1. Vorbemerkungen
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Forschung laut Eva Neuland sehr intensiv mit den Zusammenhängen von Gesellschaft und Sprache beschäftigt. Speziell in Großbritannien und in der Bundesrepublik entstanden Arbeiten, die das Problem der Beziehung von Spracherwerb und sozialen Schichten aufgreifen.
In diesen Arbeiten ging man allgemein von der Tatsache aus, dass Kinder aus Arbeiterschichten schlechtere Schulerfolge aufweisen als ihre Altersgenossen aus höheren Gesellschaftsschichten und dass das schichtenspezifische Sprachverhalten eine wichtige Rolle beim Scheitern dieser Kinder spielt.1
Ein wichtiger Vertreter dieses Problembereichs ist der Engländer Basil Bernstein. Er vertritt die Theorie, dass die Unterschicht und die Mittelschicht zwei voneinander verschiedene Sprachen einer gemeinsamen Kultursprache benutzen. Dieser Unterschied liegt nach Bernstein in den schichtspezifischen Sozialbeziehungen begründet. Verschiedene soziale Strukturen schaffen auch verschiedene linguistische Codes. Diese linguistischen Codes bestimmen spezifische Prinzipien der Auswahl aus der gemeinsamen Kultursprache, die beim Individuum ein Planungsverfahren in Gang setzen, das bei der Vorbereitung der Sprachweise leitend wird. Das Erlernen einer Sprechweise bedeutet folglich, dass dem Individuum beim Sprechen und beim Zuhören die Identität seiner sozialen Struktur aufgezwungen wird.2 Im folgenden Absatz soll die Erklärung des Begriffs „soziale Strukturen“ analysiert werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorbemerkungen
2. Soziale Strukturen
2.1 Allgemeine Funktionen von Sprache
2.2 Schicht und Sprache
3. Struktur der Familie
3.1 Die unteren Sozialschichten
3.1.1 Ökologische Lage, Ausbildung und Beruf
3.1.2 Sozialisation innerhalb der Familie
3.1.3 Sozialkontakte außerhalb der Familie
3.2 Die höheren Sozialschichten
3.2.1 Ökologische Lage, Ausbildung und Beruf
3.2.2 Sozialisation innerhalb der Familie
3.2.3 Sozialkontakte außerhalb der Familie
4. Schicht, Sprache und Schulerfolg
5. Schlussbemerkung
6. Literaturverzeichnis
7. Eigenständigkeitserklärung
1. Vorbemerkungen
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Forschung laut Eva Neuland sehr intensiv mit den Zusammenhängen von Gesellschaft und Sprache beschäftigt. Speziell in Großbritannien und in der Bundesrepublik entstanden Arbeiten, die das Problem der Beziehung von Spracherwerb und sozialen Schichten aufgreifen.
In diesen Arbeiten ging man allgemein von der Tatsache aus, dass Kinder aus Arbeiterschichten schlechtere Schulerfolge aufweisen als ihre Altersgenossen aus höheren Gesellschaftsschichten und dass das schichtenspezifische Sprachverhalten eine wichtige Rolle beim Scheitern dieser Kinder spielt.[1]
Ein wichtiger Vertreter dieses Problembereichs ist der Engländer Basil Bernstein. Er vertritt die Theorie, dass die Unterschicht und die Mittelschicht zwei voneinander verschiedene Sprachen einer gemeinsamen Kultursprache benutzen. Dieser Unterschied liegt nach Bernstein in den schichtspezifischen Sozialbeziehungen begründet. Verschiedene soziale Strukturen schaffen auch verschiedene linguistische Codes. Diese linguistischen Codes bestimmen spezifische Prinzipien der Auswahl aus der gemeinsamen Kultursprache, die beim Individuum ein Planungsverfahren in Gang setzen, das bei der Vorbereitung der Sprachweise leitend wird. Das Erlernen einer Sprechweise bedeutet folglich, dass dem Individuum beim Sprechen und beim Zuhören die Identität seiner sozialen Struktur aufgezwungen wird.[2]
Im folgenden Absatz soll die Erklärung des Begriffs „soziale Strukturen“ analysiert werden.
2. Soziale Strukturen
Nach der Sozialisationsforschung wird unsere Gesellschaft gemäß Ammon in eine Unter-, Mittel- und Oberschicht eingeteilt, die wiederum in untere und obere Schichten unterteilt werden.
Die untere und obere Oberschicht wird aufgrund ihrer gesellschaftlichen Macht zur „Elite“ gezählt. Da sie nur einen geringen Prozentsatz darstellt, soll sie hier nicht in Erwägung gezogen werden. Auch heute noch gilt das Prinzip der Trennung von Hand- und Kopfarbeit, wobei den Unterschichten die rein körperliche Arbeit und den Mittelschichten die geistigen Tätigkeiten zugeordnet werden.
Häufige Schichtungskriterien sind- so vermutet die Eva Neuland - unter anderem die Dauer der Ausbildung, die Höhe des monatlichen Einkommens und das Ansehen in der Gesellschaft.
Danach können zum Beispiel einfache Angestellte mit eindeutig körperlicher Tätigkeit sowie ungelernte und auch angelernte Arbeiter zu den Unterschichten gerechnet werden.
Unter „einfachen Angestellten“ werden laut Neuland solche Angestellten verstanden, die mit einfachen Aufgaben vertraut sind, die jedoch ohne eigene Entscheidungsbefugnisse erledigt werden müssen. Weiter können zum Beispiel Verkaufskräfte in Kaufhäusern zu den einfachen Angestellten gezählt werden.
Einige Beispiele für Berufe der Arbeiterschichten sind Bergmann, Verkäufer und Schlosser.
Daneben werden zum Beispiel einfache und höhere Beamte, leitende Angestellte, Selbständige und freie akademische Berufe zu den Mittelschichten gezählt.
Einige Beispiele für Berufe der geistig arbeitenden Schichten sind Lehrer, Jurist, Arzt und Ingenieur.[3]
[...]
[1] vgl. Neuland, Eva: Sprachbarrieren oder Klassensprache? Untersuchungen zum Sprachverhalten im Vorschulalter. Frankfurt am Main 1975. S.23.
[2] vgl. Bernstein, Basil: Soziale Struktur, Sozialisation und Sprachverhalten. Aufsätze 1958-1970. (Schwarze Reihe Nr. 8). Amsterdam 1970. S.62ff.
[3] vgl. Neuland 1975, S.100 ff.
- Arbeit zitieren
- Anna Sarah Bossmann (Autor:in), 2004, Schichtenspezifische Sozialbeziehungen und ihr Einfluss auf die Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70906
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