sustainable Development”
1.1 Definition von „Sustainability“ (Nachhaltigkeit)
1.2 Definition von „Development“ (Entwicklung)

2. Die Entwicklung des Konzeptes zum Leitbild
2.1 “Sustainable Development” als Leitbild
2.2 Wege zum Leitbild „Sustainable Development“ und einfließende ethische Bezüge

3. Energiegewinnung heute und die Auswirkungen auf unsere Ökosysteme
3.1 Energieversorgung und die Folge am Beispiel fossiler Energievorräte

ZUSAMMENFASSUNG

LITERATURVERZEICHNIS

EINLEITUNG

Klimaeffekt, Waldsterben und das zunehmende Ozonloch gelten als die ersten Kennzeichen für den Anfang vom Ende. Unbegrenztes Wachstum in einer für uns begrenzten Welt ist spürbar der falsche Weg. Unerhörter Wohlstand wurde durch wirtschaftliches Wachstum ermöglicht. Die Kluft zwischen Gewinner und Verlierer vergrößert sich, aber eben auch der Zwiespalt zwischen unserem Wissen und dem eigentlich nötigen Handeln. Die als Herausforderung für alle geltende Vision von optimaler Nutzung, der auf der Welt existierenden Ressourcen und der gerechten Verteilung dieser, muss umgesetzt werden.[1]

Sustainable Development hat als entwicklungspolitisches Konzept mit dem Erscheinen des Brundtland – Berichtes von 1987 eine schon sehr steile Karriere hinter sich. „Vorläufige Höhepunkte seiner Karriere sind die in den Medien breit rezipierten Konferenzen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) 1992 in Rio und zum Weltklima 1995 in Berlin. Forschungsinstitute wurden und werden gegründet, um sich mit der Umsetzung des Konzeptes zu befassen. Allein die Bandbreite derer, die sich mit Sustainable Development befassen, verweist darauf, daß es diesem Konzept gelingt, zwischen gegensätzlichen Interessen (zumindest scheinbar) zu vermitteln. Ermöglicht wird dies durch umfassende Zielsetzung dieses Konzeptes: Naturschutz und Gerechtigkeit für die heute Lebenden, aber auch für deren Nachkommen.“[2]

Diese Hausarbeit versucht das Konzept und die Vielzahl der Ideen, Hintergrundannahmen und Handlungsvorschläge darzustellen. Zuerst wird eine Definition von „Sustainable Development“ als Begriff hergeleitet, wobei „Sustainable“ und „Development“ als Fundament für die Herleitung analysiert werden. Dann wird das Konzept Sustainable Development unter ethischen Gesichtspunkten vorgestellt. Dabei wird der Fokus auf die Entwicklung, das Leitbild selbst und die Wege zum Leitbild gelegt. Zum Schluss folgt eine Anwendung auf das Beispiel der Energieversorgung, wie heute Energie aus fossilen Ressourcen gewonnen wird und welche Folgen sich für die Natur daraus ergeben.

1. Definition “Sustainable Development”

1.1 Definition von „Sustainability“ (Nachhaltigkeit)

Schon bei einer Übersetzung des Wortes „Sustainabilitiy“ ins Deutsche existieren Uneinigkeiten über die eigentliche Bedeutung. Das Konzept hat einen globalen Anspruch und wird ebenso global diskutiert. Demnach geschieht es, dass die Bezeichnung dieses Konzeptes, welche im deutschen Sprachgebrauch am weitesten verbreitet ist, dem englischsprachigen „Sustainable Development“ gleich ist. Bereits im Englischen ist die Wortbedeutung von „sustainable“ äußerst vielfältig.[3]

„Das Webster´s Encyclopedic Unabridged Dictionary nennt alleine zehn verschiedene Bedeutungen, etwa: ‚1. to support, hold, or bear up from below, bear the weight of, as a structure (…) 3. to undergo, experience, or suffer…; endure without giving way or yielding (…) 5. to keep up or keep going as an action or process… 6. to supply with food, drink and other necessities of life (…) 8. to support by aid or approval …‛ […]” und andere.[4]

