Die vorliegende Arbeit beschreibt als Ausgangslage ein zweiteiliges Problem, wonach die Situation des Ökosystems Erde bedroht ist und gleichzeitig in Deutschland die Bürger immer weniger Interesse an Umweltschutz zeigen. Daraus wird die Tatsache abgeleitet, dass zwischen Umwelteinstellungen und Umweltverhalten eine Handlungslücke vorliegt, die näher untersucht werden soll und die als Dissonanz bezeichnet wird.
Anhand von sieben Forschungsfragen nach umweltrelevanten Kognitionen wird das Thema problematisiert. Die Kapitel 2 und 3 verschaffen dem Leser einen Überblick über die bisherige Umweltbewusstseinsforschung sowie über verschiedene Theorien der Einstellungs- und Verhaltensforschung. Als theoretische Basis der Arbeit wird dabei die Theorie der kognitiven Dissonanz von Leon Festinger identifiziert und anschließend in Kapitel 4 ausführlich dargestellt.
Die empirische Auswertung des Datensatzes „Umweltbewusstsein in Deutschland 2002“ in Kapitel 5 ergibt, dass im Umweltthemenfeld „Konsum“ zwar Dissonanz herrscht, weil die Einstellungen umweltverträglicher ausgeprägt sind als das Konsumverhalten. Aber gleichzeitig weisen sehr viele Befragte sowohl eine umweltverträgliche Einstellung als auch ein umweltverträgliches Konsumverhalten auf. Es herrscht also zwischen Einstellung und Verhalten Dissonanz, die sich im Wesentlichen in der umweltverträglichen Hälfte der Skala abspielt.
Bei den Befragten sind im Umweltthemenfeld „Ökosteuer / Zahlungsbereitschaft“ die Verhaltenswerte im Sinne von Zahlungsbereitschaft umweltverträglicher als die Einstellungswerte zur Ökosteuer. Außerdem sind Einstellung und Verhalten sehr heterogen in der Bevölkerung verteilt, weil offensichtlich kein gesellschaftlicher Konsens über die Bedeutung der Ökosteuer für den Umweltschutz besteht.
Der Weg zu umweltverträglicheren Einstellungs- und Verhaltenskognitionen kann mittels verschiedener umweltökonomischer Maßnahmen und Instrumente beschritten werden, die in Kapitel 6 vorgestellt werden.
Insgesamt ist festzuhalten, dass das Umweltbewusstsein bei den Bürgern je nach Umweltthemenfeld sehr unterschiedlich ausgeprägt ist, und dass „Schubladendenken“ vorherrscht: Die Menschen sehen keine übergeordnete Verbindung zwischen den einzelnen Umweltthemen. Doch einige Ansätze zu umweltverträglichen Einstellungs- und Verhaltenskognitionen können in der empirischen Untersuchung herausgearbeitet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problem
- Sigmund Jähn: Planet Erde bewahren!
- Bedeutung der Umwelt für den Menschen
- Gefahren für die Umwelt vorhanden
- Erkenntnisse und Empfehlungen des IPCC
- Klimaschutz-Protokoll von Kyoto
- Phasen der Umweltpolitik
- Bürger an Umweltschutz immer weniger interessiert
- Was ist Umweltbewusstsein?
- Einstellung und Verhalten des Bürgers im Mittelpunkt
- Fazit: Problem zweiteilig
- Forschungsfragen
- Theoretischer Ansatz
- Kognitionen
- Umweltbewusstsein
- Konsonanz bzw. Dissonanz
- Verhaltensänderungen
- Gliederung
- Forschungsstand in der Umweltbewusstseinsforschung
- Genereller Ansatz
- Studientypen
- Bisherige Forschungsergebnisse
- Überblick über die Einstellungs- und Verhaltenstheorien
- Politische Einstellung und Umwelteinstellung vergleichbar?
