Die Annahme, dass eine Überaktivität am spezifischen Serotonin- Unterrezeptor 5-HT2A bei der Entstehung von Schizophreniesymptomen beteiligt ist, untersuchten wir, indem wir die neuronalen 5-HT2A Rezeptoren von 22 Versuchspersonen mit dem halluzinogenen Wirkstoff Psilocybin stimulierten. Um die über diesen Rezeptor vermittelte Wirkung überprüfen zu können, verwendeten wir zusätzlich den spezifischen 5-HT2A Antagonisten Ketanserin.
Auf psychologischer Ebene interessierten wir uns für die Defizite des visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnisses da dessen Beeinträchtigung ein robuster Befund bei Patienten mit Schizophrenie ist. Zudem erhoben wir die substanzinduzierten klinischen Symptome mit dem Fragebogen zu aussergewöhnlichen Bewusstseinszuständen (OAV) und dem Brief Psychatric Rating Scale (BPRS).
Auf biologischer Ebene erhoben wir ereigniskorrelierte Potentiale. Bei diesen ist die reduzierte P300 ein etabliertes Merkmal der Schizophrenie.
Die Wirkung des Psilocybins verringerte die Leistung des Arbeitsgedächtnisses. Diese Beeinträchtigung wurde durch den Antagonismus des Ketanserins gedämpft. Wir fanden eine Kausalbeziehung zwischen einer Verflachung der P300 Amplitude und der 5-HT2A-Aktivierung: Durch die agonisierende Wirkung des Psilocybins wurde die Amplitude der P300 verringert. Diese Verringerung wurde durch die antagonistische Wirkung des Ketanserins vollständig aufgehoben. Der Befund wird mit Bezug auf die State - Trait Frage der P300 Reduktion diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 1.1 Der theoretische Hintergrund......
- 1.2 Ziel dieser Studie
- 1.3 Die Ereigniskorrelierten Potentiale..
- 1.3.1 N100
- 1.3.2 N200
- 1.3.3 P300
- 1.4 Das Konzept des Arbeitsgedächtnisses...
- 1.4.1 Definition
- 1.5 Die Komponenten des Arbeitsgedächtnisses....
- 1.5.1 Phonologische Schleife
- 1.5.2 Visuell-räumliches Arbeitsgedächtnis
- 1.5.3 Die zentrale Exekutive
- 1.6 Arbeitsgedächtnis und Schizophrenie.
- 1.7 Neurobiologie des Arbeitsgedächtnisses ..
- 1.7.1 Neurotransmittersysteme
- 1.8 Halluzinogene
- 1.8.1 Klassen und Wirkungsweisen
- 1.9 Gründe für das Experimentieren mit Psilocybin .....
- 1.9.1 Psilocybin und Schizophrenie
- 1.10 Dosierung........
- 1.11 Psychische Effekte von Psilocybin….......
- 1.11.1 Optische Phänomene
- 1.11.2 Ich-Störungen
- 1.11.3 Zeit- und Raumwahrnehmung
- 1.11.4 Änderungen des Gefühlszustandes
- 1.12 Physische Effekte von Psilocybin .....
- 1.13 Geschichtliches zur Verwendung von Psilocybin ............
- 1.14 Ketanserin.
- 1.14.1 Ketanserin und Schizophrenie
- 2 Hypothesen
- 2.1 Ereigniskorrelierte Potentiale.
- 2.2 Arbeitsgedächtnis.
- 2.2.1 Verbesserung oder Verschlechterung?
- 2.2.2 Defizit bei der Kodierung oder der Aufrechterhaltung?
- 3 Methoden
- 3.1 Versuchspersonen.....
- 3.1.1 Magical Ideation Scale
- 3.2 Versuchsablauf.
- 3.2.1 Placebo- / Ketanserin- / Psilocybingabe
- 3.2.2 Verhaltensbewertung
- 3.2.3 EEG Aufnahmen
- 3.2.4 Statistische Analysen
- 4 Resultate
- 4.1 Verhalten.
