Der westafrikanische Islam am Beispiel der Wolof


Hausarbeit, 2005

15 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. EINLEITUNG

2. HINTERGRÜNDE – ZAHLEN UND FAKTEN
2.1. Geographische Gegebenheiten
2.2. Staatsorganisation und Politik
2.3. Die Wolof heute

3. RELIGION – ISLAM ODER HEIDNISCHE TRADITION?
3.1. Islamische Missionierung
3.2. Heidnische Glaubensvorstellungen und –praktiken
3.3. Status Quo

4. DAS LEBEN DER WOLOF
4.1. Lebensstationen
4.2. Bruderschaften
4.2.1. Marabuts
4.3. Riten und Traditionen
4.4. Alltag

5. ZUSAMMENFASSUNG

6. VERWENDETE LITERATUR

Vorwort

Im Rahmen des Proseminars „Islam in Schwarzafrika“ habe ich mich mit dem Volk der Wolof in Senegal und Gambia befasst. Im Gegensatz zum „traditionellen“ Islam, wie er beispielsweise in den arabischen Ländern praktiziert wird, gibt es in der senegambischen Region viele Auffälligkeiten und Besonderheiten, die die Recherche rund um die Wolof interessant und abwechslungsreich gestaltet haben. Die Art und Weise, in der sich der islamische Glaube an der Westküste Afrikas verbreitet und etabliert hat, ist ein einzigartiges Phänomen, über das es zwar viele aufschlussreiche, allerdings auch oftmals voneinander abweichende oder gar gegensätzliche Informationen gibt. Hier habe ich versucht, die essentiellen Angaben herauszufiltern und sie sinnvoll in meinen Text einfließen zu lassen.

1. EINLEITUNG

Das Volk der Wolof, das zu großen Teilen in den westafrikanischen Staaten Senegal und Gambia beheimatet ist, hat eine faszinierende Entwicklung durchlebt: Unter den verschiedensten Einflüssen hat sich eine besondere Form des Islam durchgesetzt, die sich in vielen Punkten vom arabischen Islam unterscheidet. Viele alte Stammesriten und -bräuche scheinen sich nicht aus den Köpfen der Wolof löschen zu lassen und werden stetig von Generation zu Generation weitergegeben. Zusammen mit dem Islam, der eine vergleichsweise junge Errungenschaft der Wolof darstellt, ergibt sich eine Mischung aus Volkstradition und Treue zum Koran, die weltweit einzigartig ist.

Um dieses Phänomen möglichst übersichtlich darzustellen, wird sich die Arbeit zunächst mit den geographischen, politischen und alltäglichen Hintergründen beschäftigen, die das Leben der Wolof bestimmen. Hierdurch soll dem Leser ein allgemeiner Überblick darüber verschafft werden, unter welchen Bedingungen die Wolof leben und inwiefern diese Bedingungen Einfluss auf die Entwicklung des Islam hatten und immer noch haben.

Anschließend soll das Augenmerk auf die tatsächliche Entwicklung des islamischen Glaubens bei den Wolof gerichtet werden. Hier wird die Fragestellung „Islam oder heidnische Tradition?“ dominieren und beide Seiten beleuchten. Welche Bräuche sind seit Jahrhunderten charakteristisch für die Wolof? Wie können diese mit den strikten Regeln des Islam harmonieren?

Schlussendlich soll auch das typische Leben der muslimischen Wolof betrachtet werden. In diesem letzten Teil der Arbeit sollen die Menschen und ihr Alltag im Vordergrund stehen. Hier wird sowohl auf religiöse Lebensstationen eingegangen, als auch auf Traditionen, die aus dem gewöhnlichen Leben der Wolof nicht mehr wegzudenken sind. Auch das Thema der Bruderschaften, welche in den westafrikanischen Ländern mittlerweile fester Bestandteil der Kultur sind, sowie ihre religiösen Führer, die Marabuts, werden an dieser Stelle Erwähnung finden und ihr Einfluss auf die Gesellschaft dargelegt werden.

Generell soll es in dieser Arbeit jedoch darum gehen, den Zusammenhang zwischen Land, Religion bzw. Religionsgemeinschaft und dem einzelnen Wolof zu erörtern.

2. HINTERGRÜNDE – ZAHLEN UND FAKTEN

2.1. Geographische Gegebenheiten

Das Gebiet, in dem die Wolof leben, wird im Norden vom Fluss Senegal begrenzt, welcher die Wolof von den Mauretaniern trennt, im Westen vom Atlantik und im Süden von Gambia. Daraus ergibt sich eine Gesamtfläche von ca. 220 Kilometern von Nord nach Süd und von ca. 150 Kilometern von Ost nach West (Gamble 1967: 11).

Senegal erstreckt sich über eine Fläche von 196.722 km², die von ca. 10,5 Millionen Menschen bewohnt wird (Artikel Senegal unter http://service.spiegel.de/digas/servlet/jahrbuch?L=SEN vom 2.11.04). Die Hauptstadt ist Dakar, die offiziellen Amtssprachen sind sowohl Französisch, was aus der französischen Kolonialzeit resultiert, als auch Wolof. Französisch nimmt aber faktisch eher den Status einer Fremdsprache ein, da nur eine kleine Elite tatsächlich davon Gebrauch macht. Von den ca. 3 Millionen Wolof auf der Welt leben etwa 2,8 Millionen in der so genannten senegambischen Region (Artikel Wolof People unter http://www.wolof.org vom 6.6.06).

Gambia ragt als Enklave in den Staat Senegal hinein und trennt dessen nördlichen Teil vom südlichen. Die Gesamtfläche Gambias beträgt 11.295 km² und wird von ca. 1,5 Millionen Menschen bewohnt (Artikel Gambia unter http://service.spiegel.de/digas/servlet/ jahrbuch?L=GMB vom 2.11.04). Die Haupstadt ist Banjul und die Amtssprache Englisch, was ebenfalls auf die Kolonialzeit zurückzuführen ist, in diesem Fall allerdings auf die britische.

Im Jahr 1981 wurde zwischen Gambia und Senegal eine Konföderation mit dem Namen Senegambia gegründet, welche allerdings acht Jahre später von Senegal wieder gekündigt wurde. 1991 wurde ein neuer Freundschaftsvertrag geschlossen. Es wird vermutet, dass die Wolof wahrscheinlich schon immer in den Gebieten des heutigen Senegal und Gambia beheimatet waren (Artikel Informationen über Gambia unter http://www.hps.ch/gambiainfo.asp vom 3.11.04).

2.2. Staatsorganisation und Politik

Vor der Kolonialisierung gab es unter den Wolof ein monarchisches Regierungssystem, in dem die Mitglieder der hohen Kaste (siehe auch 4.3.) das Land beherrschten. Bedingt durch die Kriege zwischen Muslimen und Heiden Ende des 19. Jahrhunderts wurde das alte System gestürzt, und schließlich von den britischen und französischen Kolonialmächten durch deren Regierungssysteme ersetzt (Gamble 1967: 55).

Sowohl in Senegal als auch in Gambia gibt es Gewaltenteilung und ein Mehrparteiensystem mit allgemeinen Wahlen. Laut seiner Verfassung ist Senegal ein säkularer Staat, was bereits in Artikel 1 deutlich wird: „La Republique du Sénégal est laїque, démocratique et sociale. Elle assure l’égalité devant la loi de tous les citoyens sans distinction d’origine, de race, de sexe, de religion. Elle respecte toutes les croyances“ (zitiert in Loimeier 2001: 50). In Gambia hingegen ist der Islam politisch fester verankert: Die Sharia, in der die Gesetze des Islam zusammengefasst sind, wird als Rechtsquelle für Familienangelegenheiten genutzt und erhält dadurch gewissermaßen Verfassungsrang (Lerch, Artikel Islam und Politik in Westafrika unter www.kas.de/publikationen/2001/2663_dokument.html vom 2.11.04).

Die Gründung von religiösen oder ethnischen Parteien ist in Senegal untersagt; generell orientiert sich das Rechts-, Bildungs- und Parteiensystem am französischen Vorbild. Die Maxime eines freiheitlichen Staates ist unantastbar und spätestens durch die französische Kolonialisierung tief im Wesen Senegals verwurzelt (Lerch, Artikel Islam und Politik in Westafrika unter www.kas.de/publikationen/2001/2663_dokument.html vom 2.11.04).

Die muslimischen Bruderschaften bilden sowohl in Senegal als auch in Gambia eine nahezu isolierte Nebengesellschaft mit erheblichem Einfluss auf die politische Willensbildung der jeweiligen Länder: Durch die Macht der Marabuts über das Wahlverhalten ihrer Anhänger sind die Politiker auf die Zusammenarbeit mit ihnen angewiesen (Lerch, Artikel Islam und Politik in Westafrika unter www.kas.de/publikationen/2001/2663_dokument.html vom 2.11.04). Dennoch hat man keinen direkten Einblick in den Einflussbereich der Marabuts, da sich diese nicht öffentlich zu politischen Themen äußern; ihr Einfluss auf die Politik resultiert vielmehr aus einem Beziehungsgeflecht sowie dem hohen gesellschaftlichen und moralischen Ansehen, das sie genießen (Lerch, Artikel Islam und Politik in Westafrika unter www.kas.de/publikationen/2001/2663_dokument. html vom 2.11.04).

2.3. Die Wolof heute

Die Wolof leben größtenteils in Wüstengebieten und lediglich 35% unter ihnen haben Zugriff auf sauberes Trinkwasser (Artikel Wolof People unter http://www.wolof.org vom 6.6.06). Der Lebensstandard in dieser Region Westafrikas ist sehr niedrig - das geschätzte Bruttoinlandsprodukt in Gambia betrug 1991 pro Kopf etwa 346 US-Dollar. Ein Großteil der erwerbstätigen Wolof arbeitet in der Landwirtschaft: Hauptanbauprodukt und zugleich wichtigstes Exportgut der Region sind Erdnüsse. Der Tourismus gewinnt immer mehr an Bedeutung und zählt heute zu den wichtigsten Wirtschaftsbranchen und Devisenquellen der senegambischen Region (Artikel Informationen über Gambia unter http://www.hps.ch/ gambiainfo.asp vom 3.11.04).

Nur ca. 40% der Wolof können lesen und schreiben, obwohl die meisten Schuleinrichtungen kostenlos zur Verfügung stehen (Artikel Informationen über Gambia unter http://www.hps.ch/gambiainfo.asp vom 3.11.04). Aufgrund der schlechten hygienischen Verhältnisse und dem Mangel an bestimmten Nahrungsmitteln gibt es eine sehr hohe Kindersterblichkeitsrate: In Gambia gibt es derzeit pro 1000 Lebendgeburten etwa 90 Sterbefälle. Die durchschnittliche Lebenserwartung in den Gebieten der Wolof ist eine der niedrigsten der Welt und beträgt ca. 53 Jahre (Artikel Informationen über Gambia unter http://www.hps.ch/gambiainfo.asp vom 3.11.04).

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der westafrikanische Islam am Beispiel der Wolof
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Note
1,0
Jahr
2005
Seiten
15
Katalognummer
V71273
ISBN (eBook)
9783638631525
Dateigröße
418 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Islam, Beispiel, Wolof, Westafrika, Religion
Arbeit zitieren
Anonym, 2005, Der westafrikanische Islam am Beispiel der Wolof, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71273

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