In verschiedenster Form ist Kunst ein wichtiger Teil in den "Wahlverwandtschaften". Die gesamte Handlungsstruktur ist geprägt von der theoretischen Beschäftigung mit Kunst, ihrer Ausübung und der ästhetischen Präsentation der Figuren.
Ich werde mich in dieser Arbeit auf zwei der Protagonistinnen beschränken: auf Ottilie und Luciane. Für beide spielt Kunst eine entscheidende Rolle und zwar in mehrfacher Hinsicht, wie ich im ersten Teil darstellen werde.
Ottilie hat eine nach innen gerichtete Beziehung zur Kunst, durch sie erfährt sie eine Steigerung und Entwicklung ihrer Persönlichkeit; einerseits durch die Rezeption von Kunst, andererseits durch die praktische Tätigkeit des Malens. Entsprechend ihrem introvertierten Wesen dient ihr die Kunst - auf eine unauffällige, innerliche Art - zu wachsen.
Lucianes Kunstauffassung steht ganz im Gegensatz zu Ottilies. Sie bedient sich der Kunst um das zu erreichen, was ihr Hauptziel ist: im Mittelpunkt der Gesellschaft zu stehen. Mit ungebrochenem Selbstbewußtsein bedient sie sich allen Genren, egal ob sie Talent besitzt oder nicht. Im "lebenden Bild" sieht sie letztendlich ihr Ziel erreicht. Diese Einstellung zur Kunst wird von Ottilie wiederholt kritisiert. Die Figur der Luciane ist als Kontrast, als Negierung Ottilies angelegt ist. Mir stellt sich jedoch die Frage, ob man Luciane mit einer eindimensional negativen Beurteilung gerecht wird. Darum möchte ich den "Luciane Teil" auf seine Bedeutung hin näher untersuchen.
Beide Figuren werden durch die Gesellschaft selbst zum Kunstwerk stilisiert, werden als "Kunst" wahrgenommen. Eine typisch weibliche Problematik, denn in der Kulturgeschichte wird mit dem Weiblichen "Körper", mit dem Männlichen "Geist" verbunden. Ganz in diesem Sinne wird Ottilie zuallererst durch ihr reines Erscheinungsbild, ihre Schönheit wahrgenommen und beurteilt. Und auch die Rolle der Luciane ist geprägt durch diese gesellschaftliche Dichotomie.
Der zweite Teil behandelt die Bedeutung der Kunst für Ottilies Heiligwerdung. In Rahmen der Handlung wird ihre Erhöhung an verschiedenen Stellen durch die Kunst antizipiert, bspw. in der Kapelle oder der Nachstellung der Heiligen Familie im "lebenden Bild". Gleichzeitig wird dies immer wieder dadurch gebrochen, daß es sich nicht um "wahre" Kunst handelt. Kunst ist in den "Wahlverwandtschaften" immer eng verbunden mit Dilettantismus. Diese Verbindung werde ich in Hinblick auf ihre Rolle im Roman darstellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kunst und Charakter: Die Gegenpole Luciane und Ottilie
- Ottilie: Die Entdeckung der Kunst und innerer Wachstum
- Luciane: Kunst als Mittel zum Zweck
- Affen und Heilige
- Sprachlose Kunst: Ottilie und Luciane, Kunstobjekte ihrer Zeit
- Dilettantismus und Erhöhung: Bedeutung der Kunst für die Heiligung Ottilies
- Die Kapelle
- Die Heilige Familie im "lebenden Bild"
- Erhöhung zur Heiligen
- Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Kunst in Goethes „Die Wahlverwandtschaften“, fokussiert auf die Figuren Ottilie und Luciane. Ziel ist es, die gegensätzlichen Beziehungen der beiden Protagonistinnen zur Kunst zu analysieren und deren Bedeutung für ihre Charakterentwicklung und gesellschaftliche Positionierung zu beleuchten. Der Einfluss des Dilettantismus auf die Darstellung von Kunst und deren Verbindung zur „Heiligwerdung“ Ottilies wird ebenfalls thematisiert.
- Gegensätzliche Kunstauffassungen von Ottilie und Luciane
- Kunst als Mittel der Selbstfindung und Persönlichkeitsentwicklung (Ottilie)
- Kunst als Mittel zur gesellschaftlichen Anerkennung (Luciane)
- Dilettantismus und seine Rolle in der Darstellung von Kunst im Roman
- Die Bedeutung von Kunst für Ottilies „Heiligwerdung“
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und beschreibt die zentrale Rolle der Kunst in Goethes „Die Wahlverwandtschaften“. Der Fokus liegt auf den Figuren Ottilie und Luciane, deren gegensätzliche Beziehungen zur Kunst im Mittelpunkt der Analyse stehen. Es wird bereits angedeutet, dass Ottilie die Kunst als Mittel der inneren Entwicklung nutzt, während Luciane sie für gesellschaftliche Zwecke einsetzt. Die Arbeit kündigt eine detailliertere Untersuchung der komplexen Beziehung zwischen Kunst, Charakter und gesellschaftlicher Wahrnehmung an.
