Der Kaukasus: Geografisch erscheint er als weitläufige, massiv aufragende Gebirgskette. Kulturhistorisch wirkte er über Jahrhunderte als natürliche Trennlinie zwischen den Kontinenten Europa und Asien. Weltpolitisch bezeichnet der Kaukasus mehr denn je eine äußerst brisante Krisenregion. Spätestens mit den allabendlichen blutigen Bildern von Russlands Krieg in Tschetschenien fand die Region auch als tagespolitische Meldung Einzug in unsere Wohnstuben. Die Zunahme an Medienberichten über den Kaukasus erklärt sich mittlerweile jedoch nicht mehr nur durch Kriege, Krisen und Konflikte, sondern zusehends durch eine wachsende politische und ökonomische Kooperation mit den jungen postsowjetischen Staatengebilden. Im Kontext der voranschreitenden EU-Osterweiterung – erkennbar am nahenden, just beschlossenen Beitritt Rumäniens und Bulgariens zum Januar 2007 – verfolgt die größer werdende Union eine Ausdehnung ihrer Nachbarschaftspolitik.1 Analog zum Wachsen der EU Richtung Osten wächst derweil auch die internationale Rolle der neuen Kaukasus- Republiken. Auch die kaum mehr zu überschauende wissenschaftlichen Rezeption verweist auf die Bedeutungszunahme dieser besonderen Region zwischen Europa, Asien und dem Nahen Osten. Der Zerfall der Sowjetunion führte zu einer Neubelebung des wissenschaftlichen Interesses an den jungen Staaten des Kaukasus. Vor dem Hintergrund von Nationbuilding- Prozessen, politischer und ökonomischer Transition sowie den aufflammenden militärischen Konflikten manifestierten sich komplexe Phänomene. Die Stichworte sind: Nationalismus, Ethnogenese und soziokultureller Wandel. Im Kaukasus sind diese Phänomene besonders deutlich profiliert, nicht zuletzt durch die einzigartige politische und ethnische Heterogenität der gesamten Region.
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1 Die Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) verfolgt als strategisches Programm die Schaffung eines "Rings stabiler, befreundeter Staaten" um die EU herum. Den Ländern ohne eine Beitrittsperspektive sollen durch eine stärkere Anbindung an die EU, Anreize zur Modernisierung ihrer Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gegeben werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Georgien: ethnischer Flickenteppich und geopolitisches Pulverfass
- 2.1 Ethnopolitische Dimension
- 2.2 Von der historischen Dimension zur aktuellen Entwicklung
- 2.2.1 Von der Oktoberrevolution über Glasnost und Perestroika zum georgischen Nationalismus
- 2.2.3 Ära Schewardnadze
- 2.2.4 Die Rosenrevolution und die Ära Saakaschwili
- 2.2.5 Aktuelle Entwicklung
- 2.3 Geopolitische Dimension
- 2.3.1 Faktor Russland
- 2.3.2 Rolle der USA
- 2.3.3 Die Bedeutung der EU
- 2.3.4 Rolle der NATO
- 3. Die OSZE als internationaler Vermittler für den Frieden
- 3.1 Von der KSZE zur OSZE - Neue Aufgaben in einem neuen Europa
- 3.2 Die Mission in Georgien
- 3.2.2 Das Mandat
- 3.3 Verhandlungsmechanismen zur Lösung des Konfliktes
- 3.3.1 Die Gemeinsame Friedenstruppe
- 3.3.2 Die Gemeinsame Kontrollkommission
- 3.3.3 Die Expertengruppe
- 4. Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den georgisch-südossetischen Konflikt und die Rolle der OSZE als Vermittler. Ziel ist es, die komplexen ethnopolitischen und geopolitischen Faktoren des Konflikts zu analysieren und die Wirksamkeit der OSZE-Bemühungen zur Konfliktlösung zu bewerten.
- Ethnopolitische Dynamiken im Kaukasus
- Geopolitische Interessen von Russland, den USA und der EU
- Die Rolle der OSZE im Konfliktmanagement
- Die Wirksamkeit von Verhandlungsmechanismen
- Der "frozen conflict" und seine zukünftige Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einleitung beschreibt den Kaukasus als eine geopolitisch brisante Region, die durch Kriege, Krisen und Konflikte, aber zunehmend auch durch politische und wirtschaftliche Kooperationen geprägt ist. Sie hebt die wachsende Bedeutung der Region im Kontext der EU-Osterweiterung und der steigenden internationalen Rolle der kaukasischen Republiken hervor. Der Zerfall der Sowjetunion führte zu einem neuen wissenschaftlichen Interesse an der Region, insbesondere im Hinblick auf Nationbuilding-Prozesse, politische und ökonomische Transition sowie militärische Konflikte. Der Fokus liegt auf dem georgisch-südossetischen Konflikt als "frozen conflict" und der Rolle der OSZE als Vermittler.
