Die Entwicklung der Romvorstellungen von Cola di Rienzo


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

19 Seiten, Note: 12


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Die Figur des Cola di Rienzo in Literatur und Musik

2. Biographie bis 1347

3. Rienzos Romvorstellungen in Avignon 1343/44

4. Rienzos Romvorstellungen von 1344 – 1347

5. Rienzos Tribunat 1347
5.1 Vorgeschichte
5.2 Rienzo und Francesco Petrarca
5.3 Die Romvorstellungen während des Tribunats
5.3.1 Der sanctus status
5.3.2 Der Papst
5.3.3 Der Kaiser
5.3.4 der Zusammenhalt der römischen Städte
5.3.5 Fazit zu den Romvorstellungen während des Tribunats

6. Die böhmische Gefangenschaft
6.1 Eine Veränderung in der Kaiserfrage
6.2 Veränderung der Kirche

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

0. Einleitung

Gerade zu einer Zeit , als die einstige Millionenstadt Rom auf eine in jeglicher Beziehung, politisch , wirtschaftlich wie kulturell unbedeutende Stadt herabgesunken war[1],verlieh Cola di Rienzo in seinem Manifest, welches an die ganze Welt gerichtet war, der Verherrlichung Roms den maßlosesten Ausdruck. Die Päpste hatten Rom den Rücken gekehrt und zogen Südfrankreich Rom als Residenz vor doch unbeirrt hielt Cola di Rienzo an Rom als Mittelpunkt der Welt fest. Eine solche Vorstellung wurde im Laufe der Jahrhunderte stets aufrechterhalten, so das sich auch andere Städte wie Moskau mit dem Namen „drittes Rom“ brüsteten. Das Ende der Antike war keineswegs das Ende solcher Vorstellungen. Denn den Zusammenbruch der antiken Staatenwelt überlebten die Werke der großen Autoren dieser Zeit und damit auch deren Romgedanken. Diese waren jedoch in einen völlig anderen geistig kulturellen Umkreis gestellt:[2]

„aus der Kaiserstadt ist die Papststadt Rom geworden, Mittelpunkt einer Kirche , die den gleichen Anspruch auf Universalität stellt wie das römische Kaiserreich.“

Die im Mittelalter gebrauchten Begriffe „caput mundi“ und „caput orbis“ zur Bezeichnung Roms, bezeichnen nicht mehr das aus der Antike bekannte, straff organisierte Weltreich, sondern „größtenteils eben Ansprüche einer der drei Parteien in diesem Dreieck Papst/ Bischof – Kaiser – Stadtrömer den beiden anderen Parteien gegenüber.[3]

Auch in der Renaissance hielt man weiter an Rom als den Mittelpunkt der Welt, wenigstens auf dem Gebiet der Pilgerfahrten fest. Eine Inschrift auf einem Pilgergrab aus dem beginnenden 16 Jh. heißt:

NATUM Q(UEM) GELIDUM VIDES AD ISTRU(M)/

ROMANA TEGIER VIATOR URNA/

NON MIRABERE SI EXTIMABIS ILLUD/

Q(UOD) ROMA EST PATRIA OMNIUM FUITQ(UE).[4]

Die Bezeichnung “Roma est patrium omnium”, also „Rom ist die Heimat Aller“, macht deutlich wie selbstverständlich dieser Gedanke doch im Mittelalter war.

Die Gesinnung war jedoch niemals nur positiv, auch negative Stimmen wurden über das mittelalterliche Rom laut und äußerten sich in Kritik: man bestritt universalpolitische Ansprüche des Papsttums oder der Römer, tadelte deren Hochmut, ihren Geiz, ihre Bestechlichkeit.[5]

Man könnte an dieser Stelle noch weitere Beispiele geben, aber mit der obigen Auflistung soll einzig und allein verdeutlicht werden, dass Cola di Rienzo nicht der erste, oder einzige war, der diese oder ähnliche Romvorstellungen hatte, aber dennoch waren seine Vorstellungen eine auffällige Erscheinung in dieser die Jahrhunderte überdauernden Romtradition. Ziel dieser Arbeit ist es diese Vorstellungen zu zwei verschiedenen Zeitpunkten (1347 und 1350-52) miteinander zu vergleichen und zu untersuchen, ob sie sich in diesem Zeitraum grundlegend verändert haben. Als Grundlage hierfür wird weitestgehend auf die Sekundärliteratur verzichtet. Die Konzentration liegt auf den zahlreichen Briefwechseln des Cola di Rienzo, in denen seine Position deutlich wird. Mit dieser Untersuchung sollte ein genaues Bild von di Rienzos Romgedanken deutlich werden und falls es eine Veränderung gegeben hat, diese auch. Zitate aus Rienzos Briefen werden im Folgenden in der Schreibweise der Quellen wiedergegeben.

1. Die Figur des Cola di Rienzo in Literatur und Musik

Die Figur des Cola di Rienzo hat die Fantasie von Dichtern und Musikern angespornt. Zu nennen wären der Roman von E. Bulwer – Lytton (Leipzig 1835), Engels mit seinem Drama „Cola di Rienzo“ (Wuppertal o.J.), H. Namneck, „Der Wegbereiter“ (Riga 1938), oder der Roman von H. Franck, „Der Tribun“ (Braunschweig 1952). In der Musik war es vor allem die Wagneroper „Rienzi“ (1838), die sich von der Person des Volkstribun inspirieren liess.

