Das Genji Monogatari, zu deutsch “Die Geschichte des Prinzen Genji”, wurde um 1004-1010 von der Hofdame Murasaki Shikibu geschrieben und gilt als der erste Liebesroman der Welt sowie als der erste psychologische Roman der japanischen Literaturgeschichte. Der Protagonist des Romans ist Genji, der als spaetgeborener Sohn des Tennô Suzaku (930-946) und dessen Konkubine zwar von diesem bevorzugt wird, aber nicht über den gesetzlichen Erben (den erstgeborenen Sohn) gestellt werden kann. So wird er in die Familie der Minamoto (alias Genji) ausgegliedert, muss nicht arbeiten und verbringt seine Zeit mit den schoenen Kuensten wie Malen, Dichtung, Kalligrafie und militaerischen Sportarten. Sehr frueh beginnt er sich auch fuer das andere Geschlecht zu interessieren und kann aufgrund seiner gehobenen Stellung seine “Gelueste befriedigen”. So hat er im Laufe seines Lebens unzaehlige Affaeren mit Frauen, oft ganz unterschiedlicher Art.
Neben der psychologischen Tiefe des Romans stellt die Tatsache, dass er von einer Frau verfasst wurde eine weitere Besonderheit dar. Zudem war er vollstaendig in Hiragana (der japanischen Silbenschrift) und somit in Umgangssprache geschrieben. Bereits im 12. Jahrhundert jedoch benoetigten die Leser Kommentare, um den Text zu verstehen, so sehr hatte sich die Sprache, ebenso wie die Sitten am Hofe, veraendert. Fuer einen heutigen Japaner ist das Buch in seiner urspruenglichen Fassung nahezu unlesbar. Dies ist neben der komplexen, von Hoeflichkeitsformen durchdrungenen Grammatik des alten Japanisch auch darin begruendet, dass sehr viele Dinge nur angedeutet werden, einschliesslich der Personennamen. Tatsaechlich ist fast keine der Personen im Buch benannt, da dies als unhoeflich galt. Stattdessen werden die Personen durch ihren Rang (bei Männern), Verwandtschaftsbeziehungen oder Kleidung (bei Frauen) oder durch vorherige Äußerungen in der Konversation identifiziert, wodurch es sehr schwer wird, den Überblick zu behalten. Ein weiteres Problem ist die in der Heian-Zeit übliche idiomatische Verwendung von bekannten Gedichten oder Variationen dieser in der Konversation, die oft nur in Bruchstuecken wiedergegeben sind. Wer die zitierten alten Gedichte (meist in der tanka-Form) nicht kennt, kann somit oftmals nicht verstehen, was ein Sprecher aussagen will. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. shôjo manga
- 1.1. Stilistische Merkmale des shôjo manga
- 2. Der Manga あさきゆめみし
- 2.1. Einflüsse der Fin de siècle-Dekadenz
- 3. Darstellung der Sexualität
- 3.1. Im shôjo manga
- 3.2. In Asaki yume mishi
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Manga-Adaption von Yamato Wakis "Asaki yume mishi" des Genji Monogatari. Die Zielsetzung besteht darin, den Einfluss der Fin-de-Siècle-Dekadenz auf den Manga zu analysieren und die Darstellung von Sexualität im Kontext des Shôjo-Mangas zu beleuchten.
- Der Shôjo-Manga als Genre und seine stilistischen Merkmale
- Die Adaption des Genji Monogatari in "Asaki yume mishi"
- Der Einfluss der Fin-de-Siècle-Ästhetik auf die visuelle Gestaltung des Mangas
- Die Darstellung von Sexualität und Erotik im Shôjo-Manga im Vergleich zu "Asaki yume mishi"
- Die Rolle des "Vorhang-Motivs" als Symbol für Sexualität und Tabubruch
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Genji Monogatari als erstes Liebes- und psychologisches Werk der japanischen Literatur ein. Sie beleuchtet die Herausforderungen beim Verständnis des alten Textes und die vielfältigen Adaptionen des Werks, unter anderem im Manga. Der Fokus der Arbeit wird auf Yamato Wakis "Asaki yume mishi" gelegt, mit dem Ziel, den Einfluss der Fin-de-Siècle-Dekadenz und die Darstellung der Sexualität zu untersuchen.
1. shôjo manga: Dieses Kapitel definiert den Shôjo-Manga als Genre, das sich an weibliche Jugendliche richtet. Es beschreibt die stilistischen Merkmale des Shôjo-Mangas, die durch große Augen, schlanke Figuren und einen Fokus auf romantische Liebe gekennzeichnet sind. Die visuelle Dynamik, der Einsatz von Onomatopoesie und expressionistischen Elementen werden ebenfalls hervorgehoben, im Gegensatz zu den eher realistischen Darstellungen früherer japanischer Kunst.
2. Der Manga あさきゆめみし: Dieses Kapitel befasst sich mit der Manga-Adaption "Asaki yume mishi" von Yamato Waki. Es beschreibt den Erfolg des Mangas in Japan und im Ausland. Die Kommentare der Autorin Yamato Waki zu ihrer Arbeit werden zitiert, in denen sie ihre Herangehensweise an die Figuren und ihre Schwierigkeiten bei der Darstellung der traditionellen Kleidung und Frisuren beschreibt. Die madonnenhafte Darstellung weiblicher Figuren und die ungewöhnliche Jugendlichkeit der Darstellung Genjis werden diskutiert.
