Die Große Proletarische Kulturrevolution war wohl mit der blutigen Zerschlagung des Studentenprotests am Platz des Himmlischen Friedens 1989 dasjenige Kapitel in der neueren Geschichte Chinas, das die gesamte Welt am meisten bewegt hat. Die Bilder von Rotgardisten, die sich an die ‚Maobibel’ klammernd ‚Klassenfeinde’ bekämpfen, stehen für diese Episode – obwohl, wie Stéphane Courtois in einem Auszug aus seinem Schwarzbuch des Kommunismus darlegt, es nie das ‚erklärte Ziel der Kulturrevolution’ gewesen sei ‚eine
bestimmte Schicht der Bevölkerung auszurotten’ (vgl. Courtois S. 571). Was war aber das ‚erklärte Ziel der Kulturrevolution’ und: ist es überhaupt angebracht, von einem solchen Ziel auszugehen oder hat sich die Kulturrevolution nicht erst gerade definiert durch die
Interessenwidersprüche und Machtrangeleien auf oberster Parteiebene? Im Folgenden versuche ich anhand des vorliegenden Textes und weiterer herangezogener Literatur dieser Frage nachzugehen und sie zu diskutieren.
Courtois beschäftigt sich eingehend mit den offensichtlichsten Akteuren der KR – mit Mao Zedong und den Roten Garden. Mit dem desaströsem Ausgang des Großen Sprungs hatte Mao zum größten Teil das Vertrauen der Landbevölkerung eingebüßt und auch der Unterstützung der Intellektuellen war er seit den Säuberungen 1957 verlustig gegangen. Für eine (allerdings von ihm gelenkte) Revolution von unten, die seine politischen Konkurrenten ausschalten und ihn zurück zur Macht verhelfen sollte, mußte er auf den (übrigens sehr
großen) Teil der Bevölkerung ausweichen, der zu jung war, als daß er die oben genannten Ereignisse hätte miterleben können und dessen Frust sich weniger gegen seine Person als auf die Partei als solche richtete. Mangelhafte Schulbildung aufgrund ängstlicher Lehrer und glorifizierende Erzählungen über den Langen Marsch und andere Heldentaten der Kommunisten taten ihr Übriges. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Überlegung zur Kulturrevolution
- Die Akteure der KR
- Maos Zielsetzung
- Lin Biao
- Jiang Qing
- Die Sinnlosigkeit des Unternehmens Kulturrevolution
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay setzt sich mit der Großen Proletarischen Kulturrevolution in China auseinander. Er untersucht die Motivationen der beteiligten Akteure und hinterfragt die Existenz eines konkreten Ziels der Revolution. Im Fokus steht dabei die Frage, ob die Kulturrevolution eine gezielte Aktion mit einem klaren Ziel war oder eher ein chaotischer Prozess, der durch die Interessenwidersprüche und Machtkämpfe auf oberster Parteiebene angetrieben wurde.
- Die Rolle von Mao Zedong und den Roten Garden
- Die Motivationen von Lin Biao und Jiang Qing
- Das Konzept des "beherrschten Chaos" als Zielsetzung
- Die Folgen der Kulturrevolution für die chinesische Gesellschaft
- Die Frage nach der Sinnlosigkeit der Kulturrevolution
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Akteure der KR: Der Essay identifiziert die wichtigsten Akteure der Kulturrevolution: Mao Zedong, die Roten Garden, Lin Biao und Jiang Qing. Es werden die jeweiligen Motivationen und Ziele der Akteure beleuchtet.
- Maos Zielsetzung: Der Essay hinterfragt, ob Mao Zedong ein bestimmtes Ziel mit der Kulturrevolution verfolgt hat. Es wird die Idee des "beherrschten Chaos" als mögliche Zielsetzung diskutiert.
- Lin Biao: Der Essay beschreibt Lin Biaos Position als zweiter Mann in der Parteiharchie und sein Interesse an einer Stärkung des Militärs. Es wird die Frage aufgeworfen, ob Lin Biao eine eigene Rolle in der Kulturrevolution spielte.
- Jiang Qing: Der Essay schildert die Ambitionen von Jiang Qing, der Frau von Mao Zedong. Es wird ihr Streben nach politischer und künstlerischer Anerkennung beleuchtet und ihr Verhältnis zu Lin Biao thematisiert.
- Die Sinnlosigkeit des Unternehmens Kulturrevolution: Der Essay argumentiert, dass die Kulturrevolution durch die individuellen Interessen der Akteure geprägt war und kein eindeutiges Ziel verfolgte. Es werden die Folgen des Chaos und der Willkür für die chinesische Gesellschaft dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Kulturrevolution, Mao Zedong, Rote Garden, Lin Biao, Jiang Qing, "beherrschtes Chaos", Interessenwidersprüche, Machtkämpfe, politische Willkür, Chaos, Sinnlosigkeit, chinesische Gesellschaft
- Arbeit zitieren
- Rike Pätzold (Autor:in), 2006, Überlegung zur Kulturrevolution, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70606