Auch die historische Forschung beschäftigte sich früh mit ihm. Vor allem eine Biographie eines unbekannten Autors „Vita di Cola di Rienzo“ regte ihr Interesse. Aber egal aus welcher Zeit die Abhandlungen über di Rienzo stammen, es bleiben immer zwei Positionen: Spott und Ablehnung, oder Bewunderung.

2. Biographie bis 1347

Über die Jugend von Cola di Rienzo ist nur wenig bekannt. Juhar schreibt Cola sei der Sohn einer Wäscherin und eines Schankwirtes gewesen.[6] In anderen Ausführungen findet man unter anderem auch Vermerke er sei zwar Sohn einer Wäscherin, aber nicht eines Schankwirts, sondern eines sehr mächtigen Herrn gewesen.[7]

Nachdem seine Mutter gestorben war, wurde er nach Anagni zu Verwandten gegeben, was wiederum für den mächtigen Herrn als Vater spräche, da dieser im weiteren Lebenslauf nicht mehr auftaucht. Wäre der Vater ein Schankwirt gewesen hätte das Kind auch bei ihm bleiben können. Ein uneheliches Kind mit einem „mächtigen Herrn“ erklärt den Umzug zu den Verwandten besser. Doch die genaue Herkunft bleibt Spekulation. Di Rienzo kehrte erst 1332/33 nach Rom zurück. Einzig die wenigen Äußerungen in seinen Briefen geben Aufschluss über diese Zeit. In Anagni, so schreibt er, sei er als „rusticus inter rusticus“ aufgewachsen.[8] Der Ursprung seiner durchaus hoch einzuschätzenden Bildung, bleibt rätselhaft. Juhar erklärt es folgendermaßen: „In Anagni kann er von Ordensbrüdern unterrichtet worden sein. Möglicherweise hat er dann seine Kenntnisse an der von Bonifaz VIII. 1303 wieder neuerrichteten Universität vertieft.[9]

Sein Interesse an der Politik jedenfalls führt er auf ein in Rom kursierndes Gerücht zurück, nämlich das er ein natürlicher Sohn Heinrich VIII. gewesen sei. Auch dies bleibt Spekulation und trifft eher nicht zu.

Sein erstes politisches Auftreten fällt in das Jahr 1343/44. Der römische Adel war zu dieser Zeit an den Hof des neugewählten Papstes Clemens VI. in die Provence gereist. Sie wollten „ihrem“ Stadtherrn (dem Bischof von Rom) huldigen und ihn um die Vorverlegung des Jubeljahres bitten, das eigentlich für das Jahr 1400 vorgesehen war, denn es sollte von 1300 an alle 100 Jahre wiederholt werden. Cola di Rienzo machte sich daraufhin auch auf den Weg nach Avignon um dort als selbsternannter Vertreter des röm. Volkes die Beschwerden der Armen, Witwen und Waisen vorzutragen.[10]

Er lernt dort Francesco Petrarca kennen, der ihn von diesem Zeitpunkt an bewundert und seine Vorstellungen und politischen Ziele teilt. Er kehrt etwa im August 1344 nach Rom zurück und ist von dieser Zeit an auf eigene Bitte Notar der städtischen Kammer. In den folgenden drei Jahren studierte di Rienzo Inschriften antiker Überreste und tritt politisch nicht in Erscheinung.[11]

[...]


[1] Juhar, Monika –Beate: Der Romgedanke bei Cola di Rienzo. Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades des Fachbereichs Philosophie der Christian – Albrechts – Universität zu Kiel. Kiel 1977, S. I (Einleitung)

[2] Vgl. Juhar, S. II (Einleitung)

[3] Juhar, S. III (Einleitung)

[4] Zit, bei F. Bianfi, Roma „patria commune“. Rivista Palatino V, Nr. 5/6 (1961), Anm. 1

[5] Vgl. Juhar, S. IV. (Einleitung)

[6] Juhar, S. 1

[7] Francesco Petrarca: Aufrufe zur Errettung Italiens und des Erdkreises. Ausgewählte Briefe Lateinisch – Deutsch. Hrsg., übersetzt und eingeleitet von Berthe Widmer. Basel 2001, S. 42

[8] Nr. 50, Z. 167ff.

[9] Vgl. Juhar, S. 1

[10] Francesco Petrarca, S. 42

[11] Vgl. Juhar, S. 3

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung der Romvorstellungen von Cola di Rienzo
Hochschule
Universität des Saarlandes  (Fachrichtung 3.4 Geschichte)
Veranstaltung
OS: Das Imperium Romanum des Spätmittelalters
Note
12
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V71938
ISBN (eBook)
9783638690560
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklung, Romvorstellungen, Cola, Rienzo, Imperium, Romanum, Spätmittelalters
Arbeit zitieren
Eric Agne (Autor:in), 2006, Die Entwicklung der Romvorstellungen von Cola di Rienzo, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71938

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