In der Soziologie wurden Emotionen weitestgehend stiefmütterlich behandelt. Sie kommen zwar vor aber spätestens seit Luhmann sie als soziologisch für nicht relevant erklärt hat, werden sie nicht in gesellschaftliche Entwicklungsprozesse einbezogen oder als soziale Phänomene betrachtet und daher nicht als integrale Bestandteile allen sozialen Geschehens gesehen. Die Beteiligung von Emotionen an eklatanten Ereignissen unserer gesellschaftlichen Entwicklung lässt sich meiner Meinung nach aber nicht abstreiten. Die Propagandamaschinerie des 3. Reiches war sehr affektiv geprägt. Zusammengehörigkeitsgefühl, mitreißende Reden, all dies war unter anderem dafür verantwortlich, dass dieses Regime so mächtig werden konnte. Ebenso ist es ein gängiges Mittel von Diktatoren, Angst und Schrecken zu schüren als Manifestierung von Herrschaft. Wie kann es dann sein, dass Emotionen nicht als gesellschaftlicher Gegenstand gesehen werden können? Luc Ciompi sah sie als „blinden Fleck“ bei Luhmann und begründete anhand seiner fraktalen Affektlogik, dass Emotionen durchaus eine Bedeutung für gesellschaftliche Entwicklung haben. Hat Luhmann Emotionen nur aus systemtheoretischer Sicht „außer Acht“ gelassen, oder sind sie wirklich unrelevant? Natürlich kommen sie auch bei ihm vor jedoch unter anderen Gesichtspunkten. Kann man dies so trennen oder müssen sie doch mit einbezogen werden? Meiner Meinung nach, sind Emotionen und Affekte das, was eine Gesellschaft aufrechterhält, eine Art systemimmanente (psychisches System) Kontrollinstanz die gesellschaftliches interagieren erst möglich werden lässt. Religion und damit das gesamte Religionssystem, basiert auf Erzeugung von Emotionen wie Vertrauen und Glauben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Emotionen und Soziologie
- Die Klassiker der Soziologie und Emotionen
- Georg Simmel
- Max Weber
- Emile Durkheim
- Luhmann und Emotionen
- Luc Ciompi und die fraktale Affektlogik
- Emotionen und Systemtheorie
- Affekte und Gesellschaft
- Kommunikation und emotionale Ansteckung
- Affektive Operatorwirkungen und Konflikte
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der soziologischen Relevanz von Emotionen und untersucht, inwiefern Ciompi und Luhmann Emotionen einen gesellschaftlichen Stellenwert einräumen. Die Arbeit analysiert die Positionen der Klassiker der Soziologie, Simmel, Weber und Durkheim, und setzt diese in Beziehung zu den Ansätzen von Luhmann und Ciompi. Ziel ist es, die Bedeutung von Emotionen für gesellschaftliche Entwicklungsprozesse zu beleuchten und deren potentiellen Beitrag zur Aufrechterhaltung sozialer Ordnung und Interaktion zu erforschen.
- Die Rolle von Emotionen in der soziologischen Theorie
- Die Perspektiven von Georg Simmel, Max Weber und Emile Durkheim
- Der Ansatz von Niklas Luhmann und seine Sicht auf Emotionen
- Luc Ciompis fraktale Affektlogik und die Bedeutung von Emotionen für Gesellschaft
- Emotionen als Systemimmanente Kontrollinstanz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die problematische Rolle von Emotionen in der Soziologie und führt die zentralen Fragestellungen der Arbeit aus. Sie betont die Relevanz von Emotionen für gesellschaftliche Entwicklungsprozesse und die Notwendigkeit, deren Einfluss auf soziale Phänomene zu betrachten. Das erste Kapitel befasst sich mit der Frage, ob Emotionen in der Soziologie eine marginale Rolle spielen und analysiert die Positionen von Durkheim, Simmel und Weber. Das zweite Kapitel widmet sich der Position von Georg Simmel und untersucht seine Analyse von Emotionen als „individual-psychologische Motive“ und deren Bedeutung für soziale Interaktion. Simmels Ausführungen zu den Kategorien Treue, Dankbarkeit, Scham und Hass sowie seine Analyse der „launischen Gefühle“ und des Takts geben Einblicke in die gesellschaftliche Relevanz von Emotionen und deren Einfluss auf soziale Normen und Interaktionsformen.
Schlüsselwörter
Emotionen, Soziologie, Gesellschaftliche Entwicklung, Soziale Phänomene, Systemtheorie, Affekte, Affektlogik, Interaktion, soziale Ordnung, Georg Simmel, Max Weber, Emile Durkheim, Niklas Luhmann, Luc Ciompi, Kontrollinstanz, Treue, Dankbarkeit, Scham, Moral, Hass, Takt, Freundschaftsgefühl, Liebe.
- Arbeit zitieren
- Anja Ragati (Autor:in), 2007, Emotionen als gesellschaftliche Notwendigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71817