Um zum Thema dieser Hausarbeit, der Darstellung von „Stadt“ in den Printmedien, insbesondere in der Familienzeitschrift „Gartenlaube“, hinzuführen, soll zunächst ein kurzer Einblick in die Geschichte der Presse im 19. Jahrhundert gegeben werden. Die Entwicklung der Massenpresse vor 1900 steht in engem Zusammenhang mit der Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzenden Verstädterung. Der Zuzug in die Stadt riss bis zum 1. Weltkrieg nicht ab, vollzog sich aber vor allem im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, so dass die Stadtbevölkerung innerhalb von hundert Jahren auf das Sechs- bis Zehnfache anstieg. 1 Hatte die Parteipresse bereits in der Revolution von 1848 eine Rolle gespielt, traten gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Generalanzeiger als „Prototypen der neuen Massenpresse“ 2 vor allem in den Mittel- und Großstädten in den Vordergrund. 3 Die Finanzierung durch Anzeigen 4 , sowie neue Drucktechniken und sinkende Papierpreise machten es möglich, die Zeitungen billiger zu verkaufen. Ein Massenpublikum konnte mit Hilfe der geringeren Preise und der neuen politischen Neutralität erreicht werden. 5 Auch die Vertriebsbedingungen änderten sich. Die Konzentration der Leser in den Städten erleichterte die Verteilung ebenso wie neue Transportmittel. Wurden Zeitungen bisher fast ausschließlich über Abonnements bezogen, kam nun in den Städten der Vertrieb an Kiosks oder durch Straßenverkäufer hinzu. Eine weitere Neuerung bestand darin, dass beim Leser statt einer ideologisch-politischen eine räumliche oder emotionale Bindung zu einem Blatt geschaffen wurde. 6 Noch vor den Tageszeitungen gelang es den meist wöchentlich erscheinenden Zeitschriften, aus denen sich später die Illustrierten entwickeln sollten, bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine breite Leserschaft anzusprechen. Die vorliegende Hausarbeit verwendet als Quelle Die Gartenlaube, die 1853 in Leipzig von dem in liberaler Tradition stehenden Verleger Ernst Keil gegründet wurde. Die Zeitschrift, die bis 1944 erschien, wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten deutschen [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Presse und Stadt vor der Jahrhundertwende
- Printmedien und Stadt - Eine Symbiose?
- Die Gartenlaube – Profil und Erfolgsrezept
- Die Stadt in der Gartenlaube – Ein Überblick
- Spiegelung und Inszenierung der Stadt in der Gartenlaube
- Die Stadt als Fortschritts-Motor - Industrie und Technik
- Die Stadt als Schauspiel – Ausstellungen und Messen
- Die Stadt als Lebensraum - Bürgerstolz und Wohnungsnot
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Darstellung von „Stadt“ in der Familienzeitschrift „Die Gartenlaube“ zwischen 1880 und 1900. Sie untersucht, wie die Zeitschrift das Bild der Stadt für ihre Leser konstruierte und welche Wahrnehmungen von urbanem Leben sie prägte.
- Die Bedeutung der Massenpresse und die Rolle von Printmedien in der Wahrnehmung von Stadt
- Die Entwicklung der Gartenlaube als Medium und ihr Einfluss auf die deutsche Identität
- Die Darstellung von Fortschritt, Technik und urbanem Leben in der Gartenlaube
- Die Inszenierung der Stadt als Bühne für gesellschaftliche Ereignisse und Entwicklungen
- Die Ambivalenz des urbanen Lebens: Bürgerstolz und Wohnungsnot
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Einblick in die Geschichte der Presse im 19. Jahrhundert und ihre enge Verbindung mit der Verstädterung. Sie stellt die Gartenlaube als ein zentrales Medium der Zeit vor und erläutert ihre Bedeutung für die bürgerliche Mittelschicht. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Printmedien und Stadt. Es werden zwei Haupttendenzen aufgezeigt: Zeitungen als Spiegel der Stadt und als aktive Gestalter des Stadtbildes. Das zweite Kapitel widmet sich der Spiegelung und Inszenierung der Stadt in der Gartenlaube. Es analysiert die Darstellung von Industrie, Technik, Ausstellungen und Messen sowie die Beschreibung von urbanem Leben und Wohnungsnot.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Stadtentwicklung, Massenpresse, Familienzeitschrift, Gartenlaube, Spiegelung, Inszenierung, bürgerliche Mittelschicht, Fortschritt, Technik, Ausstellungen, Messen, urbanes Leben, Wohnungsnot.
- Arbeit zitieren
- Anne Krenzer (Autor:in), 2002, Spiegelung und Inszenierung der Stadt in der Zeitschrift "Die Gartenlaube" 1880 bis 1900, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71182