Ein glatzköpfiger, alter Mann mit einer Löwenhaut um den Rücken, eine Keule in der rechten Hand, einen gespannten Bogen in der linken Hand zieht eine große Menge an Menschen nach sich, die alle an den Ohren gefesselt sind. Die Ketten sind leicht und fein, aus Gold und Bernstein gearbeitet und an der Zunge des alten Mannes befestigt. Es wäre ihnen daher ein Leichtes sich loszureißen, aber sie folgen ihm munter und fröhlich in voller Bewunderung. Dieses Bild des Hercules gallicus wurde in einem der ersten gedruckten Bücher in französischer Sprache Champ fleury von Geoffroy Tory aus dem Jahre 1529 entdeckt und steht seit jeher als das Sinnbild der Sprache.1 Der Hercules gallicus ist die Finesse, die Eleganz und die gesellschaftliche Anmut, durch die das Französische seine Sprecher an sich zu binden vermag und somit steht dieses klassische Bild der Hörigkeit als Allegorie für die Rolle des Französischen und der Beredsamkeit in Frankreich. Die Stellung, die das Französische auch heute noch hat, verdankt es nicht der Zahl seiner Sprecher, sondern dieser Feinheit, dieser Eleganz, dieser gesellschaftlichen Anmut.
In der vorliegenden Hausarbeit soll nun ein geschichtlicher Rückblick der französischen Sprachpolitik gezeigt werden, wobei besonderer Wert auf wichtige Ereignisse, wie unter anderem die Französische Revolution (1789) und die Julimonarchie (1830) gelegt werden soll. Des weiteren erfolgt ein Abriss bezüglich der Sprachgesetzte des 20. Jahrhunderts, dem Status als Weltsprache und dem Verhältnis zum Englischen. Es soll dargestellt werden, welche politischen Maßnahmen der Staat Frankreich ergriffen hat, um eine einheitliche Nationalsprache zu schaffen, diese im Landesinneren durchzusetzen und sie in der ganzen Welt als Kultursprache bekannt zu machen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Staat und Sprache von der Vergangenheit bis zur Gegenwart
- Die Sprachsituation vor 1789
- Sprachpolitik während der Französischen Revolution und im napoleonischen Empire
- Sprachpolitik im 19. Jahrhundert
- Die Krise des Französischen im 20. Jahrhundert
- Die Sprachgesetze von 1975 und 1994
- Loi Bas-Lauriol und Loi Toubon
- Reaktionen
- Le Dictionnaire des termes officiels de la langue francaise (16.3.1994)
- Fazit: Die Französische Sprachpolitik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit beleuchtet die Geschichte der französischen Sprachpolitik und analysiert deren Entwicklung von der Vergangenheit bis zur Gegenwart. Sie untersucht wichtige Ereignisse wie die Französische Revolution und die Julimonarchie, die die Sprachpolitik maßgeblich beeinflusst haben. Darüber hinaus werden die Sprachgesetze des 20. Jahrhunderts, der Status des Französischen als Weltsprache sowie das Verhältnis zum Englischen behandelt. Die Arbeit zeigt auf, welche politischen Maßnahmen der französische Staat ergriffen hat, um eine einheitliche Nationalsprache zu schaffen und diese sowohl im Landesinneren durchzusetzen als auch international zu etablieren.
- Die Rolle des Französischen als Sprache der Macht und der Kultur
- Die Entwicklung der französischen Sprachpolitik im Wandel der Geschichte
- Die Bedeutung der Französischen Revolution für die Durchsetzung einer einheitlichen Nationalsprache
- Die Herausforderungen der Sprachpolitik im 20. Jahrhundert: Die Krise des Französischen und der Einfluss des Englischen
- Die französischen Sprachgesetze von 1975 und 1994: Ziele, Inhalte und Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt mit einem Bild des Hercules gallicus als Symbol der französischen Sprache ein. Es wird hervorgehoben, dass die Bedeutung des Französischen nicht auf der Anzahl seiner Sprecher beruht, sondern auf seiner Finesse, Eleganz und gesellschaftlichen Anmut. Die Hausarbeit soll einen geschichtlichen Rückblick auf die französische Sprachpolitik bieten und dabei insbesondere auf wichtige Ereignisse wie die Französische Revolution und die Julimonarchie eingehen. Darüber hinaus wird ein Abriss zu den Sprachgesetzen des 20. Jahrhunderts, dem Status als Weltsprache und dem Verhältnis zum Englischen gegeben.
Staat und Sprache von der Vergangenheit bis zur Gegenwart
Die Sprachsituation vor 1789
Dieses Kapitel beleuchtet die enge Verbindung zwischen der Geschichte des Französischen und der französischen Monarchie. Es wird deutlich, dass das Französische, obwohl nicht der schönste Dialekt der Langue d'oïl, den Status des Dialekts der Macht innehatte. Die Begegnung mit der italienischen Kultur im 15. Jahrhundert, insbesondere mit klassischer Gelehrsamkeit und Druckerkunst, führte zu einem wachsenden Bedürfnis nach Normierung der französischen Sprache. Francois I. befahl im Jahr 1539 die Verwendung des Französischen in gerichtlichen Schriftstücken und Verwaltungsdokumenten anstelle des Lateins. Die Académie française, gegründet von Richelieu im Jahre 1635, spielte eine entscheidende Rolle bei der Standardisierung der Sprache, indem sie eine Grammatik und ein Wörterbuch mit den Normen des Französischen definierte.
Sprachpolitik während der Französischen Revolution und im napoleonischen Empire
Dieses Kapitel beleuchtet die ideologische Übertreffung der Weltgeltung der französischen Sprache während der Französischen Revolution. Französischsprachigkeit wurde zu einem der wichtigsten Instrumente der Herrschaft und zur sprachpolitischen Zielstellung jedes Bürgers. Obwohl die Ausbreitung von Regionalsprachen vor 1789 bereits zurückgegangen war, waren immer noch Millionen von Franzosen der Nationalsprache nicht mächtig. Ziel der Revolution war es, durch eine einheitliche Sprache eine Einheit der Nation zu schaffen, ohne Rücksicht auf die Eliminierung von Regionalsprachen. Das Französische sollte als „,langue de la liberté“ und „,langue nationale\" etabliert werden und in allen sozialen Schichten durchgesetzt werden.
Die Sprachgesetze von 1975 und 1994
Loi Bas-Lauriol und Loi Toubon
Dieses Kapitel behandelt die beiden wichtigen Sprachgesetze von 1975 (Loi Bas-Lauriol) und 1994 (Loi Toubon). Die Loi Bas-Lauriol zielte darauf ab, den Gebrauch des Französischen in der Werbung, im öffentlichen Raum und im Bildungsbereich zu fördern. Die Loi Toubon, die als Reaktion auf die zunehmende Anglisierung der französischen Sprache erlassen wurde, erweiterte die Regelungen und verschärfte die Sanktionen für die Verwendung von Fremdwörtern.
Schlüsselwörter
Französische Sprachpolitik, Nationalsprache, Regionalsprachen, Französische Revolution, Julimonarchie, Sprachgesetze, Weltsprache, Anglisierung, Loi Bas-Lauriol, Loi Toubon, Académie française.
- Arbeit zitieren
- Kristin Freitag (Autor:in), 2005, Die französische Sprachpolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70487