Die Forschung zum Erstspracherwerb gewinnt sowohl in der Linguistik, als auch in der Psychologie immer mehr an Bedeutung. Da die ersten Ansätze einiger Theorien, so auch die des Behaviorismus, auf solche zurückgehen, die von Psychologen entwickelt wurden, um das Lernverhalten im Allgemeinen zu erklären, ist es nahezu unmöglich, die beiden Wissenschaften in Bezug auf dieses Thema zu trennen. Als Behaviorismus wird dabei eine Form der Verhaltensforschung bezeichnet, die anders als die klassische Psychologie ihre Thesen in erster Linie auf der Basis naturwissenschaftlicher Methoden entwickelt. Hierzu werden ausschließlich Reize und die darauf folgenden Reaktionen betrachtet, nicht aber der Bewusstseinsprozess, der die beiden Faktoren miteinander verbindet. Die ersten Versuche, die allein auf einem Reiz-Reaktions-Schema basierten, führte Iwan P. Pawlow Ende des 19. Jahrhunderts durch. Er war Physiologe und beschäftigte sich in erster Linie mit Forschungen zum Verdauungssystem von Tieren. 1903 stellte er seine Theorie vom „bedingten Reflex“ vor, die in den folgenden Jahren erstaunlicherweise nicht in der Physiologie, sondern in der Psychologie Anklang fand (vgl. Dick 1981, S.13). Den Begriff des Behaviorismus prägte infolgedessen ein Psychologe – John B. Watson. Obwohl auch er eigentlich als Tierforscher tätig war, wollte er die Psychologie mit den objektiven Mitteln der Naturwissenschaften betrachten. Er sah nicht das Bewusstsein als zentrales Forschungsinteresse der Psychologie an, sondern vielmehr die Anpassung des Organismus an die Umstände (Graumann 1968, S.10). Die ausführlichsten Ausführungen zum Behaviorismus stammen von Burrhus F. Skinner. Beeinflusst von den Werken Pawlows und Watsons studierte er an der Harvard University Psychologie – und unter dem Einfluss eines Professors, der sich stark mit dem Zusammenhang von Psychologie und Physiologie beschäftigte. In seinem Lebenswerk „Verbal Behavior“, das 1957 erschien, beschäftigte er sich als erster Behaviorist ausführlich mit der menschlichen Sprache (vgl. Vargas 2006). Noam Chomsky, Professor für Linguistik und Philosophie am Massachusetts Institute of Technology, der Hauptkritiker des Behaviorismus, entwickelte ein „Gegenmodell“, das speziell auf den Spracherwerb zugeschnitten ist, die Universalgrammatik.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Anfänge des Behaviorismus
- Der „Vorläufer“ des Behaviorismus: Iwan P. Pawlow (1849-1936)
- Der Begründer des Behaviorismus: John B. Watson (1878-1959)
- Watsons Versuch zum Erstspracherwerb
- Der Behaviorismus nach Burrhus F. Skinner
- Die „operante Konditionierung“ und der Begriff der „Verstärkung“
- Die Skinnerbox
- „Verbal Behavior“
- Skinners Erklärungen zum Erstspracherwerb
- Noam Chomskys Reaktion auf den Behaviorismus
- Chomskys Kritik an Skinners Behaviorismus
- Chomskys „Gegenmodell“: die Universalgrammatik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Entstehung des Behaviorismus und erläutert die Ansätze von Skinner zum Erstspracherwerb. Anschließend wird Chomskys Gegenargumentation zur Universalgrammatik ausgewertet.
- Entwicklung des Behaviorismus
- Skinners Theorie zum Lernverhalten und Spracherwerb
- Chomskys Kritik am Behaviorismus
- Die Universalgrammatik als Gegenmodell
- Das „logische Problem“ des Erstspracherwerbs
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die Anfänge des Behaviorismus, indem es die Ansätze von Pawlow als Vorreiter und Watson als ersten Behavioristen vorstellt. Kapitel 2 behandelt Skinners Theorie zum Lernverhalten und seine Ausführungen zum Erstspracherwerb. Kapitel 3 befasst sich mit Chomskys Kritik am Behaviorismus und seinem "Gegenmodell" der Universalgrammatik.
Schlüsselwörter
Behaviorismus, Erstspracherwerb, Pawlow, Watson, Skinner, Konditionierung, Verstärkung, Verbal Behavior, Chomsky, Universalgrammatik, logisches Problem, Unterdeterminiertheit, negative Evidenz, Übergeneralisierung.
- Arbeit zitieren
- Juliane Engberding (Autor:in), 2007, Erstspracherwerb und Behaviorismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71919