Die Erkenntnisse der vorliegenden empirischen Untersuchung zu Schülerperspektiven
auf Sport und Schule an einem Sportgymnasium lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Ausgegangen wurde von fünf Thesen, die aus den Vorerfahrungen des
Autors, Recherchen einschlägiger Literatur und Indizien aus den geführten Interviews
heraus gebildet wurden.
Es handelt sich dabei zum ersten um die These, dass die sportliche Betätigung eine
sehr gewichtige Rolle in der Bildung von Gruppenidentitäten einnimmt. Jedoch
nicht nur für die Gruppe, sondern auch für das Individuum ist ein analog starker
Einfluss der sportlichen Betätigung festzustellen: diese genießt höchste Priorität im
Beurteilungssystem der Sport Treibenden, so die zweite These. Durch diese sehr
hohe Priorität indiziert, kann die sportliche Betätigung sodann als Strukturgeber (in
Konkurrenz mit weiteren Strukturgebern) wirken, so These 3, wobei es zwischen
den konkurrierenden Bereichen (in den Fällen der Befragten hauptsächlich die
Schule) durchaus und nicht selten zu Kollisionen und daraus erwachsenden Konflikten
kommen kann (These 4). Die letzte und fünfte These setzt sich mit einem der
Resultate der sportlichen Betätigung auseinander, nämlich der durch diese entstehenden
nicht nur subjektiv empfundenen Zeitverknappung im Leben der Sport
Treibenden.
Diese Thesen flossen ein und verdichteten sich jeweils zu fünf spezifischen Mustern,
die zu folgendem ganzheitlichen Modell integriert werden konnten: Der Besuch
eines Sportgymnasiums führt zur Entstehung von für ein Sportgymnasium
spezifischen Spannungsfeldern, die individuell und organisatorisch gelöst werden
müssen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1 Einleitung
- 1.1 Zusammenfassung
- 1.2 Zur Vorgehensweise der Darstellung
- 2 Methodik
- 2.1 Verortung der vorliegenden Untersuchung
- 2.1.1 Qualitative vs. quantitative Forschung
- 2.1.2 Generalisierbarkeit und Qualitätsmerkmale
- 2.1.3 Zur Begründung der Auswahl des Forschungsansatzes
- 2.2 Zur Geschichte der Grounded Theory
- 2.3 Richtlinien und konkrete Vorgehensweise
- 2.4 Begriffliche Verdichtung des Interviewmaterials (Kodieren)
- 2.4.1 Offenes Kodieren
- 2.4.2 Axiales Kodieren
- 2.4.3 Selektives Kodieren
- 2.5 Zur Relevanz der Schülersicht
- 3 Die Interviews - Hintergrundinformationen und Inhalte
- 3.1 Portrait der Schule
- 3.2 Interviews und Leitfaden
- 3.3 Zur Auswahl der interviewten Personen
- 3.4 Anmerkungen zur Transkription
- 4 Darstellung der Ergebnisse
- 4.1 Thesen zum Thema
- 4.1.1 These 1 - Gewichtige Rolle des Sports für Gruppenidentitäten
- 4.1.2 These 2 - Priorität von Sport
- 4.1.3 These 3-Sport als Strukturgeber
- 4.1.4 These 4 - Schule vs. Sport
- 4.1.5 These 5 Sport und Zeitknappheit
- 4.2 Konzept- und Musterbildung
- 4.2.1 Muster 1 - Spannungsfeld Freiheit
- 4.2.1.1 Das Sportgymnasium als Ermöglichung
- 4.2.1.1.a Die Möglichkeit, Sport und Schule/Leben zu verbinden
- 4.2.1.1.b Die Ermöglichung einer Karriere im Bereich Leistungssport
- 4.2.1.1.c Praktisches Vorgehen bei der Ermöglichung
- 4.2.1.2 Das Sportgymnasium als Einschränkung von individueller Freiheit
- 4.2.1.3 Folge des Spannungsfeldes Freiheit: Selbständigkeit
- 4.2.2 Muster 2-Spannungsfeld Psyche
- 4.2.2.1 Sport als Frust
- 4.2.2.2 Sport als Lust
- 4.2.2.3 Strategien des Umgangs
- 4.2.2.3.a Strategie: Umwidmung der sportlichen Betätigung in Freizeit
- 4.2.2.3b ... und noch mehr Sport
- 4.2.3 Muster 3 - Spannungsfeld Identität
- 4.2.3.1 Wir sind besser
- 4.2.3.1.a Es ist schön, bewundert zu werden
