Diese Arbeit untersucht die Traumpassagen in Arthur Schnitzlers Novelle "Fräulein Else", wobei auch Sigmund Freuds "Die Traumdeutung" zur Analyse herangezogen wird.
"Wie merkwürdig meine Stimme klingt. Bin das ich, die da redet? Träume ich vielleicht?" Mit diesen Worten macht Fräulein Else in der gleichnamigen Monolognovelle von Arthur Schnitzler auf eine Thematik aufmerksam, die mit Hinblick auf die Psychoanalyse von großer Bedeutung ist: der Traum. Dieser taucht im Text wiederholt auf, allerdings in unterschiedlich wirkenden Formen: In einer Passage hat Else offenbar einen eindeutig als solchen identifizierbaren Traum im Schlaf, an vielen anderen Stellen scheint sie Tagträume zu haben, welche sich als Vorstellungen äußern. Eine außerordentlich umstrittene Stelle ist das Ende der Novelle: Hier taucht die Frage auf, ob Else stirbt und dadurch eventuell in einen traumartigen Zustand verfällt, oder ob sie lediglich schläft bzw. in die Bewusstlosigkeit übergeht und es sich somit bloß um einen gewöhnlichen Schlaftraum handelt. Die Tatsache, dass sich diese Frage offensichtlich nicht eindeutig klären lässt, scheint u.a. an einer fehlenden Außenperspektive zu liegen: Die gesamte Erzählung ist in Monologform verfasst und legt das Geschehen somit ausschließlich aus der Sicht der Protagonistin dar.
Da der Monolog ferner auch ausschlaggebend für die Sicht auf die Träume bzw. traumartigen Passagen ist, soll er im Folgenden unter diesem Aspekt untersucht werden. Ebenfalls wird ein genauerer Blick auf die verschiedenen o.g. Traumformen geworfen, hierbei soll v.a. das Ende von Fräulein Else und die Frage nach Traum oder Tod genauer beleuchtet werden. Dazu werden diverse Positionen verschiedener Literaturwissenschaftler*innen herangezogen. Zudem erscheint es angemessen, eine sich mit der Deutung von Träumen befassende Theorie miteinzubeziehen, um herauszufinden, welche Textpassagen tatsächlich Träume darstellen könnten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der innere Monolog in Fräulein Else
- Träume und traumartige Passagen
- Der Schlaftraum
- Die Tagträume
- Traum oder Tod? - Das Ende von Fräulein Else
- Elses Ohnmachtszustand
- Elses Zustand nach Einnahme des Veronals
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Träumen und traumartigen Zuständen in Arthur Schnitzlers Novelle „Fräulein Else“, insbesondere im Kontext des inneren Monologs. Die Analyse fokussiert auf die unterschiedlichen Arten von Träumen (Schlaf- und Tagträume) und die vielschichtige Interpretation des Erzählschlusses. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der subjektiven Perspektive und die Anwendung psychoanalytischer Theorien zur Interpretation der Träume.
- Der innere Monolog als narrative Technik in „Fräulein Else“
- Unterscheidung zwischen Schlaf- und Tagträumen in der Novelle
- Die Deutung des Endes: Traum oder Tod?
- Anwendung psychoanalytischer Theorien (Freud) zur Traumdeutung
- Die Rolle der subjektiven Wahrnehmung und die Grenzen der objektiven Darstellung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Traumdarstellung in Arthur Schnitzlers „Fräulein Else“ ein. Sie hebt die Bedeutung des Traums im Kontext der Psychoanalyse hervor und benennt die zentralen Fragen der Arbeit: die Unterscheidung verschiedener Traumformen (Schlaf- und Tagträume) innerhalb des Textes und die Interpretation des ambivalenten Erzählendes, welches die Frage nach Traum oder Tod aufwirft. Die Einleitung skizziert den methodischen Ansatz der Analyse, der den inneren Monolog und psychoanalytische Theorien einbezieht, um die Traumsequenzen zu deuten.
Der innere Monolog in Fräulein Else: Dieses Kapitel analysiert den inneren Monolog als zentrale narrative Technik in Schnitzlers Novelle. Es diskutiert die „totale Subjektivierung“ und „Verinnerlichung“, die durch diesen Stil erreicht wird, und beleuchtet gleichzeitig die eingeschränkte, aber nicht völlig fehlende Darstellung der Außenwelt. Die Arbeit vergleicht die Interpretationen von Grote und Günther zum inneren Monolog und verweist auf Freuds Gedanken zur Schwierigkeit, Träume korrekt wiederzugeben. Der Aspekt des „Stream of Consciousness“ wird eingeführt und im Hinblick auf die Darstellung von Elses Bewusstseinsstrom am Ende der Novelle bewertet, um den Vorteil der direkten Darstellung der Träume im Inneren Monolog herauszuarbeiten.
Träume und traumartige Passagen: Dieses Kapitel befasst sich mit den verschiedenen Traumformen in der Novelle – Schlafträume und Tagträume – und analysiert deren Funktion und Bedeutung im Kontext der Handlung. Es wird auf die unterschiedlichen Darstellungsweisen hingewiesen, die die Unterscheidung erschweren, und auf die Frage eingegangen, wie diese Träume mit den psychologischen Zuständen der Protagonistin in Verbindung stehen.
Traum oder Tod? - Das Ende von Fräulein Else: Das Kapitel konzentriert sich auf die vielschichtige und offene Interpretation des Erzählendes. Es erörtert die Ambivalenz des Endes und diskutiert die Frage, ob Elses Zustand als Tod oder als traumartiger Zustand zu interpretieren ist. Hier wird die Bedeutung der fehlenden Außenperspektive im inneren Monolog und der Einfluss der subjektiven Wahrnehmung auf die Interpretation des Schlussbildes diskutiert. Verschiedene literaturwissenschaftliche Positionen zur Deutung dieses Endes werden hier ebenfalls in Betracht gezogen.
Schlüsselwörter
Arthur Schnitzler, Fräulein Else, Innerer Monolog, Traum, Tagtraum, Schlaftraum, Psychoanalyse, Sigmund Freud, Tod, Bewusstlosigkeit, Subjektivität, Erzählperspektive, Traumdeutung, Moderne Literatur.
Häufig gestellte Fragen zu Arthur Schnitzlers "Fräulein Else"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung von Träumen und traumartigen Zuständen in Arthur Schnitzlers Novelle "Fräulein Else", insbesondere im Kontext des inneren Monologs. Der Fokus liegt auf der Unterscheidung zwischen Schlaf- und Tagträumen und der Interpretation des ambivalenten Erzählendes, das die Frage nach Traum oder Tod aufwirft.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Analyse verwendet den inneren Monolog als zentrale narrative Technik und bezieht psychoanalytische Theorien, hauptsächlich von Sigmund Freud, zur Traumdeutung mit ein. Die Arbeit berücksichtigt auch verschiedene literaturwissenschaftliche Interpretationen.
Welche Themen werden im Einzelnen untersucht?
Die Arbeit untersucht den inneren Monolog als narrative Technik, die Unterscheidung zwischen Schlaf- und Tagträumen in der Novelle, die Deutung des ambivalenten Endes (Traum oder Tod?), die Anwendung psychoanalytischer Theorien zur Traumdeutung und die Rolle der subjektiven Wahrnehmung und der Grenzen der objektiven Darstellung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit besteht aus einer Einleitung, Kapiteln zum inneren Monolog in "Fräulein Else", zu Träumen und traumartigen Passagen (mit Unterteilung in Schlaf- und Tagträume), einem Kapitel zum Schluss der Novelle ("Traum oder Tod?") und einem Fazit. Jedes Kapitel fasst die Kernaussagen zusammen.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Analyse des inneren Monologs?
Die Analyse des inneren Monologs betont dessen Bedeutung für die "totale Subjektivierung" und die Darstellung von Elses Bewusstseinsstrom. Sie vergleicht verschiedene Interpretationen des inneren Monologs und diskutiert die Schwierigkeiten, Träume korrekt wiederzugeben.
Wie werden Schlaf- und Tagträume in der Novelle unterschieden und interpretiert?
Die Arbeit untersucht die verschiedenen Darstellungsweisen von Schlaf- und Tagträumen und analysiert deren Funktion und Bedeutung im Kontext der Handlung und Elses psychischem Zustand. Die Unterscheidung kann aufgrund der Darstellungsweise schwierig sein.
Wie wird das Ende der Novelle interpretiert?
Das Ende der Novelle wird als ambivalent und offen interpretiert. Die Arbeit diskutiert ausführlich die Frage, ob Elses Zustand am Ende als Tod oder traumartiger Zustand zu verstehen ist, und berücksichtigt verschiedene literaturwissenschaftliche Positionen zu dieser Frage.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Arthur Schnitzler, Fräulein Else, Innerer Monolog, Traum, Tagtraum, Schlaftraum, Psychoanalyse, Sigmund Freud, Tod, Bewusstlosigkeit, Subjektivität, Erzählperspektive, Traumdeutung, Moderne Literatur.
- Arbeit zitieren
- Scarlett Rostalski (Autor:in), 2019, Traum, Ohnmacht, Tod? Traumartige Passagen in Arthur Schnitzlers "Fräulein Else", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/703201