Exegese einer Bibelstelle Hiob 6,1-6,13


Hausarbeit (Hauptseminar), 2019

13 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung.

2. Hiob

3. ExegesederBibelstelle 6,1-13
3.1. Erster Leseeindruck und Inhalt
3.2. Literarische und sprachliche Analyse

4. Interpretation

5. Didaktische Uberlegung fur den Religionsunterricht

6. Fazit

7. Personliche Reflektion

8.Quellen

l.Einleitung

Quer durch alle Jahrhunderte hindurch waren es immer die gleichen elementaren Fragen, die die Menschheit bewegten. Auch Hiob stellte vor tausenden von Jahren einige Fragen. Das Buch Hiob beschreibt einen rechtschaffenden und gerechten Mann, der von Gott schwere Prufungen auferlegt bekommen hat und fiihrt bei Lesern wie vermutlich kein zweiter Text unserer kulturellen Uberlieferung dazu, dass sie sich mit existenziellen und fundamentalen Themen wie dem Sinn des Lebens oder aber auch der Frage nach der Theodizee auseinandersetzen.

Auch Schuler/-innen stellen sich ahnliche Fragen wie Hiob vor tausenden von Jahren. „Warum lasst Gott das zu?", „Womit habe ich das verdient", „Warum lasst Gott Kriege zu, in denen so viele unschuldige Menschen sterben?" Angestoften werden diese Uberlegungen der SuS durch individuelle Erfahrungen von Tod, Krankheit oder Verlust.

Doch wie spricht man mit SuS uber diese komplexen Themen? Festgehalten werden kann, dass das Sprechen von Gott „ureigenster Bestandteil christlicher Religion" (Korneck 2014, S.147) und daher untrennbar mit dem Bildungsauftrag von Theologielehrern und -lehrerinnen verbunden. Dabei ist das Sprechen von Gott gerade fiir den Religionspadagogen keine einfache Sache, da Gott sich schwer in Worte oder Bilder packen lasst. Der Theologe Gerd Theiften bringt dies mit folgender Aussage auf den Punkt „Gott ist mehr als alle Formeln in denen er sich uns entzieht" (Theiften 2012, S.60). Gerade in unserer heutigen Zeit und Gesellschaft ergibt sich aus den besonderen Bedurfnissen von Schulern und Schulerinnen heraus, die Notwendigkeit von Gott zu sprechen (Vgl. Korneck 2014, S.145). Religionspadagogen haben dabei eine zweifache Verantwortung. Zum einen istes ihre Aufgabe SuS in ihrer Lebenswelt abzuholen und die Themen, die sie im Alltag beschaftigen mit den Inhalten unseres Faches zu verknupfen. In Bezug auf Hiob bedeutet dies konkret SuS einen Zugang zum Bibeltext zu ermoglichen, sie dabei anzuleiten ihn aufzuarbeiten und fachliches Wissen zu vermitteln urn ein tieferes Verstandnis fur den Text und seine Motive zu erreichen. Zum anderen stehen Religionspadagogen in der Verantwortung SuS zu zeigen, wie sie aus diesem Bibeltext konkret etwas fur sich mitnehmen konnen, was sie auch im Alltag anwenden konnen. „Wie gehe ich mit Ruckschlagen oder Krisen urn?". Die Frage nach dem „Warum?" kann das Buch Hiob nicht losen. Konkret bedeutet dies, dass SuS stattdessen lernen, dass Leid zum Leben gehort, ein rechtschaffener Lebenswandel kein Garant dafur ist, dass man von Ungerechtigkeit und Schicksalsschlagen verschont bleibt und ihnen gleichzeitig Strategien mit an die Hand zu geben, die zur Uberwindung einer Krisenerfahrung fuhren konnen.

