Die Shinui-Partei und Tommy Lapid


Seminararbeit, 2006

16 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Kulturkampf in Israel

3 Die Ultra-Orthodoxen
3.1 Die Haredim
3.2 Die SHAS-Partei

4 Die Shinui-Partei – Geschichte und Ideologie
4.1 Joszef ‚Tomislav’ Lapid
4.2 Shinui und die Ultra-Orthodoxen
4.3 Kritik an der Shinui-Partei
4.4 Der Koalitionsbruch 2004
4.5 Jüngste Entwicklungen

5 Resümee

Literatur- und Quellenverzeichnis

1 Einleitung

Abseits der außenpolitischen Geschehnisse, durch die Israel immer wieder in den Nachrichten vertreten ist, spielte sich während der letzten Jahre auch innenpolitisch so einiges ab, welches, aus bestimmten Gründen auch nicht wirklich von der Außenpolitik getrennt werden, wenngleich es nur indirekt damit zusammenhängt. In der vorliegenden Arbeit werde ich mich mit einer bestimmten Partei befassen, die die israelische Innenpolitik kurz, aber prägnant mitbestimmt hat. Tommy Lapids Shinui-Partei schaffte es bis in die Knesset, erlangte fünf Ministersitze und konnte so, wenn auch nur für kurze Zeit, das Leben in Israel entscheidend mitbestimmen.

Ich möchte in dieser Arbeit der Frage nachgehen, warum so ein Aufstieg möglich war und wo die Gründe dafür zu suchen sind. Des Weiteren möchte ich aber auch untersuchen, wie sich die Lage jetzt darstellt, und warum die Shinui Partei momentan keine allzu große Rolle in der israelischen Innenpolitik mehr spielt.

Dazu werde ich auch kurz auf den Kulturkampf in Israel eingehen, der eng mit der religiösen Ausprägung des Judentums, dem Judaismus in Verbindung steht und dann auch mit der Haltung der Shinui Partei. Dazu ist es meines Erachtens auch wichtig, zu verstehen, wofür die Ultra-Orthodoxen eintreten und warum diese in Israel zum Teil einen besonderen Status genießen, was ich auch in einem eigenen Kapitel erläutern werde. Auch deren wichtigste politische Vertretung, die SHAS-Partei werde ich dabei nicht außer Acht lassen. Anschließend werde ich mich der Shinui-Partei widmen und auch auf die charismatische Führungsperson Tommy Lapid eingehen, dem es meiner Meinung nach auch maßgeblich zu verdanken ist, dass die Shinui-Partei bei zwei Knesset-Wahlen so große Erfolge verzeichnen konnte.

Zudem ist auch interessant, wie die Shinui-Partei sich in der Regierung verhalten hat und wie es bei den darauf folgenden Wahlen um die Partei bestellt war. All dies möchte ich in der vorliegenden Arbeit kurz behandeln. Als verlässliche Quelle für diese Arbeit hat sich einmal mehr das Internet erwiesen, hier vor allem das Online-Archive der Zeitung „Die Zeit“.

Nun möchte ich aber im einleitenden Kapitel kurz die verschiedenen Problematiken der Kulturkampfes in Israel schildern.

2 Kulturkampf in Israel

Ich werde mich in diesem Kapitel eher kurz fassen, da ich mich ja in erster Linie mit der Shinui-Partei befassen werde, allerdings ist es trotzdem unbedingt nötig, auch auf die äußeren Umstände, unter denen diese Partei agierte und unter denen es ihr schließlich auch gelang, fünfzehn Sitze in der Knesset bei den Wahlen von 2003 zu erlangen.

Zahlreiche Cleavages [1] durchziehen die israelische Gesellschaft, aber am tiefsten greift wohl der Gegensatz zwischen den tief-religiösen und den säkularen Juden. Im Rahmen dieser Arbeit möchte ich mich demnach mit einer Partei befassen, die am Höhepunkt dieses Kampfes in Israel fast aus dem Nichts erschien, heute aber wieder fernab jeglicher Bedeutung ist.

Als auslösendes Moment für den Erfolg dieser Partei kann aber der Kulturkampf in Israel herangezogen werden. Alexandra Nocke bezeichnet diesen in ihrem Werk aus dem Jahr 1998 „ Israel heute: Ein Selbstbild im Wandel “ in Anlehnung an das Werk von Samuel Huntington als einen „ inner-gesellschaftlichen ‚Clash of Civilizations’ „ (Nocke 1998, 152). Jetzt möchte ich, wie bereits erwähnt, mich dem israelischen Kampf der Kulturen zwischen der säkularen Bevölkerung und den so genannten Ultra-Orthodoxen widmen, einem bis heute nicht zu unterschätzenden Cleavage innerhalb der israelischen Bevölkerung.