2. Georgien: ethnischer Flickenteppich und geopolitisches Pulverfass: Dieses Kapitel analysiert die komplexen ethnopolitischen und geopolitischen Dimensionen Georgiens. Die ethnopolitische Dimension beleuchtet die historische Entwicklung des georgischen Nationalismus und die Herausforderungen durch ethnische Diversität. Die geopolitische Dimension untersucht den Einfluss von Russland, den USA, der EU und der NATO auf Georgien. Die Kapitelteile beleuchten die jeweiligen Einflüsse der Großmächte auf die Entwicklung des Landes, von der Sowjetära bis hin zur aktuellen Situation, sowie deren Strategien gegenüber Georgien.
3. Die OSZE als internationaler Vermittler für den Frieden: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Rolle der OSZE als Vermittler im georgisch-südossetischen Konflikt. Es beschreibt die Entwicklung der OSZE von der KSZE bis zu ihrer heutigen Funktion und ihre Mission in Georgien, einschließlich des Mandats und der angewandten Verhandlungsmechanismen wie der Gemeinsamen Friedenstruppe, der Gemeinsamen Kontrollkommission und der Expertengruppe. Die Kapitelteile erläutern detailliert die Aufgaben, Befugnisse und den Einfluss der jeweiligen Organisationen auf den Konfliktverlauf.
Schlüsselwörter
Georgisch-Südossetischer Konflikt, OSZE, Konfliktverhütung, Konfliktlösung, Friedenssicherung, Geopolitik, Ethnopolitik, Russland, USA, EU, NATO, Kaukasus, Nationbuilding, "frozen conflict".
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum georgisch-südossetischen Konflikt und der Rolle der OSZE
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den georgisch-südossetischen Konflikt und untersucht die Rolle der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) als internationaler Vermittler. Der Fokus liegt auf den komplexen ethnopolitischen und geopolitischen Faktoren des Konflikts und der Bewertung der Wirksamkeit der OSZE-Bemühungen zur Konfliktlösung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die ethnopolitischen Dynamiken im Kaukasus, die geopolitischen Interessen von Russland, den USA und der EU, die Rolle der OSZE im Konfliktmanagement, die Wirksamkeit von Verhandlungsmechanismen und die zukünftige Entwicklung des "frozen conflict". Sie umfasst eine historische Betrachtung der Entwicklung des Konflikts, von der Sowjetzeit bis zur Gegenwart, sowie eine Analyse der verschiedenen Akteure und ihrer Strategien.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Kapitel 1 bietet eine Einführung in den Kaukasuskonflikt und die Rolle der OSZE. Kapitel 2 analysiert die ethnopolitischen und geopolitischen Dimensionen Georgiens, einschließlich der historischen Entwicklung des georgischen Nationalismus und des Einflusses von Russland, den USA, der EU und der NATO. Kapitel 3 konzentriert sich auf die Rolle der OSZE als Vermittler, ihre Mission in Georgien und die angewandten Verhandlungsmechanismen. Kapitel 4 bietet ein Resümee und einen Ausblick.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die komplexen ethnopolitischen und geopolitischen Faktoren des georgisch-südossetischen Konflikts zu analysieren und die Wirksamkeit der OSZE-Bemühungen zur Konfliktlösung zu bewerten. Es soll ein umfassendes Verständnis des Konflikts und der Bemühungen um dessen Bewältigung geschaffen werden.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Georgisch-Südossetischer Konflikt, OSZE, Konfliktverhütung, Konfliktlösung, Friedenssicherung, Geopolitik, Ethnopolitik, Russland, USA, EU, NATO, Kaukasus, Nationbuilding, "frozen conflict".
Wie wird der Konflikt historisch eingeordnet?
Die Arbeit verfolgt die historische Entwicklung des Konflikts von der Oktoberrevolution über Glasnost und Perestroika zum georgischen Nationalismus, beleuchtet die Ära Schewardnadze und die Rosenrevolution sowie die Ära Saakaschwili bis zur aktuellen Situation. Der Zerfall der Sowjetunion und die damit verbundenen Nationbuilding-Prozesse werden als wichtiger Kontextfaktor hervorgehoben.
Welche Rolle spielt die OSZE im Konflikt?
Die Arbeit beschreibt die OSZE als internationalen Vermittler und detailliert ihre Mission in Georgien, inklusive des Mandats und der angewandten Verhandlungsmechanismen wie der Gemeinsamen Friedenstruppe, der Gemeinsamen Kontrollkommission und der Expertengruppe. Die Aufgaben, Befugnisse und der Einfluss dieser Organisationen auf den Konfliktverlauf werden erläutert.
Welche geopolitischen Faktoren spielen eine Rolle?
Die geopolitische Dimension des Konflikts wird durch die Analyse des Einflusses von Russland, den USA, der EU und der NATO auf Georgien beleuchtet. Die Arbeit untersucht die jeweiligen Strategien der Großmächte gegenüber Georgien und deren Einfluss auf die Entwicklung des Landes.
- Arbeit zitieren
- Daniel Seiffert (Autor:in), 2006, Der georgisch-südossetische Konflikt: kleine Völker, große Mächte und mittenmang die OSZE, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71917