Ein typisches Merkmal der Spezies Mensch ist die, im Gegensatz zu vielen anderen Lebewesen, intensive und überaus lange Pflege und „Aufzucht“ seiner Nachkommen. Während manche Tierarten ihren Nachwuchs sofort nach der Geburt abstoßen oder ihre Eier gar in Fremde Nester legen, kümmern sich beim Menschen hingegen die Eltern über viele Jahre hinweg um ihre Kinder. Durch bewusste Erziehung wie sie beim Vermitteln von Werten, Ein-stellungen und Normen geschieht, aber auch unbewusst durch den alltäglichen Umgang zwischen Eltern und Kind erfolgt somit eine Prägung, die einen entscheidenden Einfluss für das weitere Leben aller Beteiligten hat, natürlich vorrangig auf das Kind.
„Kinder, die geliebt werden, werden Erwachsene, die lieben“, besagt ein Sprichwort. In der Tat werden Erfahrungen aus der eigenen Kindheit sowie der Umgang mit und das Verhältnis zu den Eltern später meist auch auf die eigenen Kinder übertragen. Das kennt wohl jeder aus eigener Erfahrung. Die Qualität der Beziehung zwischen beiden Seiten hat aber nicht nur Einfluss auf Handlungsweisen, die übernommen werden, sondern auch auf den allgemeinen Umgang anderen Menschen gegenüber und auf die eigene Psyche.
Darum versuchen Soziologen und Entwicklungspsychologen im Rahmen der familialen Sozialisationsforschung bereits seit mehreren Jahrzehnten Licht ins Dunkel der Beziehung zwischen Eltern und ihren Sprösslingen zu bringen und vor allem aus dem alltäglichen Umgang miteinander beobachtbare und bekannte Tatsachen wissenschaftlich zu erforschen und zu erklären.
Die vorliegende Arbeit versucht, die grundlegenden bisherigen Erkenntnisse über die Relevanz von Eltern-Kind-Beziehungen zusammenzutragen. Besonderes Augenmerk sei dabei auf einen kulturvergleichenden Standpunkt gelegt. Zahlreiche beobachtbare Unterschiede im alltäglichen Leben verschiedener Kulturen veranlassen zu der Annahme, dass diese kulturell bedingten Verschiedenheiten der Völker auch Niederschlag im gegenseitigen Umgang von Eltern und Kindern miteinander und deren Beziehung haben. Wenn dem so ist, ist es wichtig, diese Differenzen zu kennen und sie bei fortführenden kulturvergleichenden Forschungen und vor allem bei der Interpretation derer Ergebnisse zu berücksichtigen. Denn nur so ist es möglich, zu reliablen Erklärungen für psychologische und soziale Phänomene und Zusammenhänge zu gelangen und ferner ein besseres Verständnis für die Gegebenheiten verschiedener Kulturen zu entwickeln.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eltern-Kind-Beziehungen im Familienkontext
- Indikatoren von Eltern-Kind-Beziehungen
- Aufgaben der Familie
- Universelle Merkmale von Eltern-Kind-Beziehungen
- Eltern-Kind-Beziehungen im kulturellen Kontext
- Elterliche Erziehung und Eltern-Kind-Beziehung im Kulturvergleich
- Indikatoren für Eltern-Kind-Beziehungen im Kulturvergleich
- Eltern-Kind-Beziehungen als Teil der Entwicklung in der Lebensspanne
- Abschluss und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Relevanz von Eltern-Kind-Beziehungen und analysiert deren grundlegende Erkenntnisse, wobei der Fokus auf kulturvergleichende Aspekte gelegt wird. Ziel ist es, die kulturspezifischen Unterschiede im Umgang zwischen Eltern und Kindern aufzuzeigen und deren Bedeutung für die Entwicklung der Kinder zu beleuchten.
- Einfluss von Eltern-Kind-Beziehungen auf die Entwicklung des Kindes
- Kulturvergleichende Aspekte von Eltern-Kind-Beziehungen
- Indikatoren zur Messung der Qualität von Eltern-Kind-Beziehungen
- Die Rolle der Familie als Kontext für die Entwicklung des Kindes
- Die Bedeutung von Partizipation und Selbständigkeit in der Eltern-Kind-Beziehung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Eltern-Kind-Beziehungen als prägenden Faktor für die Entwicklung des Kindes. Es wird die Universalität der elterlichen Fürsorge und der Einfluss des familiären Umfelds auf die Persönlichkeitsentwicklung hervorgehoben.
Kapitel zwei betrachtet die Eltern-Kind-Beziehung im Kontext der Familie. Es werden verschiedene Indikatoren zur Messung der Beziehungsqualität vorgestellt, wie beispielsweise Partizipation, Selbständigkeit und Interaktion zwischen Eltern und Kind.
Das dritte Kapitel untersucht die Bedeutung von Eltern-Kind-Beziehungen im kulturellen Kontext. Es werden kulturvergleichende Unterschiede in der Erziehung und im Umgang zwischen Eltern und Kindern beleuchtet und die Bedeutung der kulturellen Prägung für die Entwicklung des Kindes hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Eltern-Kind-Beziehung, Kulturvergleich, Familienkontext, Indikatoren, Partizipation, Selbständigkeit, Erziehung, Entwicklung, Lebensspanne, Sozialisation, Kulturvergleichende Entwicklungspsychologie.
- Quote paper
- Nicole Fleischmann (Author), 2004, Eltern-Kind-Beziehungen aus kulturvergleichender Sicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70818