- 4.2.3.1.b Irgendwas muss ja an uns sein…
- 4.2.3.1.c Wir werden wie etwas besonderes behandelt
- 4.2.3.1.d ... die sind schon ein bisschen arrogant
- 4.2.3.1.e ... und andere Umgangsformen bekommt man auch
- 4.2.3.2 Scheitern ist möglich
- 4.2.3.2.a Vorhandener Plan B
- 4.2.3.2.b Eingetretene Ernüchterung
- 4.2.3.2.c Gefährdungslagen des Erfolges
- 4.2.4 Muster 4 Spannungsfeld Beziehung
- 4.2.4.1 Förderung von Gemeinschaft
- 4.2.4.1.a Gemeinschaft als Gesamtheit der Sportschüler
- 4.2.4.1.b Gemeinschaft im Sinne von Teilgemeinschaften
- 4.2.4.2 Förderung von Konkurrenz
- 4.2.4.2.a Element Ehrgeiz
- 4.2.4.2.b Element Zielstrebigkeit
- 4.2.5 Muster 5 - Spannungsfeld Zukunft
- 4.2.5.1 Das Sportgymnasium als Vorbereitung auf eine sportliche Karriere
- 4.2.5.2 Das Sportgymnasium als Vorbereitung auf eine berufliche Karriere
- 4.3 Integratives Modell
- 5 Schluss und Ausblick
- 5.1 Zur Reichweite der gewonnen Erkenntnisse
- 5.2 Zur Einordnung der gewonnen Erkenntnisse
- 5.3 Weitere Forschungsbedarfe
- 5.4 Zum Nutzen der gewonnenen Erkenntnisse
- Die Rolle des Sports für Gruppenidentitäten
- Die Priorität von Sport im Schulalltag
- Die Strukturgebungsfunktion des Sports
- Das Spannungsfeld zwischen Schule und Sport
- Die Auswirkungen von Sport und Schule auf die Zukunft der Schüler
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit den Perspektiven von Schülern eines Sportgymnasiums auf Sport und Schule. Das Ziel der Untersuchung ist es, die spezifischen Herausforderungen und Chancen eines Sportgymnasiums aus der Sicht der Schüler zu beleuchten. Die Arbeit analysiert, wie Sport und Schule im Kontext des Sportgymnasiums miteinander interagieren, welche Spannungsfelder sich daraus ergeben und wie die Schüler diese bewältigen.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Schülerperspektiven auf Sport und Schule ein und präsentiert die Forschungsmethodik. Kapitel 2 erläutert die Verortung der Untersuchung im Kontext qualitativer und quantitativer Forschungsansätze und stellt die Grounded Theory als gewählte Methode vor. Es wird die Geschichte der Grounded Theory beleuchtet und die konkreten Vorgehensweisen bei der Analyse von Interviewdaten, wie offenes, axiales und selektives Kodieren, beschrieben. Kapitel 3 gibt einen Überblick über das Sportgymnasium Jena und die durchgeführten Interviews. Der Schwerpunkt liegt auf der Auswahl der Interviewpartner und den verwendeten Interviewleitfäden. Darüber hinaus werden die Anmerkungen zur Transkription der Interviewdaten erläutert. Im vierten Kapitel werden die Ergebnisse der Analyse der Interviewdaten präsentiert und mit Hilfe von Thesen und Mustern interpretiert. Die Ergebnisse zeigen die spezifischen Herausforderungen und Chancen, die mit dem Besuch eines Sportgymnasiums verbunden sind. Das Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven der Schüler auf die Themenfelder Freiheit, Psyche, Identität, Beziehung und Zukunft. In Kapitel 5 werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst und im Kontext bestehender Forschungsliteratur eingeordnet. Es werden weitere Forschungsbedarfe aufgezeigt und der Nutzen der Erkenntnisse für die Praxis diskutiert.
Schlüsselwörter
Schülerperspektiven, Sportgymnasium, Sport und Schule, Grounded Theory, qualitative Forschung, Spannungsfeld, Identität, Freiheit, Psyche, Beziehung, Zukunft, Leistungssport, Karriere.
- Arbeit zitieren
- Kay Giertzuch (Autor:in), 2007, Schülerperspektiven auf Sport und Schule. Die Besonderheiten eines Sportgymnasiums, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71270