Stimme ist Energie. Jeder hat sich schon davon überzeugen können, dass die Stimme
ganz entscheidenden Einfluss auf die Umwandlung von Kräften in der
zwischenmenschlichen Kommunikation besitzt. Sei es um diese Kräfte zu generieren
und weiterzugeben oder um selbige abzuschwächen. Ganz offensichtlich muss die
menschliche Stimme, als „Abfallprodukt“ des Ausatmens, weit mehr
Anwendungsmöglichkeiten als die bloße Entwicklung von Geräuschen besitzen.
Durch die Stimme teilen wir uns mit und nehmen andere wahr. Unabhängig von der
Verständlichkeit der genutzten Sprache informiert man über seinen Gemütszustand,
lehnt ab oder befürwortet, warnt oder besänftigt, motiviert oder langweilt.
Diese Beobachtung lässt sich sogar auf das Tierreich, wo der Inhalt des Gesagten
unberücksichtigt werden kann, erweitern. Es ist unwahrscheinlich, dass
beispielsweise Hunde menschliche Worte verstehen. Trotzdem lassen sie sich so
abrichten, dass sie auf bestimmte, unterschiedliche Kommandos reagieren. Wer sich
einem, möglicherweise aggressiven Tier nähert, versucht es dabei zu beruhigen. Das
geschieht nicht nur durch die Körpersprache, sondern hauptsächlich über den Klang
der Stimme.
Die folgenden Kapitel widmen sich dieser Thematik. Es soll aufgezeigt werden, wie
sich Kommunikation effizienter gestalten lässt. Ausgehend vom Sender – Empfänger
Modell nach Schulz von Thun wird der stimmliche Aspekt dieser Interaktion
betrachtet, um im folgenden Möglichkeiten des bewussten Agierens aufzuzeigen. Die begriffliche Trennung zwischen Sprechen und Hören wird dabei überschritten:
zur Form des Stimmeinsatzes soll die erzielte Wirkung beim Rezipienten,
Möglichkeiten des bewussten Einsatzes und die sensitive Wahrnehmung
angesprochen werden. Die Stimme ist ein Instrument im menschlichen Miteinander
und als solche, wird sie angewendet: intuitiv, ohne Bedienungsanleitung, durch
Nachahmung, bewusst und unbewusst, authentisch oder manipulativ. Man könnte ein
ganzes Buch verwenden, um die brillanten Umwege der Stimme aufzuzeigen, ihren
Besitzer davor zu schützen, erkannt zu werden. Menschen und ihre Stimmen haben
sich darin zu Experten entwickelt, einen harten, aggressiven Gewinner zu verkünden,
um einen verängstigten, unsicheren kleinen Jungen abzuschirmen; Stimmen, die
seufzen oder flüstern, um die Stärke einer Frau zu verkleiden, die unbewusst weiß,
dass sie in einer Männerwelt Schwäche vortäuschen muss, um etwas zu erreichen; [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 1.1 Abgrenzung und Begriffsklärung
- 2. STIMME ALS AUSDRUCKSMITTEL
- 2.1 Wahrnehmung von Stimme
- 2.1.1 Stimmlage
- 2.1.2 Lautstärke
- 2.1.3 Betonung und Artikulation
- 2.2 Exkurs Lachen und Weinen
- 2.2.1 Lachen
- 2.2.2 Weinen
- 3. VERWENDUNG DER STIMME
- 3.1 Bewusster Stimmeinsatz
- 3.1.1 Rapport
- 3.1.2 Freies Sprechen
- 3.2 Stimme und Atmung
- 3.2.1 Schlaffhorst-Andersen Schule
- 3.2.2 Kenley-Methode
- 4. ZUSAMMENFASSUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich der Untersuchung der Stimme als Kommunikationsmittel. Sie zielt darauf ab, die Mechanismen der Stimmwahrnehmung und den Einfluss des Stimmeinsatzes auf die zwischenmenschliche Kommunikation zu erforschen. Dabei werden bewusste und unbewusste Aspekte des Sprechens sowie die Wirkung der Stimme auf den Empfänger beleuchtet.
- Wahrnehmung der Stimme: Stimmlage, Lautstärke, Betonung und Artikulation
- Stimme als Ausdruck von Emotionen: Lachen und Weinen
- Bewusster Stimmeinsatz: Rapport und Freies Sprechen
- Stimme und Atmung: Schlaffhorst-Andersen Schule und Kenley-Methode
- Kommunikative Wirkung des Stimmeinsatzes
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Abgrenzung und Begriffsklärung des Themas. Es wird dargelegt, dass die Arbeit sich auf die Stimmwahrnehmung und den bewussten Stimmeinsatz konzentriert, wobei anatomische, rhetorische und semantische Aspekte nicht im Detail beleuchtet werden. Kapitel 2 untersucht die Stimme als Ausdrucksmittel, wobei die Wahrnehmung der Stimme in ihren verschiedenen Facetten (Stimmlage, Lautstärke, Betonung und Artikulation) im Vordergrund steht. Der Exkurs Lachen und Weinen beleuchtet die Rolle der Stimme bei der emotionalen Kommunikation. Kapitel 3 befasst sich mit der bewussten Verwendung der Stimme. Hier werden verschiedene Ansätze vorgestellt, wie der Stimmeinsatz gezielt eingesetzt werden kann, um Rapport zu erzeugen, freies Sprechen zu ermöglichen und die Stimme durch Atmungstechniken zu optimieren. Das Kapitel 4 fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Schlüsselwörter
Stimme, Wahrnehmung, Kommunikation, Stimmeinsatz, Stimmlage, Lautstärke, Betonung, Artikulation, Lachen, Weinen, Rapport, Freies Sprechen, Atmung, Schlaffhorst-Andersen Schule, Kenley-Methode.
- Arbeit zitieren
- Daniel Büchner (Autor:in), 2002, Stimme und Wahrnehmung - über die o(h)rale Kommunikation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7136