Der Fokus der musikwissenschaftlichen Forschung richtete sich lange Zeit vorwiegend auf musikimmanente akustische Gegebenheiten, auf eine primär tonsatzorientierte Analyse. Heute findet im Zuge einer Ausweitung des musikwissenschaftlichen Erkenntnisinteresses eine methodologische Umorientierung hin auf Analysen auch nicht-akustischer Ausdrucksmittel statt. Aufgrund gravierender gesellschaftlicher Wandlungsprozesse und dadurch bedingt auch der Forschungsgegenstände, hervorgerufen durch Migration, strukturelle Veränderungen von Metropolen, Medien etc., wurde nun auch im Zusammenhang mit den entstandenen Diskussionen des Begriffs Identität und damit der gesteigerten Sensibilität von kulturgeschichtlichen Identitätsfragen die Hinwendung zu einer auf Mentalitätsgeschichte ausgerichteten Kulturwissenschaft eingeleitet. Die musikwissenschaftliche Analyse von Kulturprozessen sollte nun also auch unter Berücksichtigung mentaler Prozesse erfolgen. Repräsentations- und Darstellungsformen wie Spiele, Tänze, Aufzüge, Theaterdarstellungen, aber auch Handlungen und Farben etc., die ja ebenso essentiell für das Gesamtrepertoire von Kulturmustern sind und deren Einübung und Wiederholung identifikatorische Prozesse steuern, werden zu mentalitätsgeschichtlichen Forschungsgegenständen. (s. Bispo, 2002/1, S. 1-7 u. ebd., 2002/2, S. 6ff.) In dieser Arbeit steht der Versuch einer Analyse der Funktion von Rap-Music als Darstellungsweise und als konstituierender Vorgang von Identitätsprozessen, beispielhaft am Segregationsraum Bronx, zur Debatte. Dabei geht es nicht nur um die Frage, was Rap-Music über deren Produzenten und Rezipienten verrät, sondern auch um das Problem, „wie die Herstellung und der Gebrauch von Musik die Menschen als Persönlichkeiten, als Gewebe von Identitäten, erst erschafft“ (Frith, 1999, S. 164). In diesem Zusammenhang soll die Aufmerksamkeit auch auf das urbane Umfeld in seiner Form gerichtet werden, das auch Ausdruck des Prozesses kulturidentifikatorischer Formung ist (Gliederungspunkt 2). Sowohl A. Bispo als auch S. Frith betonen die zeitlich verlaufende Prozesshaftigkeit der identifikatorischen Konstituierung und deshalb die Notwendigkeit unter dieser Prämisse, Darstellungsformen und Repräsentationsformen von Kulturphänomenen wie Musik - in dieser Arbeit speziell der Rap-Music - zu untersuchen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Räumlicher Prozess
- Einführende Aspekte zur räumlichen Entwicklung der Bronx
- Segregation als Folge des räumlichen Strukturwandels
- Mentaler Prozess
- Soziale Folgen des räumlichen Strukturwandels
- Auswirkungen der urbanen Entwicklung auf den mentalen Prozess: Identitätsformung
- Bronx Rap: Identitätsprozesse
- Entwicklung von Rap in der Bronx
- Identitätsbildende Funktion von Rap-Music
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die Rolle von Rap-Music bei der Identitätsbildung in der Bronx, einem Segregationsraum in New York City. Der Fokus liegt darauf, die Funktion von Rap-Music als Darstellungsweise und als konstituierender Vorgang von Identitätsprozessen zu untersuchen.
- Räumlicher Prozess der Segregation in der Bronx
- Soziale Folgen des Strukturwandels
- Auswirkungen der urbanen Entwicklung auf den mentalen Prozess und die Identitätsformung
- Entwicklung und Funktion von Rap-Music in der Bronx
- Identitätsbildende Funktion von Rap-Music in Segregationsräumen
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel beleuchtet die räumliche Entwicklung der Bronx, wobei der Fokus auf folgenreichen stadtplanerischen Entwicklungen liegt, die zur Segregation führten. Es wird untersucht, wie die Bronx vom ruhigen Stadtvorort zum Zentrum urbaner Entwicklung und später zum Sinnbild des städtischen Zerfalls wurde.
Im dritten Kapitel werden die sozialen Folgen des räumlichen Strukturwandels und die Auswirkungen der urbanen Entwicklung auf den mentalen Prozess und die Identitätsformung der Bewohner der Bronx behandelt. Es geht dabei um die Frage, wie die Segregation die Menschen in der Bronx in ihrer Identität prägte.
Das vierte Kapitel widmet sich der Entwicklung von Rap-Music in der Bronx und analysiert die identitätsbildende Funktion von Rap-Music für die Bewohner des Segregationsraums. Es wird untersucht, wie die Musik zu einer kulturellen Identität beiträgt und eine Stimme für die marginalisierte Bevölkerung bietet.
Schlüsselwörter
Rap-Music, Identitätsbildung, Segregation, Bronx, Urbanisierung, Mentalität, Kultur, soziale Folgen, Identitätsformung, Repräsentation.
- Quote paper
- Martin Straka (Author), 2004, Bronx - Rap: Zur Rolle der Rap-Music bei der Identitätsbildung in Segregationsräumen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71697