Pearce hingegen rückt den Aspekt von Dauerhaftigkeit in den Mittelpunkt. ‚At its simpelst, suistainability means making things last, making them permanent and durable. What is being sustained can be an objekt of choice…‛[5]

Mit ‘anhaltend’ übersetzt das Langenscheidt- Wörterbuch „sustained“. Aber auch hier finden sich in der Literatur viele verschiedenen Möglichkeiten der Übersetzung, wie beispielsweise dauerhaft, haltbar, aufrechterhaltbar, langfristig durchhaltbar, umweltverträglich, tragfähig, zukunftssicher, zukunftsfähig oder eben nachhaltig. Zurückführend auf den deutschen Brundtland- Bericht wird „Sustainability“ mit Dauerhaftigkeit übersetzt.[6]

Die eigene Begriffsgeschichte und längere Tradition des Wortes Nachhaltigkeit in seiner Bedeutung führte unweigerlich dazu, dass sich das Wort in diesem Zusammenhang als am effizientesten durchsetzte.[7]

1.2 Definition von „Development“ (Entwicklung)

Der Entwicklungsbegriff ist nach Nohlen/ Nuschler nicht allgemeingültig definierbar. Er ist diskursiv unbekämpft und hat eine eigene begriffliche Geschichte. Es wird immer sehr schwierig sein, sich über einen in der Gesellschaft akzeptierten Entwicklungsbegriff zu verständigen. Weit gefasst bezeichnet der Entwicklungsbegriff den erwünschten wirtschaftlichen, wie sozialen Fortschritt, wobei es immer unterschiedliche Meinungen und Auffassungen darüber geben wird.[8]

Allgemein hat der Begriff die Bedeutung von - (sich) stufenweise herausbilden; (sich) entfalten. Somit kann er sich, kommend aus der Biologie, in diesem Sinne prinzipiell auf alles beziehen.[9] „Er ist aber seit dem zweiten Weltkrieg untrennbar mit dem Diskurs über Entwicklung und Urentwicklung im Weltmaßstab verbunden. Becker weist darauf hin, daß der Begriff eine »historische Semantik« mit sich trägt, die mit Begriffen wie Fortschritt, Modernisierung und Wachstum verbunden ist. Andere verorten die Gleichsetzung von ökonomischem Wachstum mit Entwicklung sogar im Zentrum des Entwicklungsdiskurses.“[10]

Mols beschreibt Entwicklung als Prozess, der sich primär zwischen ökonomisch beeinflussbaren Variablen abspielt. Besonders im Englischen drückt sich darin diese Ökonomie besonders deutlich aus. Development meint nämlich einerseits eine Form von Entfalten, Wachsen und den Übergang eines früheren zu einem zukünftigen Stadium und zum anderen darüber hinaus die Erschließung und Inwertsetzung im wirtschaftlichen Sinn. Ein „Development“ meint in den wirtschaftlichen Sprachgebrauch ein Bebauungs- oder (Land-) Erschließungsprojekt. Ein „Developer“ ist ein Bauträger oder eine Finanzgesellschaft. Dieser kauft Bauland auf, erschließt es, bebaut es und vermehrt anschließend durch den Verkauf von Wohnungen oder Häusern sein Kapital.[11]

Es mangelt nicht, „[t]rotz der primär ökonomisch ausgerichteten Entwicklungsvorstellungen […]“ an Definitionen, welche in den Begriff von Entwicklung zusätzliche Elemente verankert sehen wollen.[12] Diese Ergänzungen, meist Reaktionen, entstanden aus Vorwürfen an die Ökonomie, bleiben oft unklar. Nach Vornholz wird Entwicklung als eine positive Wandlung definiert, welche ‚[…] in einem Vektor von konkreten gesellschaftlichen Zielen noch näher spezifiziert werden muß.‛[13] Dies ist mit der Annahme verbunden‚ ‚[…] daß Entwicklung ein positiver Vorgang ist, mit dem wünschenswerte Veränderungen verbunden sind.‛[14] Vornholz stellt ebenfalls fest, dass es keine Übereinstimmung gibt, welche Aspekte nun explizit kennzeichnend für eine solche Entwicklung sind.[15]