- Ökopsychologie
- Ökologische Psychologie
- Umweltpsychologie
- Watson: Behaviorismus und Stimulus-Response
- Festinger: Kognitive Dissonanz
- Ajzen: Dreikomponenten-Modell
- Zaller: Receive - Accept - Sample
- Noelle-Neumann: Schweigespirale
- Minimalismus
- Converse: Belief-Systems
- Lodge/Taber: Urteilsheuristiken
- Schemata
- Frames bzw. Elitendiskurse
- Rational Choice
- Theorie der kognitiven Dissonanz
- Kognitionen
- Definition
- Zustandekommen von Kognitionen
- Wichtigkeit von Kognitionen
- Konsonanz und Dissonanz
- Beziehungen
- Entstehung von Dissonanz
- Verringerung von Dissonanz
- Vermeidung von Dissonanz
- Stärke der Dissonanz
- Psychischer Druck
- Druckreduzierung
- Änderung des Verhaltens
- Änderung der Realität
- Änderung des Wissens
- Änderungswiderstände
- Forcierte Einwilligung
- Androhen einer Strafe
- Anbieten einer Belohnung
- Höhe der Strafe bzw. Belohnung
- Zwischenfazit
- Auswertung und Diskussion der empirischen Daten
- Hypothesen
- Datenmaterial
- Datensatz
- Nomenklatur
- Qualität der Daten
- Messfehler
- Gewichtung nach Ost/West
- Variablen
- Unabhängige und abhängige Variablen
- Vorhandene und ausgewählte Variablen
- Themenfelder
- Konsum
- Ökosteuer / Zahlungsbereitschaft
- Klimaschutz
- Nachhaltigkeit
- Naturschutz
- Verkehr
- Thematische Indizes
- Messung der Dissonanz
- Differenzen
- Multiple Regressionsanalysen
- Umweltbewusstseins-Typen
- Zwischenfazit
- Änderung von Einstellung und Verhalten
- Anreizsystem
- Akteure
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der kognitiven Dissonanz im Umweltbewusstsein der Deutschen. Sie untersucht, wie Einstellungen und Verhaltensweisen im Bereich des Umweltschutzes zusammenhängen und welche Faktoren Einfluss auf die Entstehung von Dissonanz haben. Die Arbeit will dazu beitragen, die theoretischen Grundlagen der kognitiven Dissonanztheorie auf das Feld der Umweltbewusstseinsforschung anzuwenden und ein tieferes Verständnis für die komplexen Zusammenhänge zwischen Einstellungen, Verhalten und Umwelt zu gewinnen.
- Kognitive Dissonanz im Umweltbewusstsein
- Zusammenhang zwischen Einstellungen und Verhalten im Umweltschutz
- Einflussfaktoren auf die Entstehung von Dissonanz
- Anwendung der kognitiven Dissonanztheorie auf die Umweltbewusstseinsforschung
- Verständnis der Beziehung zwischen Einstellungen, Verhalten und Umwelt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die Problematik des Umweltschutzes in Deutschland. Es werden wichtige Erkenntnisse und Empfehlungen des IPCC sowie das Klimaschutz-Protokoll von Kyoto vorgestellt. Die Forschungsfragen werden formuliert und der theoretische Ansatz der Arbeit erläutert. Im zweiten Kapitel wird der Forschungsstand in der Umweltbewusstseinsforschung dargestellt, wobei der generelle Ansatz sowie Studientypen und bisherige Forschungsergebnisse beleuchtet werden.
Das dritte Kapitel bietet einen Überblick über die Einstellungs- und Verhaltenstheorien, die für die Arbeit relevant sind. Es werden Theorien wie Ökopsychologie, Behaviorismus, kognitive Dissonanz, das Dreikomponenten-Modell von Ajzen, die Schweigespirale von Noelle-Neumann, Minimalismus, Belief-Systems, Urteilsheuristiken, Schemata, Frames und Rational Choice betrachtet.
Das vierte Kapitel widmet sich der Theorie der kognitiven Dissonanz. Es werden die Definition, das Zustandekommen und die Wichtigkeit von Kognitionen sowie die Beziehungen zwischen Konsonanz und Dissonanz erläutert. Die Entstehung, Verringerung und Vermeidung von Dissonanz werden dargestellt, und die Stärke der Dissonanz wird untersucht. Abschließend wird der psychische Druck und dessen Reduzierung durch Verhaltensänderung, Änderung der Realität oder Änderung des Wissens behandelt.
Schlüsselwörter
Umweltbewusstsein, Kognitive Dissonanz, Einstellungen, Verhalten, Umweltschutz, Dissonanztheorie, IPCC, Kyoto-Protokoll, Ökopsychologie, Behaviorismus, Stimulus-Response, Dreikomponenten-Modell, Schweigespirale, Belief-Systems, Urteilsheuristiken, Schemata, Frames, Rational Choice, Forschungsstand, empirische Daten, Analysen, Deutschland.
- Arbeit zitieren
- M.A. Matthias von Herrmann (Autor:in), 2006, Kognitive Dissonanz im Umweltbewusstsein der Deutschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70518