2.1. Einflüsse der Fin de siècle-Dekadenz: Dieses Kapitel analysiert den Einfluss des Fin-de-Siècle auf den Manga. Es werden Parallelen zwischen dem Lebensgefühl der Heian-Zeit und der dekadenten Stimmung des ausgehenden 19. Jahrhunderts gezogen. Der Einfluss von Künstlern wie Alphonse Mucha und Aubrey Beardsley auf die visuelle Gestaltung des Mangas wird anhand von Bildbeispielen aufgezeigt, besonders die Verwendung geschwungener Linien, Hell-Dunkel-Kontraste und die Gestaltung der Haare.
3. Darstellung der Sexualität: Dieses Kapitel untersucht die Darstellung der Sexualität im Shôjo-Manga im Allgemeinen und in "Asaki yume mishi" im Besonderen. Es wird der Wandel in der Darstellung von Sexualität im Shôjo-Manga im Laufe der Zeit beschrieben, von der anfänglichen Zurückhaltung bis hin zur heutigen Offenheit. Der Fokus liegt auf der subtilen und symbolhaften Darstellung von Sexualität in "Asaki yume mishi", die den Regeln des Genres entspricht.
3.1. Im shôjo manga: Dieser Abschnitt erklärt, wie Sexualität im Shôjo-Manga oft angedeutet, aber nicht explizit dargestellt wird. Es wird die Popularität von Shônen-Ai thematisiert und die psychologischen Gründe für die Attraktivität dieses Themas für weibliche Leserinnen diskutiert. Die Techniken der subtilen Andeutung werden erläutert, einschließlich der Verwendung von Nahaufnahmen und symbolischen Bildern.
3.2. In Asaki yume mishi: Dieser Abschnitt analysiert die spezifischen Methoden, mit denen Yamato Waki Sexualität in ihrem Manga darstellt. Die sparsame Verwendung von expliziten Bildern, der Einsatz von Nahaufnahmen und der Verwendung des "Vorhang-Motivs" als symbolische Darstellung des sexuellen Aktes werden untersucht. Die untypische Sichtweise aus der Perspektive der Frau hinter dem Vorhang wird als innovative Gestaltungsmittel interpretiert.
Häufig gestellte Fragen zu "Asaki yume mishi" - Eine Analyse
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Manga-Adaption von Yamato Wakis "Asaki yume mishi" des Genji Monogatari. Der Fokus liegt auf dem Einfluss der Fin-de-Siècle-Dekadenz auf den Manga und der Darstellung von Sexualität im Kontext des Shôjo-Mangas.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Shôjo-Manga als Genre und seine stilistischen Merkmale, die Adaption des Genji Monogatari in "Asaki yume mishi", den Einfluss der Fin-de-Siècle-Ästhetik auf die visuelle Gestaltung, die Darstellung von Sexualität und Erotik im Shôjo-Manga im Vergleich zu "Asaki yume mishi", und die Rolle des "Vorhang-Motivs" als Symbol für Sexualität und Tabubruch.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel über den Shôjo-Manga, den Manga "Asaki yume mishi" (inklusive eines Unterkapitels über den Einfluss der Fin-de-Siècle-Dekadenz), ein Kapitel zur Darstellung der Sexualität (mit Unterkapiteln zum Shôjo-Manga allgemein und zu "Asaki yume mishi" speziell) und ein Schlusswort. Jedes Kapitel wird zusammengefasst.
Was sind die stilistischen Merkmale des Shôjo-Mangas?
Der Shôjo-Manga zeichnet sich durch große Augen, schlanke Figuren und einen Fokus auf romantische Liebe aus. Die visuelle Dynamik, der Einsatz von Onomatopoesie und expressionistische Elemente werden ebenfalls hervorgehoben.
Wie wird die Fin-de-Siècle-Dekadenz im Manga dargestellt?
Der Manga zeigt Parallelen zwischen dem Lebensgefühl der Heian-Zeit und der dekadenten Stimmung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Der Einfluss von Künstlern wie Alphonse Mucha und Aubrey Beardsley ist in der Verwendung geschwungener Linien, Hell-Dunkel-Kontraste und der Gestaltung der Haare erkennbar.
Wie wird Sexualität im Manga dargestellt?
Sexualität wird in "Asaki yume mishi" subtil und symbolhaft dargestellt, entsprechend den Regeln des Shôjo-Manga-Genres. Es werden Nahaufnahmen und symbolische Bilder, wie das "Vorhang-Motiv", verwendet, um sexuelle Handlungen anzudeuten, ohne sie explizit darzustellen.
Welche Rolle spielt das "Vorhang-Motiv"?
Das "Vorhang-Motiv" dient als symbolische Darstellung des sexuellen Aktes und als Mittel zur Andeutung von Tabubrüchen. Die Perspektive der Frau hinter dem Vorhang wird als innovative Gestaltungsmittel interpretiert.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf das Genji Monogatari, Kommentare der Autorin Yamato Waki und analysiert die visuelle Gestaltung des Mangas selbst, um die genannten Themen zu beleuchten. Es werden explizit Künstler wie Alphonse Mucha und Aubrey Beardsley als visuelle Einflüsse genannt.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke gedacht und richtet sich an Personen, die sich für japanische Literatur, Manga, die Ästhetik der Fin-de-Siècle-Epoche und die Darstellung von Sexualität in Medien interessieren.
- Quote paper
- Diana Bettig (Author), 2006, Genji im Shôjo-Manga - Asakiyumemishi von Yamato Waki, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71723