In den letzten 45 Jahren zeichnete sich die Entwicklungspolitik durch verschiedene Entwicklungsdekaden aus. Die Entwicklungsidee wurde durch immer wieder neue, sie perfektionierende Inhalte erweitert. Jede Verschlechterung wurde als Folge der aktuellen lückenhaften Entwicklungsstrategie angesehen, was wiederum bedeutete, dass eine neue Entwicklungsstrategie benötigt wurde und Sustainable Development nun die (bislang) letzte zu sein scheint.[16]

Zusammenfassend ist der Entwicklungsbegriff zuerst ökonomisch zu betrachten und wird erst in zweiter Instanz als Art des Denkens begriffen, sich die Prozesse eindimensional und linear vorzustellen. So transportiert Entwicklung als Begriff einen bestimmten historisch geprägten Bedeutungsgehalt. Ein Wesensmerkmal des Sustainable Development ist die dargestellte Konnotation. Sie lässt den Entwicklungsbegriff nicht fallen. Jede existierende Definition des Konzeptes Sustainable Development basiert auf Geschichte und Definition des Begriffes Development.[17]

2. Die Entwicklung des Konzeptes zum Leitbild

Innerhalb der Wirtschaftswissenschaften stellte sich ein neues Spezialgebiet heraus. Als Reaktion auf immer offensichtlicher werdende ökologische Krisen wurde die „Umwelt- und Ressourcenökonomie“ ins Leben gerufen. Dabei geht man von den üblichen Annnahmen der Neoklassik aus, analysiert die gesellschaftlichen Zustände und beurteilt darauf basierend die Effizienz, um auf dieser Basis die Analyse der Zusammenhänge zwischen Ökonomie und Ökologie zu schaffen. Somit zeigt die traditionelle ökonomische Theorie, durch gegebene theoretische Rahmenbedingungen, die Voraussetzung für die optimale Nutzung unserer Natur auf.[18]

Nach traditionell- ökonomischen Gesichtspunkten liefert die Natur zwei wesentliche Funktionen. Sie ist Ressourcenlieferant für die Produktion und Aufnahmemedium für Schad- und Reststoffe des ökonomischen Systems. Die Ressourcenökonomie unterscheidet in erschöpfbare- und erneuerbare Ressourcen. Um eine optimale Nutzung erreichen zu können, müssen einschlägige Rahmenbedingungen formuliert werden. Die erschöpfbaren Ressourcen sind in ihrer Nutzung begrenzt, da sie nur ein einziges Mal verwendbar sind und werden durch das „cake- eating- problem“ beschrieben. Die erneuerbaren Ressourcen sind bei effizienter Nutzung nicht endlich und immer abhängig von der Regenerationsfähigkeit. Bei einem Nutzungsverzicht würde der Bestand wachsen. Besonderes Interesse liegt dabei auf dem ökonomisch- optimalen Erntepfad, der dem biologischen Gleichgewicht entsprechen muss. Die Erntemenge müsste dem Bestandswachstum durch die Regeneration entsprechen, um das biologische Gleichgewicht zu halten. Wäre die Erntemenge größer als der Bestand durch Regeneration, würde in endlicher Zeit der Gegenwartsbestand vollständig verbraucht.[19]

Welche Rahmenbedingungen eingehalten werden müssen, um die Natur ökonomisch- optimal zu nutzen, liefert die traditionelle Umweltökonomie. Das Ausmaß an Umweltschutzmaßnahmen hängt sowohl von Kosten, als auch vom Nutzen ab. Als optimal stellt sich die geringste Summe von wachsenden Umweltschäden und steigenden Kosten der Vermeidung heraus. Die fehlerhafte Verwendung der Natur führt aus ökonomischer Sicht zu Umweltproblemen, d.h. fehlerhafte ökonomische Aktivitäten haben langfristig ökologische Probleme zur Folge.[20]

