Leseprobe
Gliederung
1. Einleitung
2. Unterschiede mündlicher und schriftlicher Kommunikation
3. Die Kommunikation in der Novelle “Die missbrauchten Liebesbriefe”
4. Schriftlose Idylle = Ideal; Warum schreibt Keller dann?
5. Quellenangabe
1. Einleitung
Der Anteil der schriftlichen und mündlichen Kommunikation im Alltagsleben hat sich meiner Meinung nach stark verändert. In fast jedem Haushalt ist ein Computer zu finden, der dann auch meistens noch einen Internetanschluss besitzt. Dadurch werden viele Informationen auf dem schriftlichen Wege, per e-mail, ausgetauscht. Wo man früher vielleicht angerufen hätte, wird jetzt eine kurze Nachricht geschrieben.
Der Nachteil ist natürlich genauso wie bei anderen schriftlichen Erzeugnissen, dass die Nachricht nicht unmittelbar beim Empfänger ankommt, sondern zeitverzögert. Daher ist es in einigen Firmen nicht mehr erlaubt, dass die Mitarbeiter untereinander mit e-mails kommunizieren. Es hat sich herausgestellt, dass ein einfacher Anruf schneller geht, denn man bekommt die Antwort auf eine Frage unmittelbar.
Genauso kann Schriftlichkeit auch ausschließen. Wer kein Internet hat oder nicht lesen und schreiben kann, ist in unserer heutigen Gesellschaft bei letzterem kaum lebensfähig bei ersterem nicht aktuell. Lesen und Schreiben muss sich der Mensch zwar erst aneignen, aber die Gesellschaft geht davon aus, dass dieses geschieht, denn zuviel wird darauf aufgebaut.
Es gibt heutzutage soviel Wissen, dass es unmöglich ist für jeden einzelnen Menschen, alles zu behalten. Daher ist es sehr von Vorteil, dass wir gelernt haben zu schreiben, so dass wir unser Gedächtnis nur mit den nötigsten Informationen belasten müssen. Wichtig ist eben nicht, dass man alles weiß, sondern, dass man weiß wo etwas steht.
So kann jeder einen einmal erkannten Sachverhalt oder erforschte Sache nachlesen und muss sie nicht noch einmal versuchen herauszufinden. Nur indem nicht jede Generation erst wieder alles neu erforschen muss, hat eine Gesellschaft die Chance sich weiter zu entwickeln. Denn man kann auf vorhandenem Wissen aufbauen. Alles Schriftliche bleibt über einen längeren Zeitraum bestehen, wenn man es nicht durch äußere Einflüsse vernichtet. Genauso gut kann Geschriebenes aber auch weitergeben werden, so dass Erkenntnisse für die ganze Welt zugänglich sind und nicht nur für Menschen einer bestimmten Region.
Trotzdem ist es sehr wichtig, die mündliche Kommunikation zu erhalten. Denn durch die Schrift ist es sehr leicht, den zwischenmenschlichen Kontakt und somit den Bezug zur Realität zu verlieren. Nur so kann es passieren, dass Kinder den Unterschied zwischen einer Fernsehserie und einem Computerspiel und der Realität nicht ausmachen können.
Das Geschriebene kann der Menschheit zum Vorteil gereichen, wenn sie darüber spricht, also die Sprechfähigkeit nicht verkümmern lässt.
2. Unterschiede mündlicher und schriftlicher Kommunikation
Nach Eric Havelock kennzeichnet die Sprache uns als menschliche Wesen und ist die Grundlage aller menschlichen Kultur (aus Eric A. Havelock: Gesprochener Laut und geschriebenes Zeichen, 1982, S. 84). Trotzdem würden Gesellschaften in denen nicht geschrieben wird, oftmals als rückständig und weniger kulturell angesehen. (Havelock, S. 82) Es würde die Schriftlichkeit mit Intelligenz gleichgesetzt. (Havelock, S. 81)
Dabei wäre uns die Fähigkeit zu Schreiben noch nicht lange eigen. Sie wäre nur ein Augenblick in der Geschichte Mensch und wir müssten sie uns künstlich aneignen. (Havelock, S. 84)
Wie der Begriff Rede schon sagt, werden dabei keinerlei linguistische Aufzeichnungen hinterlassen. (Havelock, S. 84)
Dadurch könnte man die Schrift als eine Art Weiterentwicklung der Sprache sehen. (Havelock, S. 86) Wenn etwas aufgeschrieben wird, kann man es verbessern und ändern. Was einmal gesagt wurde, wird zwar oftmals wieder vergessen, kann aber nicht mehr rückgängig gemacht werden. Genauso wichtig ist es, dass geschriebene Sachen unverändert weitergegeben werden können. So kann zum Beispiel jeder Leser sagen, ob ihm gefällt was er liest oder ob er es anders geschrieben hätte. Allerdings steht dieser Leser meist nicht mehr in direktem Kontakt mit dem Autor des Textes. Das heißt der geschriebene Text wird ab einem bestimmten Zeitpunkt Autorunabhängig. Das nennt man „Autonomen Diskurs“. (aus Walter Ong: Oralität und Literalität, 1982, S. 95)
Ein Text kann nicht befragt werden, wie zum Beispiel diese oder jene Textstelle gemeint ist. Er kann auch nicht angefochten werden und dementsprechend könne man einen Text auch nicht zur Verantwortung ziehen. Auch in der mündlichen Rede gibt es einen „Autonomen Diskurs“, zum Beispiel bei ritualisierten Formeln oder Prophezeiungen, denn da ist der Sprecher lediglich Medium. (Ong, S. 95)
Ansonsten könne man sich in der mündlichen Kommunikation zur Wehr setzen. Oftmals würde „es steht geschrieben“ mit „es ist wahr“ gleichgesetzt. Allerdings kann ein Text nur solange etwas behaupten, wie er existiert. (Ong, S. 95)
Es ist meiner Meinung nach schneller und besser etwas auf dem schriftlichen Wege zu verbreiten als mündlich, was zu früheren Zeit bestimmt für Angst gesorgt hat, dass gegen den jeweiligen Regenten gehetzt wurde oder etwas in der Art. Daher wahrscheinlich die vielen Bücherverbrennungen.
Die Denkfähigkeit eines Menschen stünde in direktem Kontakt zur Sprechfähigkeit, denn diese ist zur unmittelbaren Kommunikation gedacht. ( Havelock, S.89/90)
Das Sprechen wäre ein Akt des Sich - Mitteilens, allerdings müsste man dazu gehört werden. Genauso wie ein Text gelesen werden muss, um seinen Sinn zu erfüllen, existiert die Rede immer in einem interpersonellen Kontext an dem mindestens zwei oder mehr Personen teilnehmen. (Havelock, S. 92)
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