Einem Aufsatz Rüdiger Brandts, der sich ausschließlich mit der Sekundärliteratur zu Konrad von Würzburg befasst, 1 kann anschaulich entnommen werden, was nach eigener Recherche bereits deutlich wurde: Die Lyrik Konrads ist bis jetzt noch nicht im Zentrum des Interesses der Forschung gestanden. Man findet gelegentlich in Aufsätze integrierte Untersuchungen zu einzelnen Liedern, so zum Beispiel eine knappe Passage über das Lied Nr.6 in einem Aufsatz von Burghart Wachinger 2 und eine etwas ausführlichere über das Lied Nr.11 am Ende eines Aufsatzes von Franz Josef Worstbrock. 3
Gert Hübners umfangreiche Abhandlung aus dem Jahr 1994 stellt da eine Ausnahme dar, zumal er sich ausschließlich mit der Lyrik Konrads befasst und mit einer Einteilung der Lieder in drei Gruppen (allgemeines Minnelied, Minnekanzone und Tagelied) 4 eine systematische Betrachtung ermöglicht.
Da Konrad, selbst nichtadeliger Herkunft, als der erste Berufsdichter gelten kann und seine Erzählung „Der Schwanritter“ als die früheste in die Zeit 1257/58 datiert wird, 5 zugleich aber bekannt ist, dass er in den 1260er Jahren in Basel sesshaft wurde, 6 erörterte man seine Lyrik besonders unter dem Aspekt der Stadt als Aufführungsort und diesbezüglich „[…]in erster Linie die Frage, wie und wieweit dieser Umstand Auswirkungen auf die literarische Produktion eines Sängers hatte.“ 7 Zu nennen wäre hier besonders die Arbeit von Thomas Cramer. 8
Inhaltsverzeichnis
- Konrads Liedproduktion als Forschungsgegenstand
- Naturdarstellung und Frauendienst bei Konrad von Würzburg
- Konrads Minnekonzept
- Umfunktionalisierung des Exordialtopos
- Naturdarstellung bei Walther von der Vogelweide
- Konrad als Formvirtuose
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Naturdarstellung in den Minneliedern Konrads von Würzburg und untersucht, wie er den bereits im klassischen Minnesang verwendeten Natureingang mit dem Minnedienst verknüpft und dadurch umfunktionalisiert. Dabei steht die Frage im Vordergrund, inwiefern sich Konrads Minnekonzept vom traditionellen Minnesang abhebt und wie Natur und Frau in seinen Liedern zueinander in Beziehung stehen.
- Konrads Minnekonzept und seine Abweichung vom traditionellen Minnesang
- Die Umfunktionalisierung des Natureingangs in Konrads Liedern
- Die Rolle der Natur in Konrads Minneliedern
- Das Verhältnis von Natur und Frau in Konrads Lyrik
- Konrads Virtuosität in der formalen Gestaltung seiner Lieder
Zusammenfassung der Kapitel
- Konrads Liedproduktion als Forschungsgegenstand: Dieses Kapitel beleuchtet die bisherige Forschung zu Konrads Lyrik und zeigt auf, dass seine Liedproduktion bisher nicht im Zentrum des Interesses stand. Es wird die Bedeutung von Konrads Werk als frühem Beispiel für Berufsdichtung im Mittelalter hervorgehoben und die Rolle der Stadt Basel als Aufführungsort seiner Lieder diskutiert.
- Naturdarstellung und Frauendienst bei Konrad von Würzburg: Dieses Kapitel untersucht die Verwendung des Natureingangs in Konrads Liedern. Es wird die Entwicklung des Exordialtopos von Neidhart über Neifen bis zu Konrad von Würzburg beschrieben und die Bedeutung des Natureingangs als „obligatorisches“ Element in Konrads Lyrik hervorgehoben. Weiterhin wird das Minnekonzept Konrads im Detail betrachtet und dessen Abweichung vom traditionellen Minnesang beleuchtet.
- Konrads Minnekonzept: Dieses Kapitel stellt Konrads Minnekonzept dar, welches sich durch Objektivität und Lehrhaftigkeit auszeichnet. Es wird gezeigt, dass das klassische Rollen-Ich im Minnesang bei Konrad kaum vorhanden ist und die Dame nur schemenhaft dargestellt wird.
- Umfunktionalisierung des Exordialtopos: Dieses Kapitel analysiert, wie Konrad den Natureingang als einleitendes Element in seinen Liedern nutzt. Es wird untersucht, wie er den Natureingang mit dem Minnedienst verbindet und ihn dadurch umfunktionalisiert.
- Naturdarstellung bei Walther von der Vogelweide: Dieses Kapitel vergleicht die Naturdarstellung bei Konrad von Würzburg mit derjenigen von Walther von der Vogelweide, um die Besonderheiten von Konrads Vorgehensweise aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Minnesang, Konrad von Würzburg, Natureingang, Exordialtopos, Minnekonzept, Frauendienst, Naturdarstellung, Lyrik, Berufsdichtung, Stadt Basel, mittelalterliche Literatur, Formvirtuosität, Lehrhaftigkeit.
- Quote paper
- Johanna Zeiß (Author), 2006, Naturdarstellung und Frauendienst bei Konrad von Würzburg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71849