Zudem ist es auch wichtig, zu bedenken, dass man in Israel stets versucht hat, eine „ homogene, jüdische Kultur zu schaffen “, (Zimmermann 1996, 111) was aber letzten Endes nie gelungen ist. Man versuchte europäische Juden mit jenen aus dem arabischen Ländern zusammenzubringen und den Menschen so eine neue, jüdische bzw. israelische Identität „aufzudrücken“. Neuere Versuche hinterfragen aber mittlerweile auch die Hymne und die Flagge, um den Staat nicht allzu „ jüdisch “ werden zu lassen (ebd., 113).

Zudem erachte ich es durchaus für erwähnenswert, dass die ultra-orthodoxen Juden dem Zionismus zwar nicht direkt feindlich aber äußerst kritisch gegenüberstehen, da es sich bei demselben ja um eine säkulare Bewegung zur Besiedlung des Landes handelt.

3 Die Ultra-Orthodoxen

Die Ultra-Orthodoxen stehen in radikalem Gegensatz zum säkularen Mainstream, sie widmen sich den religiösen Geboten und moderner Nationalismus ist für sie fremd. In erster Linie widmen sie sich den drei Prinzipien Am Yisrael, Elohei/Torat Yisrael und Eretz Yisrael[2] und bilden durch die Ausrichtung ihres Lebens in diese Richtung die Basis für ihre kollektive Identität. Das bedeutendste dieser drei Prinzipien ist für die ultra-orthodoxen Juden das zweite: Darauf aufbauend können sie nämlich die Einzigartigkeit sowie die Auserwähltheit des Judentums als Religion begründen.

Vom Rest der jüdisch-israelischen Bevölkerung unterscheiden sich die Ultra-Orthodoxen vor allem durch ihre dunkle Kleidung und dem Tragen einer Kippa. Die aschkenasischen Ultra-Orthodoxen zeichnen sich auch durch die Verwendung der jiddischen Sprache, als Symbol für die religiösen Juden, aus, hebräisch gilt als heilige Sprache und wird nur zum Zwecke der religiösen Kommunikation angewandt (vgl. Ben-Rafael/Peres 61).

Obwohl die Ultra-Orthodoxen nun einerseits den modernen Staat ablehnen, so greifen sie doch auf Gebrauchsgegenstände des modernen Lebens zurück oder organisieren sich auch in politischen Parteien. Sie fühlen sich allen jüdischen Israelis gegenüber in gewisser Weise verantwortlich, da nur sie es ihrer eigenen Meinung nach sind, welche die einzig wahre Religion vertreten. Bis auf einige wenige Ausnahmen, beteiligen sich die ultra-orthodoxen Israelis auch an den Knesset-Wahlen (Ben-Rafael/Peres 2005, 62), was ihnen wiederum ermöglicht, von politischer Seite gewisse Zugeständnisse zu erhalten bzw. auch religiös inspirierte Gesetze durchzubringen oder zumindest zu bewerben (Ben-Rafael/Peres 2005, ebd).

3.1 Die Haredim

Die sephardischen Ultra-Orthodoxen werden als charedim (Haredim) bezeichnet, es handelt sich hierbei um die konservativste Form des orthodoxen Judentums, welche die Halacha befolgen, die auf das gesamte Leben dieser Menschen einwirkt.

Das Leben der Haredim ist sehr auf die Familie bezogen, diese Familien sind in der Regel auch recht groß. Die Kinder studieren die Tora in der Yeshiva[3] und verbleiben dort oft bis zu ihrer Heirat.

[...]


[1] Ashkenasim/Sephardim; Juden/Palästinenser; Frühe Einwanderer/Späte Einwanderer

[2] Das Volk, der Gott/die Lehre und das Land Israel

[3] "Yeshiva" ist der Oberbegriff für ein System von Schulen, dass Lernwilligen aller Altersklassen die Tora, Mishna und den Talmud lehrt.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Shinui-Partei und Tommy Lapid
Hochschule
Universität Salzburg  (Geschichts- und Politikwissenschaft)
Veranstaltung
PS Gesellschaft und Politik in Israel
Note
1
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V71484
ISBN (eBook)
9783638635479
ISBN (Buch)
9783640865147
Dateigröße
501 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Shinui-Partei, Tommy, Lapid, Gesellschaft, Politik, Israel
Arbeit zitieren
Regina Bianchi (Autor:in), 2006, Die Shinui-Partei und Tommy Lapid, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71484

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Shinui-Partei und Tommy Lapid



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden