Der Streit zwischen Jansenisten und Jesuiten bewegte lange Zeit nur ihre Anhänger und theologische Gemüter. Die Gnaden- und Prädestinationslehre der Jansenisten setzt sich für die Reformation der katholischen Kirche im Sinne der augustinischen Gnadenlehre und für eine strengere Moral der Christen ein und richtet sich gegen die Kasuistik des katholischen Ordens der Jesuiten. Letztere wurden zu den Hauptgegnern der Jansenisten, mehrfach wurde der Jansenismus von der römischen Kirche verurteilt. Zu Lebzeiten Blaise Pascals waren die Streitereien neu entfacht, den Jansenisten fehlte es an Vertretern, die ihre Lehre populärer gestalten konnten. So entstanden die Provinciales, verfasst in Briefen, in denen ein gewisser Louis de Montalte einem Provincial über die Streitigkeiten zwischen Jesuiten und Jansenisten berichten will. Informationen holt er sich in mehreren Gesprächen mit einem Jesuiten-Père. In dieser Arbeit soll bewiesen werden, dass Blaise Pascal seine Provinciales schrieb, um den Jansenisten mehr Popularität zu verschaffen und um die Jesuiten ins Lächerliche zu ziehen. Der Beweisaufbau erfolgt in zwei Schritten. Im „Hauptteil eins“ werden Beweise aus den Provinciales und ihrer Sekundärliteratur vorgestellt. Näher beleuchtet werden hier die Biographie des Autors, der Aufbau der Provinciales und die Kommunikationsstrategien des Louis de Montalte. Im „Hauptteil zwei“ wird das Kommunikationsfachbuch "Offen gesagt! Das Harvard-Gesprächs-Projekt" der Amerikaner Douglas Stone, Bruce Patton und Sheila Heen auf die Kommunikation des Louis de Montalte mit dem Jesuiten-Père angewendet. Die Autoren stellen Strategien vor, mit denen man schwierige Gespräche besser meistern kann. Bewahrheitet sich die These, dass Louis de Montalte die Funktion hat, die Jesuiten in ihrer Lächerlichkeit darzustellen, so wird sich Montalte in den Gesprächen genau gegen die Strategien der Autoren verhalten. Dies bedeutet, dass die Gespräche so verlaufen, dass kein guter Meinungsaustausch möglich ist. Es geht nicht darum, Informationen zu erlangen, sondern darum, die Meinung des Lesers zu manipulieren. Ob Pascal im Auftrag anderer handelte und nicht aus eigenem Antrieb, wird im Schlusswort erläutert. Ebenso wird kurz darauf eingegangen, ob Pascal sein Ziel, den Leser von der Jesuitenlehre abzubringen, erreicht hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil eins: Beweise aus den Provinciales
- Prägung der Provinciales durch den Autor
- Prägung der Provinciales durch ihre Struktur
- Die Kommunikationsstrategien des Louis de Montalte
- Hauptteil zwei: Beweise aus dem Harvard-Gesprächs-Projekt
- Einleitung: Was ist ein schwieriges Gespräch?
- Die Struktur von schwierigen Gesprächen
- Der Wechsel zur Lernhaltung
- Wie man ein Lerngespräch führt
- Konklusion
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht, ob Blaise Pascal mit seinen Provinciales die Jansenisten unterstützte. Sie analysiert die Kommunikation zwischen Louis de Montalte, dem fiktiven Verfasser der Provinciales, und einem Jesuiten-Père, um herauszufinden, ob Pascal mit seinen Werken die Jesuiten ins Lächerliche ziehen und den Jansenisten mehr Popularität verschaffen wollte.
- Die Rolle der Provinciales im Jansenismus-Streit
- Blaise Pascals Intention beim Verfassen der Provinciales
- Die Kommunikationsstrategien von Louis de Montalte
- Die Anwendung des Harvard-Gesprächs-Projekts auf die Kommunikation in den Provinciales
- Die Bedeutung der Provinciales als einflussreiches Werk im Bereich des Schrifttums
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in den Streit zwischen Jansenisten und Jesuiten ein und stellt die These auf, dass Pascal mit seinen Provinciales die Jesuiten ins Lächerliche zog und den Jansenisten zu mehr Popularität verhalf.
Der erste Hauptteil untersucht die Provinciales aus verschiedenen Perspektiven: Die Biografie Pascals wird beleuchtet, um seine Positionierung im Jansenismus-Streit zu verstehen. Außerdem wird der Aufbau der Provinciales und die Kommunikationsstrategie des Louis de Montalte analysiert.
Der zweite Hauptteil wendet das Kommunikationsfachbuch "Offen gesagt! Das Harvard-Gesprächs-Projekt" auf die Kommunikation zwischen Montalte und dem Jesuiten-Père an, um zu zeigen, wie Pascal mit seinen Provinciales einen neutralen Bericht über den theologischen Streit hätte verfassen können.
Schlüsselwörter
Jansenismus, Jesuiten, Pascal, Provinciales, Louis de Montalte, Harvard-Gesprächs-Projekt, Kommunikation, Rhetorik, Manipulation, Theologische Streitigkeiten, Gnadenlehre, Prädestinationslehre, Katholische Kirche.
- Citar trabajo
- Sonja Breining (Autor), 2001, Im Kampf um Port-Royal - Ob und wieweit Pascal mit seinen Provinciales die Jansenisten unterstützte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7130