1 Generelle Informationen
1.1 Die Täuferbewegung
Unter den Täufern, auch Anabaptisten oder Wiedertäufer genannt, werden verschiedene religiöse Gruppierungen zusammengefasst, deren Anhänger die Erwachsenentaufe vollzogen. Ihre Bewegung entstand während der Reformation in Europa, insbesondere in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz. Mit ihren teilweise radikalen Ansichten hinsichtlich wesentlicher Aspekte des christlichen Glaubens grenzten sie sich deutlich von Lutheranern und Calvinisten ab.1 Im April 1534 gelang einem extremen Flügel der Täuferbewegung die Einnahme der Stadt Münster und die Errichtung einer Theokratie. Während dieser Zeit wurden Nicht-Anhänger und Kritiker der Wiedertäufer radikal verfolgt. Erst im Juni 1535 konnte die Schreckensherrschaft beendet werden, ihre drei Anführer wurden gefangen genommen und im Januar 1536 zum Tode verurteilt. Eine derart extreme Form des Täufertums blieb zwar eine Seltenheit, generell aber erregten ihre Anhänger immer wieder Aufsehen, weil sie die Rechtmäßigkeit kirchlicher und weltlicher Obrigkeit leugneten. Oftmals der Ketzerei bezichtigt, wurden sie verfolgt und im Extremfall auch zum Tode verurteilt.2
1.2 Calvins Kontakt zu den Täufern
Während seiner Studienjahre hat Calvin vermutlich noch keinen direkten Kontakt zu Täufern, da sie sich in Frankreich zu dieser Zeit nicht so stark verbreitet sind, wie in anderen europäischen Ländern. Er muss aber bereits über die neue Bewegung radikaler Reformatoren, zu denen auch die Täufer zählen, informiert gewesen sein, denn in seiner ersten theologischen Abhandlung „Psychopannychia“, die er 1534 in Orléans schreibt, wehrt er sich gegen die von ihnen verbreitete Lehre des Seelenschlafes.3 Kurz darauf, bedingt durch seine Flucht aus Frankreich und Aufenthalten in Straßburg und Basel, knüpft Calvin erste Kontakte zu den dortigen Reformatoren, die im Kampf gegen die Täufer engagiert sind. Auf diesem Wege lernt er deren Ansichten und Thesen umfassend kennen, wie bereits aus seiner ersten Fassung der Institutio (1536) ersichtlich wird.4
1 Vgl. Artikel „Täufer“ in EKL, Sp.682f.
2 Vgl. ebd., Sp.683f.
3 Näheres hierzu in Kap.3.7 dieser Arbeit.
4 Vgl. Balke [1985], S.10-14.
Inhaltsverzeichnis
- GENERELLE INFORMATIONEN
- Die Täuferbewegung
- Calvins Kontakt zu den Täufern
- DAS SAKRAMENT DER TAUFE
- Der dreifache Dienst der Taufe
- Ablehnung der Nottaufe
- Die Kindertaufe: Größter Streitpunkt mit den Täufern
- Die Position der Täufer
- Beschneidung und Taufe als Zeichen derselben Verheißung
- Stellvertretender Glaube bei der Kindertaufe
- Vorwurf an die Leugner der Kindertaufe
- WEITERE KONFLIKTPUNKTE MIT DEN TÄUFERN
- Sinn und Zweck der Kirchenzucht
- Separatismusvorwurf
- Der perfektionistische Anspruch der Täufer
- Der Eid: Durch die Bibel legitimiert oder nicht?
- Calvins Kritik an den weltflüchtigen Tendenzen der Täufer
- Die unterschiedliche Haltung zur staatlichen Obrigkeit
- Die Lehre vom Seelenschlaf
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Referat untersucht die Auseinandersetzung Johannes Calvins mit der Täuferbewegung. Ziel ist es, Calvins Kritik an den Täufern zu beleuchten und die wichtigsten Punkte des Streits zwischen diesen beiden reformatorischen Strömungen aufzuzeigen.
- Die Bedeutung der Taufe als Sakrament
- Die Rechtfertigung der Kindertaufe
- Die Rolle der Kirche und der staatlichen Obrigkeit
- Die Frage nach dem perfektionistischen Anspruch der Täufer
- Calvins Kritik an der Lehre vom Seelenschlaf
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel gibt einen Überblick über die Täuferbewegung und ihre unterschiedlichen Strömungen. Zudem wird Calvins eigener Kontakt zu den Täufern und der Einfluss auf seine Theologie beleuchtet. Im zweiten Kapitel werden die verschiedenen Aspekte der Taufe, insbesondere Calvins Ablehnung der Nottaufe, und die Diskussion über die Kindertaufe behandelt. Die Positionen beider Seiten werden gegenübergestellt. Der dritte und letzte Teil des Referats behandelt weitere Konfliktpunkte zwischen Calvin und den Täufern. Dazu gehören die Kirchenzucht, die Frage nach dem Eid, Calvins Kritik an weltflüchtigen Tendenzen und die Lehre vom Seelenschlaf.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Referats sind: Johannes Calvin, Täufer, Anabaptisten, Wiedertäufer, Taufe, Kindertaufe, Kirchenzucht, staatliche Obrigkeit, Seelenschlaf, Reformation, Theokratie, Separatismus.
- Arbeit zitieren
- Ricarda Paas (Autor:in), 2005, Johannes Calvin und die Täufer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71156