2.1 „Sustainable Development“ als Leitbild

Um den nachfolgenden Generationen die Ressourcen der Erde nachhaltig zu sichern, musste eine weltweite Strategie entwickelt werden. Ein sofortiger Strukturwandel, der zur Veränderung der gegenwärtigen Wirtschafts- und Lebensstile führt. Das würde unumgänglich mit extrem hohen ökonomischen und sozialen Kosten verbunden sein. Die derzeitige Nutzung der Natur gleicht einer endlichen Zerstörung, einerseits durch Ressourcenabbau und –nutzung, andererseits durch Emission der Schadstoffe. Die Befriedigung der Bedürfnisse, die unser heutiger Lebensstil verlangt, zerstört die Chancen auf einen ebenso hohen Lebensstil der nachfolgenden Generationen und deren Bedürfnisbefriedigung. Der weiterhin voranschreitende technische Fortschritt und diverse Möglichkeiten der Substitution, können den Abbau des natürlichen Kapitals der Welt nicht mehr ausgleichen.[21]

Das Konzept des Sustainable Developments glänzt durch die Konkretisierung, vor allem hinsichtlich des Zeitmanagements. Man unterscheidet explizit zwischen Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung und dem Weg bzw. dem Zeitpfad um dieses Leitbild zu verwirklichen.[22]

Die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, die sogenannte Brundtland- Kommission, definierte 1987 den Brundtland- Bericht und beschreibt ihr Leitbild wie folgt:[23]

„Unter ’dauerhafter Entwicklung’ verstehen wir eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generationen entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen. Die Forderung, diese Entwicklung ’dauerhaft’ zu gestalten, gilt für alle Länder und alle Menschen. Die Möglichkeit kommender Generationen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, ist durch Umweltzerstörung in den Industrieländern ebenso gefährdet wie durch Umweltvernichtung durch Unterentwicklung in der Dritten Welt.“[24]

Sustainable Development stellt sich als normatives Konzept dar, da es auf bestimmten gesellschaftlichen Werturteilen basiert. Aspekte der intertemporalen Gerechtigkeit, wie die Gerechtigkeit gegenüber nachfolgender Generationen und die internationale Gerechtigkeit, rücken in den Mittelpunkt der Betrachtung. Das heißt zum einen, dass heutige Generationen aufgefordert werden, die möglichen Interessen nachfolgender Generationen zu berücksichtigen und zum anderen,

[...]


[1] vgl. BUND und Misereor, 1996, S. 9.

[2] Eblinghaus/ Stickler, 1996, S. 11.

[3] vgl. Eblinghaus/ Stickler, 1996, S. 41.

[4] Eblinghaus/ Stickler, 1996, S. 41.

[5] Pearce, in: Eblinghaus/ Stickler, 1996, S. 41f.

[6] vgl. ebd., S.42.

[7] ebd.

[8] vgl. Eblinghaus/ Stickler, 1996, S. 45.

[9] vgl. ebd.

[10] Eblinghaus/ Stickler, 1996, S.45.

[11] vgl. ebd.,S.45f.

[12] Eblinghaus/ Stickler, 1996, S. 46.

[13] Vornholz, in: Eblinghaus/ Stickler, 1996, S. 46.

[14] Vornholz, in: Eblinghaus/ Stickler, 1996, S. 46.

[15] vgl. ebd.

[16] vgl. ebd., S.47.

[17] vgl. ebd.

[18] vgl. Böhm/ Dietz/ Gebauer, 1999, S. 67 f.

[19] vgl. ebd., S. 68.

[20] vgl. ebd. S. 68f.

[21] vgl. Böhm/ Dietz/ Gebauer, 1999, S. 69.

[22] vgl. ebd.

[23] ebd.

[24] Hauff, 1987, S. XV.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Sustainable Development - Leitidee von internationalen umwelt- und entwicklungspolitischen Programmen
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V70158
ISBN (eBook)
9783638614788
Dateigröße
413 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sustainable, Development, Leitidee, Programmen
Arbeit zitieren
Anja Penndorf (Autor:in), 2006, Sustainable Development - Leitidee von internationalen umwelt- und entwicklungspolitischen Programmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70158

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