Die letzte Veröffentlichung der Arbeitslosenzahlen schockten ein weiteres mal Arbeitnehmer und Politiker. Über vier Millionen Arbeitslose im bundesdeutschen Raum werden vor allem der verfehlten Arbeitspolitik der Regierung angelastet, eine Reaktion, die im Vorfeld des Wahlkampfes zwar normal, aber nicht ausreichend für eine Erklärung ist. Diese hohe Zahl an potentiellen, vom Arbeitsmarkt ausgeschlossenen Arbeitskräften ist nicht ausschließlich rückführbar auf eine Politik, die unzureichende Maßnahmen der Bekämpfung unternommen hätte, was keinen Freispruch der bundesdeutschen Regierung darstellen soll. Eine Wirtschaft, die seit Jahren in einer konjunkturellen Flaute vor sich hin kriselt - und das weltweit - ist die Ursache dieses massiven Anstiegs der Arbeitslosenzahlen, eine Ursache also, der mit Maßnahmen unserer heutigen Politik nicht beizukommen ist, die lediglich "Flickschusterei" betreiben kann, Löcher scheinbar verschließt, die wo anders neu entstehen.
Arbeit im Sinne einer Vollbeschäftigung scheint für immer weniger Menschen realisierbar zu sein. Vollarbeit - ein Grundphänomen unserer heutigen Gesellschaft - scheint mehr und mehr unbrauchbar und überflüssig zu werden. Dieses Phänomen ist nicht erst seit den 1970er Jahren bekannt - dem Jahrzehnt, in dem die Welt erstmals nach dem letzten großen Krieg und nach einer Periode unbegrenzt scheinendem wirtschaftlichen Aufschwungs von einer Wirtschaftskrise globalen Ausmaßes erschüttert wurde. Hannah Ahrendt prognostizierte bereits in den 1950er Jahren das Verschwinden der Arbeit aus der heutigen Arbeitsgesellschaft. Verschiedene Diskussionen in wissenschaftlichen Kreisen der Ökonomie, der Politik und den Sozialwissenschaften beschäftigen sich seither mit der Analyse dieses Problems und versuchen, Lösungsansätze für dieses Dilemma, was unser gesamtes Verständnis von Arbeit, aber auch der ganzen Gesellschaft in Frage stellt, zu finden. Die Zukunftsprognosen, die dabei abgegeben werden, sind sehr differenziert: "Wissenschaftler, Ingenieure und Unternehmer sehen uns am Beginn einer neuen Epoche der Weltgeschichte stehen, in der der Mensch endlich von mühseliger und stumpfsinniger Arbeit befreit sein wird. Skeptischere Leute malen dagegen das düstere Bild einer Zukunft, die geprägt ist von Massenarbeitslosigkeit, weltweiter Armut und sozialen Spannungen" (Rifkin: 24).
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Arbeit als individueller Lebensinhalt – zum Begriff
- Arbeitsmoral und Arbeitsethos das Verständnis der Arbeit in unserer heutigen Gesellschaft
- (Erwerbs-)Arbeit und individueller Lebenslauf – die Strukturen der Ordnung und Sicherheit
- Wie viel Sicherheit garantiert das Erwerbsarbeitssystem in der postmodernen Gesellschaft?
- Leben ohne Erwerbsarbeit
- Zum Begriff
- Die Betroffenen
- Individuelle Folgen von Arbeitslosigkeit
- Gesellschaftliche Konsequenzen von Arbeitslosigkeit
- Die Hintergründe – einige Beispiele
- Die Auflösung der Zeit-Raum-Struktur als Folge der Rationalisierung
- Aussichten für eine Arbeitsgesellschaft ohne Vollbeschäftigung
- Arbeitszeitverkürzung als Patentrezept?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die zunehmende Arbeitslosigkeit als ein mögliches Vorzeichen für eine zukünftige Gesellschaft ohne Vollerwerbsarbeit. Sie befasst sich mit der Problematik der sich verändernden Erwerbsarbeitsgesellschaft und den damit verbundenen Herausforderungen für Individuum und Gesellschaft.
- Bedeutung der Arbeit für den Einzelnen und die Gesellschaft
- Konsequenzen von Arbeitslosigkeit auf individueller und gesellschaftlicher Ebene
- Analyse der Ursachen und Hintergründe der Arbeitslosigkeit
- Diskussion über die Rolle der Rationalisierung und die Auflösung der Zeit-Raum-Struktur
- Möglichkeiten und Herausforderungen einer neuen Gesellschaftskonzeption ohne Vollerwerbsarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die Problematik der hohen Arbeitslosigkeit in den Vordergrund und diskutiert die Frage, ob diese ein Vorbote einer zukünftigen Gesellschaft ohne Vollerwerbsarbeit sein könnte. Sie beleuchtet die Bedeutung der Arbeit in unserer heutigen Gesellschaft und stellt den Wandel des traditionellen Arbeitsbegriffs in den Mittelpunkt.
2. Arbeit als individueller Lebensinhalt – zum Begriff
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Verständnis der Arbeit als individueller Lebensinhalt und untersucht die Bedeutung von Arbeitsmoral und Arbeitsethos in der heutigen Gesellschaft. Des Weiteren werden die Strukturen der Ordnung und Sicherheit im Zusammenhang mit Erwerbsarbeit und ihrem Einfluss auf den individuellen Lebenslauf beleuchtet.
3. Leben ohne Erwerbsarbeit
Das Kapitel widmet sich den Folgen von Arbeitslosigkeit auf individueller und gesellschaftlicher Ebene. Es untersucht die verschiedenen Ursachen und Hintergründe der Arbeitslosigkeit, die sich auch aus der Rationalisierung und Auflösung der Zeit-Raum-Struktur ergeben. Des Weiteren werden die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf die Betroffenen und deren Folgen für die Gesellschaft beleuchtet.
4. Aussichten für eine Arbeitsgesellschaft ohne Vollbeschäftigung
Dieses Kapitel befasst sich mit möglichen Lösungsansätzen für die Problematik der Arbeitslosigkeit. Insbesondere wird die Arbeitszeitverkürzung als ein mögliches Patentrezept diskutiert und deren Potenzial für eine zukunftsfähige Arbeitsgesellschaft ohne Vollbeschäftigung bewertet.
Schlüsselwörter
Arbeitslosigkeit, Erwerbsarbeit, Vollbeschäftigung, Gesellschaft, Traditioneller Arbeitsbegriff, Rationalisierung, Zeit-Raum-Struktur, Folgen von Arbeitslosigkeit, Individuum, Gesellschaftskonzeption, Arbeitszeitverkürzung, Zukunft der Arbeit.
- Arbeit zitieren
- Dörte Göhler (Autor:in), 2002, Arbeitslsoigkeit als Vorboten einer zukünftigen Gesellschaft ohne Vollerwerbsarbeit? Zur Problematik einer sich verändernden Erwerbsarbeitsgesellschaft., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7075