2. Kunst und Charakter: Die Gegenpole Luciane und Ottilie: Dieses Kapitel stellt die gegensätzlichen Charaktere Ottilie und Luciane gegenüber und analysiert ihre unterschiedlichen Beziehungen zur Kunst. Ottilie pflegt eine introvertierte, innere Beziehung zur Kunst, die ihr persönliches Wachstum fördert. Im Gegensatz dazu nutzt Luciane die Kunst als Mittel, um gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Anerkennung zu erlangen. Der Kapitel vergleicht ihre Kunstauffassung, ihre unterschiedlichen Vorlieben (Engel vs. Affen) und positioniert Luciane als Kontrastfigur zu Ottilie. Der Text deutet eine kritische Auseinandersetzung mit der traditionellen, eindimensional negativen Beurteilung Lucians an.
3. Dilettantismus und Erhöhung: Bedeutung der Kunst für die Heiligung Ottilies: Dieses Kapitel untersucht die Rolle der Kunst in Ottilies „Heiligwerdung“. Der Roman verbindet Kunst eng mit Dilettantismus, ein Aspekt, der im Kontext von Ottilies Entwicklung analysiert wird. Beispiele wie die Kapelle und die Inszenierung der Heiligen Familie im „lebenden Bild“ werden untersucht, um zu zeigen, wie die Verbindung von Kunst und Dilettantismus Ottilies Weg zur „Heiligung“ beeinflusst. Das Kapitel dürfte analysieren wie die "wahre" Kunst von der dilettantischen unterschieden wird und wie dies Ottilies Entwicklung prägt.
Schlüsselwörter
Die Wahlverwandtschaften, Goethe, Ottilie, Luciane, Kunst, Dilettantismus, Heiligwerdung, Charakterentwicklung, Gesellschaft, ästhetische Präsentation, introvertiert, extrovertiert.
Häufig gestellte Fragen zu "Die Wahlverwandtschaften": Kunst, Charakter und Heiligwerdung
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Rolle der Kunst in Goethes „Die Wahlverwandtschaften“, insbesondere im Hinblick auf die Figuren Ottilie und Luciane. Der Fokus liegt auf dem Vergleich ihrer gegensätzlichen Beziehungen zur Kunst und deren Einfluss auf ihre Charakterentwicklung und gesellschaftliche Positionierung. Die Bedeutung des Dilettantismus und seine Verbindung zur „Heiligwerdung“ Ottilies wird ebenfalls untersucht.
Welche Figuren stehen im Mittelpunkt der Analyse?
Die Hauptfiguren der Analyse sind Ottilie und Luciane. Ihre gegensätzlichen Kunstauffassungen und -praktiken bilden den Kern der Untersuchung. Ottilie nutzt Kunst für innere Entwicklung, Luciane für gesellschaftliche Anerkennung.
Wie unterscheiden sich die Kunstauffassungen von Ottilie und Luciane?
Ottilie pflegt eine introvertierte, innere Beziehung zur Kunst, die ihr persönliches Wachstum fördert. Luciane hingegen nutzt Kunst als Mittel zur gesellschaftlichen Anerkennung und Aufmerksamkeit. Ihre Vorlieben (Ottilie: Engel; Luciane: Affen) symbolisieren diesen Unterschied.
Welche Rolle spielt der Dilettantismus in der Arbeit?
Der Dilettantismus wird als wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit der Darstellung von Kunst und Ottilies „Heiligwerdung“ analysiert. Beispiele wie die Kapelle und die Inszenierung der Heiligen Familie im „lebenden Bild“ veranschaulichen die Verbindung von Kunst und Dilettantismus in ihrer Entwicklung.
Welche Bedeutung hat die Kunst für Ottilies „Heiligwerdung“?
Die Arbeit untersucht, wie die Kunst, auch im Kontext des Dilettantismus, Ottilies Weg zur „Heiligwerdung“ beeinflusst. Es wird analysiert, wie die Verbindung von „wahrer“ und dilettantischer Kunst ihre Entwicklung prägt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über die gegensätzlichen Kunstauffassungen von Ottilie und Luciane, ein Kapitel über Dilettantismus und Ottilies „Heiligwerdung“ und einen Schluss.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Die Wahlverwandtschaften, Goethe, Ottilie, Luciane, Kunst, Dilettantismus, Heiligwerdung, Charakterentwicklung, Gesellschaft, ästhetische Präsentation, introvertiert, extrovertiert.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die gegensätzlichen Beziehungen der beiden Protagonistinnen zur Kunst zu analysieren und deren Bedeutung für ihre Charakterentwicklung und gesellschaftliche Positionierung zu beleuchten. Der Einfluss des Dilettantismus auf die Darstellung von Kunst und dessen Verbindung zur „Heiligwerdung“ Ottilies soll ebenfalls untersucht werden.
- Quote paper
- Katharina Maas (Author), 1997, Die Welt der Bilder - Ottilie, Luciane und die Rolle der Kunst in Johann Wolfgang Goethes „Die Wahlverwandtschaften“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71511