Die Exegese eines Bibeltextes kann dabei helfen Aussagen, Inhalte, historische oder textliche Zusammenhange besser zu verstehen und fur die Glaubenspraxis auszulegen. Nachdem ich im Seminar gemeinsam mit einer Kommilitonin religionsdidaktische Uberlegungen zu Hiob 2,11-7,21 prasentiert habe, mochte ich nun Hiob 6,1-13 exegetisch aufarbeiten. Urn diese in der Tiefe verstehen zu konnen wird in einem ersten Schritt das Buch Hiob naher beleuchtet in Bezug auf die Verfasserschaft, die Person „Hiob" und die Rahmenerzahlung, urn in einem nachsten Schritt die Rede Hiobs 6,1-13 besser analysieren zu konnen. In einem letzten Schritt wird eine Methode dargestellt, die Religionslehrern und -lehrerinnen anwenden konnen, urn Schulern und Schulerinnen die Auseinandersetzung mit Bibelstellen zu vereinfachen.

2. Hiob

Das Buch Hiob ist Teil der Weisheitsliteratur des Alten Testaments. Das Wort „Weisheitsliteratur" weist schon auf den Lehrcharakter des Buches hin und sieht in ihm vor allem eine ..Auseinandersetzung urn Geltung und Krise des Tun-Ergehen-Zusammenhangs" (Ebach, 1996, XI). Die Idee: „Tu Gutes und dir widerfahrt Gutes" wird bei Hiob stark kritisiert, destruiert und ein Stuck weit relativiert. In 42 Kapiteln wird der Lebens- und Leidensweg Hiobs' oder auch Jjobs'" dargestellt. Reden verschiedener Personen in Versform (Poesie) werden im Buch Hiob von einer Rahmenhandlung eingefasst. Epilog und Prolog sind in Prosa verfasst. Der Autor ist unbekannt. Salomo oder Mose wurden als mogliche Verfasser des Buches in Betracht gezogen, allerdings sind die Indizien, die die Verfasserschaft einer konkreten Person zuschreiben konnten, zu gering.

Ebenfalls weist Ebach (1996) darauf hin, dass viele Gelehrte daran zweifeln, ob Hiob eine real existierende, historische Person darstellt. Laut Ebach wurden viele Gelehrte das Buch Hiob eher als eine Gleichung, eine Erzahlung oder Dichtung ohne Realitatsgehalt verstehen.

Andere wiederrum sind der Auffassung, dass Hiob eine historische Gestalt ist, uber deren Lebenszeit und Lebensweg es viele unterschiedliche Auffassungen gibt (Vgl., Ebach, 1996, S. IXf.)

Das erste Kapitel zeichnet ein Bild von Hiob, so dass die Person des Hiob fur uns greifbar und erfahrbar wird und wir als Leser uns mit ihr identifizieren konnen. Hiob wird zu Beginn als „fromm und rechtschaffen, gottesfurchtig und mied das Bose" (Hi, 1,1) beschrieben. Hiob ist Ehemann, Vater von zehn Kindern, besitzt Haus, Hof, Knechte und Tiere. Er geniefit ein hervorragendes Ansehen und wird als sehr groftzugig beschrieben. Besonders hervorgehoben wird seine Frommigkeit und seine Gottesfurchtigkeit. Hiob bringt Gott zahlrieche Brandopfer dar. So hebt Gottes Wort: „Seinesgleichen gibt es nicht auf der Erde" (Hi, 1,8) die Besonderheit und Einzigartigkeit Hiobs hervor.

Der Teufel rat Gott Hiobs Glauben und Gottesliebe auf die Probe zu stellen. Halt Hiob immer noch an seinem Glauben fest, wenn man ihm alles nimmt? Gott lasst dem Teufel freie Hand. Und so geschah es, dass der fromme, rechtschaffende Hiob eine Reihe grausiger Schicksalsschlage uber sich ergehen lassen muss. Er verliert Vieh, Knechte, Besitz, seine Kinder und erkrankt schwer. Angesichts des plotzlichen und vernichtenden Verlustes - Kinder, Diener, Herden, all sein Hab und Gut - reagiert Hiob zunachst mit tiefer Trauer und Anerkennung der Souveranitat Gottes. „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen; der Name des Herrn sei gelobt! Bei alledem sundigte Hiob nicht und verhielt sich nicht ungebuhrlich gegen Gott" (Hi, 1,21-22).

Hiobs Leid ist also auf einen Wettstreit zwischen Gott und Satan zuruckzufuhren. Weder Hiob noch seine Freunde wissen davon, sodass sich alle bemuhen, Leid aus der Perspektive ihrer Unwissenheit zu erklaren, bis Hiob schlieftlich in nichts anderem als dem Glauben an Gottes Gute und der Hoffnung auf seine Erlosung zur Ruhe kommt. Dass Gott sein Vertrauen rechtfertigte, ist die grofte zentrale Botschaft des Buches. Wenn es keine rationalen oder gar biblischen Erklarungen fur Katastrophen und Leid mehr gibt, hilft nur das Vertrauen in Gott. Diese Moglichkeit ernsthaft in Betracht zu Ziehen, wird dem Leser hier auf eindruckliche Art und Weise vermittelt.

3. Exegese der Bibelstelle 6,1-13

1 Da antwortete Ijob und sprach: 2 Ach, wurde doch mein Gram gewogen, legte man auf die Waage auch mein Leid! 3 Denn nun ist es schwerer als der Sand des Meeres, darum waren meine Worte unbedacht. 4 Die Pfeile des Allmachtigen stecken in mir, mein Geist hat ihr Gift getrunken, Gottes Schrecken stellen sich gegen mich. 5 Schreit denn der Wildesel, wenn er Gras hat, oder brullt das Rind, wenn es sein Futter hat? 6 Isst man denn ungesalzene Speise? Oder ist Geschmack im Saft der Malve? 7 Ich straube mich, daran zu ruhren, das alles ist mir wie verdorbenes Brot. 8 Kame doch, was ich begehre, und gabe Gott, was ich erhoffe. 9 Und wollte Gott mich doch zermalmen, seine Hand erheben, urn mich abzuschneiden;10 das ware noch ein Trost fur mich; ich hupfte auf im Leid, mit dem er mich nicht schont. Denn ich habe die Worte des Heiligen nicht verleugnet. 11 Was ist meine Kraft, dass ich aushalten konnte, wann kommt mein Ende, dass ich mich gedulde? 12 Ist meine Kraft denn Felsenkraft, ist mein Fleisch denn aus Erz? 13 Gibt es keine Hilfe mehr fur mich, ist mir jede Rettung entschwunden?

Mithilfe des Kommentars von Jurgen Ebach („Streiten mit Gott- Hiob", 1996) und Uwe Becker's Leitfaden zur Exegese (Exegese des Men Testaments, 2011) wird eine Exegese der abgebildeten Bibelstelle durchgefuhrt.

3.1. Erster Leseeindruck und Inhalt

Die Rede Hiobs hilft dem Leser sich besser mit Hiob zu identifizieren und in seine Gedanken und Gefuhlswelt einzutauchen. Man ist naher am Geschehen dran und fiihlt Hiob Leiden, die Wut und den Schmerz mit und stellt sich unweigerlich dieselben Fragen wie Hiob. Hiob wird zur Identifikationsfigur. Hiobs Reaktion verrat uns viel uber seine Einstellungen. Trotz des zu Unrecht erfahrenen Leides halt er fest an seinem Glauben fest. Seine Freunde sind der Uberzeugung, dass dieses Leid einen Grund hatte, der in Hiobs Verhalten zu finden sei. Denn sonst hatte Gott dieses Unheil nicht zugelassen. Hiob wehrt sich in der Rede gegen die Anschuldigungen und beharrt darauf, dass er nicht gesundigt habe und daher auch keine Schuld an dem Unheil tragen wurde. Er betont, dass er bereit sei sich eines Besseren belehren zu lassen, sofern seine Freunde Argumente aufweisen konnen, die schlussig erscheinen. Die Rede musste ich mehrfach lesen urn sie verstehen zu konnen. Das liegt zum einen an der altertumlichen Ausdrucksweise, zum anderen daran, dass es fur das Verstandnis und die Analyse unabdingbar ist die Rede Elifas zuvor studiert zu haben. Die zentralen Themen „ Gerechtigkeit/Unrecht" und „ Beziehung zu Gott/Gottesbild" werden in dieser Rede aufgegriffen.

