Es ist nicht allzu lange her, als ich zum ersten Mal mehr oder weniger zufällig Richard Strauss’ Also sprach Zarathustra hörte. Gleich zu Beginn hatte ich den zu erwartenden Aha-Effekt. Ach, das ist das! 2001: Odyssee im Weltraum. Stanley Kubrick. Die Sonne geht auf über einer urzeitlichen Steppe. Einer unserer behaarten Vorfahren entdeckt den Oberschenkelknochen eines Tapirs als Werkzeug, als Waffe und schlägt erst langsam und zurückhaltend, dann immer ekstatischer und aggressiver damit um sich. Das ist also die Vorrede von Also sprach Zarathustra, die musikalische Interpretation Strauss’ zum gleichnamigen ersten Kapitel des ebenfalls gleichnamigen Buches von Friedrich Nietzsche, welches mir nur zu gut bekannt war. Und plötzlich verstand ich auch. Just in diesem Moment verstand ich, was erst Strauss in seinem Thema und dann mit Strauss Kubrick in seinem Film damit ausdrücken wollten. Den Sonnenaufgang! Die Morgenröte! Wie offensichtlich! Nach 10jähriger Einsamkeit im Gebirge, das Nietzsches Prophet Zarathustra zu seinem 30. Lebensjahr aufgesucht hatte, beschließt er seinen Berg und seinen Höhle wieder zu verlassen, um hinunter zu den Menschen zu gehen. Er wurde seiner Weisheit überdrüssig und möchte nun „verschenken und austeilen, bis die Weisen unter den Menschen wieder einmal ihrer Torheit und die Armen wieder einmal ihres Reichtums froh geworden sind“ (Nietzsche 1976: 11). Gleich der Sonne will er nun (hin)untergehen, sowie er einst (hin)aufgegangen ist. Dieser aufbruchsverkündende Sonnenaufgang war also gemeint. Kein gewöhnlicher Sonnenaufgang etwa, sondern eine nietzscheanische Morgendämmerung. Eine bedeutende Zäsur, ein neuer revolutionärer Schritt von einer evolutionären Stufe zur nächsten. Ich hörte mir die Vorrede noch einige Male an, erfreute mich an meiner neuen Sichtweise und folgte dann fort mit dem Hören der restlichen Kapitel, das einige interessante Reflexionen mit sich brachte, welche ich nun versuchen möchte nachzuzeichnen.
Inhaltsverzeichnis
- Über das Verstehen von Musik
- Der Sonnenaufgang!
- Verstehen von Musik
- Representation und Expression
- Musik und ästhetische Erfahrung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay beschäftigt sich mit der Frage, wie man Musik verstehen kann. Der Autor analysiert den Zusammenhang zwischen Musik, literarischen Werken und dem persönlichen Hintergrundwissen des Hörers. Er stellt die Frage, ob das Verstehen von Musik allein in der Musik selbst liegt oder ob es zusätzliches außermusikalisches Wissen braucht, um Musik wirklich zu verstehen. Der Essay konzentriert sich dabei auf die Theorie von Roger Scruton, der die Unterscheidung zwischen "Representation" und "Expression" verwendet, um Musik und deren ästhetische Erfahrung zu erklären.
- Das Verstehen von Musik
- Die Rolle von Hintergrundwissen
- Die Unterscheidung zwischen Representation und Expression
- Die Bedeutung der ästhetischen Erfahrung
- Die Grenzen des Programmatischen in der Musik
Zusammenfassung der Kapitel
- Über das Verstehen von Musik: Der Autor schildert seine persönliche Erfahrung mit Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra" und wie die Kenntnis von Nietzsches Werk sein Verstehen der Musik beeinflusst hat. Er stellt die Frage nach der Bedeutung von Hintergrundwissen für das Verstehen von Musik.
- Der Sonnenaufgang!: Der Autor erläutert den Zusammenhang zwischen Strauss' Musik, Nietzsches "Also sprach Zarathustra" und Stanley Kubricks Film "2001: Odyssee im Weltraum". Er beschreibt, wie die Musik in Verbindung mit dem Film und dem Buch eine neue Bedeutung erlangen kann.
- Verstehen von Musik: Der Autor stellt die Frage, ob man Musik verstehen kann, ohne das Werk, auf das sie sich bezieht, zu kennen. Er beschreibt die Bedeutung des "Verstehens" von Musik und stellt die Frage, ob das Verstehen von Musik allein in der Musik selbst liegt oder ob es zusätzliches Wissen benötigt.
- Representation und Expression: Der Autor stellt die von Roger Scruton verwendete Unterscheidung zwischen "Representation" und "Expression" vor. Er erklärt, dass Musik keine darstellende Kunst ist und dass das Verstehen von Musik auf der Wahrnehmung des Ausdrucks (Expression) basiert.
- Musik und ästhetische Erfahrung: Der Autor erläutert, wie die ästhetische Erfahrung im Zusammenhang mit Musik unabhängig von anderen Bedeutungen betrachtet werden kann. Er beschreibt das Beispiel von John, Henry und Jane, um den Unterschied zwischen der Bedeutung und der ästhetischen Erfahrung zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Der Essay befasst sich mit den Themen Musik, Verstehen, Representation, Expression, Ästhetik, Hintergrundwissen, Programmatische Musik und der Theorie von Roger Scruton. Der Autor untersucht, wie die musikalische Bedeutung im Verhältnis zum literarischen Hintergrund steht und wie der Hörer die Musik verstehen kann, ohne diese Zusammenhänge zu kennen.
- Arbeit zitieren
- Thomas Friedrich (Autor:in), 2006, Über das Verstehen von Musik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71820