Die Stadt „mulinhuson“, erstmals 967 in einer Urkunde Ottos II. erwähnt, diente vom 9. bis zum 13. Jahrhundert den deutschen Königen und Kaisern als Pfalzort und stand immer wieder im Zentrum des politischen Geschehens. Seit 1180 war Mühlhausen Reichsstadt (civitas imperatoris); 1348 wurde sie freie Reichsstadt und damit von jeder direkten Herrschaft sowie von regelmäßigen Leistungen der übrigen Reichsstädte wie Beherbergung des Königshofes, Steuerzahlung und Verpflichtung zur Heerfolge befreit. Die Geschichte der Stadt ist schon früh geprägt von den Unabhängigkeitsbestrebungen der Bürgerschaft, die sich bereits 1256 bei der Zerstörung der Pfalzburg zeigten. Heute ist die Stadt in Thüringen vor allem für ihren gut erhaltenen Baubestand berühmt, der unter anderem Teile der mittelalterlichen Stadtbefestigung mit ihren ursprünglich um die 40 Türmen sowie elf Kirchen umfasst. Obwohl das Bild Mühlhausens stark mittelalterlich geprägt ist, spielte die Reichsstadt auch in der Frühen Neuzeit eine wichtige Rolle. Schon der Beiname „Thomas-Müntzer-Stadt“ verweist auf die Bedeutung Mühlhausens im Bauernkrieg.
Nach einer kurzen Charakterisierung der Stadt zu Beginn der Frühen Neuzeit werden - vor dem Hauptthema Kultur - im Kapitel 3 Politik und Konfession betrachtet. Denn in der vorliegenden Arbeit soll der Kulturbegriff nicht auf die „schönen Künste“ und die Wissenschaft beschränkt bleiben, sondern auch die politische und religiöse Kultur mit einschließen. Das scheint auch deshalb sinnvoll, weil die Kultur im engeren Sinne, etwa Malerei oder Musik, im Zusammenhang mit den politischen und konfessionellen Veränderungen im Zuge der Reformation steht. Die gewöhnlich unter „Kultur“ gefassten Bereiche werden im Anschluss in Kapitel 4 behandelt. Dabei wird zum einen Mühlhausens Rang in der Thüringer Musikgeschichte, zum anderen das Schulwesen im Vordergrund stehen. Am Schluss der Arbeit steht eine kurze Betrachtung zu Mühlhausens kultureller Bedeutung in der Frühen Neuzeit.
In der Literatur taucht Mühlhausen vor allem im Zusammenhang mit seiner politischen Rolle als Freie Reichsstadt auf. Die Kultur wird oft nur am Rande angesprochen, es sei denn in Kunst- und Reiseführern, die aber überwiegend mittelalterliche Architektur und Sakralkunst behandeln. Vor allem die Geschichte Thüringens von Patze und Schlesinger gibt einen umfassenden Überblick über Mühlhausen in der Frühen Neuzeit, in Band 4 werden auch besonders kulturelle Aspekte behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung: Soziale, wirtschaftliche und politische Verhältnisse in Mühlhausen
- Mühlhausen im Brennpunkt von religiösen, sozialen und Macht-Konflikten
- Mühlhausen im Zentrum des Bauernkriegs
- Die Folgen des Bauernkriegs: Sühnebrief und Schutzherrschaft
- Schmalkaldischer Krieg und Restitution
- Die endgültige Durchsetzung der Reformation und die neue Blütezeit Mühlhausens
- Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Niedergang der Freien Reichsstadt
- Kultur und Bildung in Mühlhausen unter dem Einfluss der Reformation
- Bildungswesen
- Musik
- Kunst und Architektur
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Kultur der Freien Reichsstadt Mühlhausen im Kontext der Reformation und der Machtpolitik im 16. Jahrhundert. Sie untersucht, wie sich die politischen und religiösen Veränderungen auf die Entwicklung der Kultur in der Stadt auswirkten.
- Die politische und wirtschaftliche Entwicklung Mühlhausens im 16. Jahrhundert
- Die Rolle Mühlhausens im Bauernkrieg und in den Konfessionellen Auseinandersetzungen der Frühen Neuzeit
- Der Einfluss der Reformation auf die Bildung, die Musik und die Kunst in Mühlhausen
- Die kulturelle Bedeutung Mühlhausens in der Frühen Neuzeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen Überblick über die soziale, wirtschaftliche und politische Situation Mühlhausens zu Beginn der Frühen Neuzeit. Das zweite Kapitel analysiert die Rolle Mühlhausens in den großen religiösen und politischen Konflikten des 16. Jahrhunderts, darunter der Bauernkrieg, der Schmalkaldische Krieg und die Restitution. Im dritten Kapitel wird die Entwicklung von Bildung, Musik und Kunst in Mühlhausen im Kontext der Reformation untersucht.
Schlüsselwörter
Freie Reichsstadt, Mühlhausen, Reformation, Bauernkrieg, Machtpolitik, Kultur, Bildung, Musik, Kunst, Architektur, Thüringen, Frühe Neuzeit.
- Quote paper
- Anne Krenzer (Author), 2004, Die freie Reichsstadt Mühlhausen: Kultur im Zeichen von Reformation und Machtpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71180