3.2. Literarische und sprachliche Analyse

Hiob 6,1-30 stellt eine Rede Hiobs dar. Sie bezieht sich auf die Rede Elifas in Hiob 4,1-5,27 und ist daher als Gegenrede zu betrachten. Man kann das Ganze als eine Art Debatte sehen. Hiob antwortet Elifas bzw. stellvertretend den Freunden als Gruppe. Betrachtet man Hiob 4,1-5,27 genauer, so fallt auf, dass Hiob in seiner Rede nicht explizit auf alle vorgetragenen Thesen und Punkte von Elifas eingeht, sondern nur einige der Punkte aufgegriffen werden.

Die Rede lasst sich inhaltlich grob in zwei Teile gliedern. Im ersten Abschnitt (Hi, 6,1-13) spricht er uber sich und sein Schicksal, im zweiten Abschnitt (Hi, 6,14-30) wird das Hauptaugenmerk auf das Verhalten der Freunde gelegt.

Den ersten Abschnitt kann man ebenfalls nochmal untergliedern. In Hiob 6,1-6,7 sieht Hiob Gott als Verursacher seiner Leiden. Hiob erlebt laut Ebach „Gott als Feind, der ihn geradezu mit militarischen Mitteln bekampft, ihn mit Giftpfeilen beschieftt" und „Schrecken gegen ihn anrucken lasst" (Ebach, 1996, S. 70f.). In Hiob 6,8-13 auftert Hiob dann den Wunsch durch Gottes Hand sterben zu durfen. Gott solle ihn zu Staub zermalmen (Hi, 6,9). Hiob 6,1-13 wird im folgenden Kapitel exegetisch untersucht. Nach einem kurzen einleitenden Satz (Hi, 6,1) beginnt der Monolog Hiobs in der ersten Person. Formanalytisch betrachtet stellt Hiob viele rhetorische Fragen. Er arbeitet mit Metaphern und bildhaften Vergleichen, die beim Leser starke, bildhafte Assoziationen hervorrufen und seine Situation und seine Gedanken noch eindringlicher darstellen. Bereits der erste Leseeindruck hat dem Leser verraten wie es urn die Gefuhlslage Hiobs steht. Die Rede ist keine rein nuchterne Darlegung von Argumenten. Vielmehr bricht in ihr das Entsetzen, die Wut und die Betroffenheit uber das von Elifas Gesagte und das erfahrene Leid aus Hiob heraus.

Als literarische Gattung ist folglich „die Klage" zu erkennen. Ihr liegt ein poetischer Text zugrunde.

Laut Schonemann stellt die Klage den „Konfliktfall von Glaube und Erfahrung dar" ( Schonemann, 2012, Klage (AT)). Man kann die Klage in der Klage den Wunsch und die Forderung nach einem „guten", „heilvoll zugewandten" Gott sehen, der seinen Verheiftungen treu bleibt und erfahrenes Unrecht wieder gut macht.

[...]

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Details

Titel
Exegese einer Bibelstelle Hiob 6,1-6,13
Hochschule
Pädagogische Hochschule Heidelberg  (Institut für Theologie und Philosophie)
Veranstaltung
Hiob im Religionsunterricht
Note
1,0
Jahr
2019
Seiten
13
Katalognummer
V704581
ISBN (eBook)
9783346188496
ISBN (Buch)
9783346188502
Sprache
Deutsch
Schlagworte
exegese, bibel, hiob, theologie, katholische Theologie, religion, didaktik, Religionsunterricht
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Exegese einer Bibelstelle Hiob 6,1-6,13, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/704581

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