- 4.1.1 Beobachtbares und berichtetes Erleben der Probandinnen
- 4.1.2 Aussergewöhnliche Bewusstseinszustände- Fragenkatalog
- 4.1.3 Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS)
- 4.1.4 Spatial Working Memory Test
- 4.2 Ereigniskorrelierte Potentiale
- 4.2.1 P300
- 4.3 Korrelationen Neuropsychologie und EKP.
- 5 Diskussion
- 5.1 5-HT2A Überaktivität: Konsistente Befunde..
- 5.1.1 OAV / BPRS: antipsychotische Wirkung der 5-HT2A Blockade
- 5.1.2 Arbeitsgedächtnis: Abnahme unter Psilocybineinwirkung
- 5.1.3 EKG: Normalisierung der P300 durch 5-HT 2A Blockade
- 5.2 5-HT2A Überaktivität: Inkonsistente Befunde?..\n
- 5.3 Fazit und Ausblick..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der psychoaktiven Wirkung von Psilocybin, einem halluzinogenen Wirkstoff, und dessen Einfluss auf die neuronalen 5-HT2A Rezeptoren. Die Studie untersucht die Parallelen zwischen den durch Psilocybin induzierten psychischen und neurophysiologischen Effekten und den Symptomen der Schizophrenie.
- Der Einfluss von Psilocybin auf das visuell-räumliche Arbeitsgedächtnis
- Die Veränderungen der ereigniskorrelierten Potentiale (EKP) unter Psilocybineinwirkung
- Die Rolle des 5-HT2A Rezeptors bei den beobachteten Effekten
- Die Untersuchung der Hypothese, dass eine Überaktivität des 5-HT2A Rezeptors zur Entstehung von Schizophreniesymptomen beitragen könnte
- Die Analyse der Beziehung zwischen neuropsychologischen und elektrophysiologischen Befunden
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Schizophrenie ein und beleuchtet den theoretischen Hintergrund der Studie. Sie beschreibt das Konzept des Arbeitsgedächtnisses, insbesondere seine Bedeutung für die Schizophrenieforschung, und erörtert die Rolle von Neurotransmittern, insbesondere des Serotonins, bei der Entstehung psychischer Erkrankungen. Des Weiteren werden die psychoaktiven Eigenschaften von Psilocybin und die Gründe für die Verwendung dieses Stoffes in der Studie erläutert.
Die Hypothesen des Experiments werden im zweiten Kapitel vorgestellt. Diese umfassen die erwarteten Veränderungen der ereigniskorrelierten Potentiale (EKP) und die Auswirkungen von Psilocybin auf das Arbeitsgedächtnis.
Kapitel 3 beschreibt die Methoden, die in der Studie angewendet wurden, darunter die Auswahl der Versuchspersonen, die Durchführung der Psilocybingabe, die Erhebung neuropsychologischer Daten und die Messung der ereigniskorrelierten Potentiale.
Die Resultate der Studie werden im vierten Kapitel präsentiert. Hier werden die beobachteten Veränderungen des Verhaltens und die Ergebnisse der neuropsychologischen Tests sowie die Daten der ereigniskorrelierten Potentiale dargestellt.
Im fünften Kapitel werden die Resultate der Studie diskutiert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Interpretation der Daten im Kontext der Hypothese einer 5-HT2A Überaktivität bei Schizophrenie. Die Auswirkungen von Psilocybin auf das Arbeitsgedächtnis und die EKP werden eingehend analysiert, und die Bedeutung der gewonnenen Erkenntnisse für das Verständnis der Schizophrenie und die Entwicklung neuer Behandlungsansätze wird beleuchtet.
Schlüsselwörter
Schizophrenie, Psilocybin, 5-HT2A Rezeptor, Arbeitsgedächtnis, Ereigniskorrelierte Potentiale, Neurotransmitter, Halluzinogene, Ketanserin, Neuropsychologie, Elektrophysiologie, psychische Erkrankungen
- Arbeit zitieren
- lic. phil. Beat Bosshart (Autor:in), 2006, Psychoaktive Wirkung von Psilocybin: psychologische und neurophysiologische Parallelen zur Schizophrenie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70853