Im Jahre 1532 erließ Kaiser Karl V. auf dem Reichstag zu Regensburg die berühmt
gewordene Constitutio Criminalis Carolina (CCC), die peinliche Halsgerichtsordnung für das
Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Sie war das Ergebnis jahrzehntelanger
Bestrebungen, die unhaltbar gewordenen Zustände der Strafrechtspflege zu reformieren, das
heißt vor allem zu rationalisieren und zu vereinheitlichen.
In der Forschung war die Carolina traditionell eines der zentralen Themen der
Rechtsgeschichte. Vor allem im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts aber auch noch einmal
in den 60er Jahren und abermals in den 80er Jahren zum 450. Jubiläum stand sie im
Mittelpunkt rechtsgeschichtlicher Untersuchungen. Ende der 80er Jahre setzte eine intensive
Auseinandersetzung mit der deutschen Kriminalitätsgeschichte nicht mehr von Seiten der
Rechtshistoriker sondern von Kulturhistorikern und von Gesellschaftshistorikern ein. Dabei
wurde das Strafrecht in jüngster Zeit in seiner Funktion der sozialen Disziplinierung
beleuchtet.
Diese Arbeit verbindet die Ergebnisse der rechtsgeschichtlichen Forschung mit einigen
neueren Ansätzen der Kultur- und Gesellschaftsgeschichte. Dabei soll nach einer kurzen
Einführung in die Umstände der Entstehung der Carolina und deren wesentliche Ideen geklärt
werden, inwiefern sich die Ergebnisse der Strafrechtsreform tatsächlich in der Rechtspflege
niederschlugen und worin die Ursachen hierfür liegen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die Vorgeschichte der Carolina
- 1. Das mittelalterliche Strafrecht
- a) Der akkusatorische Prozeß
- b) Der Inquisitionsprozeß
- 2. Die Entstehung der Carolina
- 1. Das mittelalterliche Strafrecht
- III. Der wesentliche Inhalt der Carolina
- 1. Sinn und Zweck
- 2. Voraussetzungen der Strafbarkeit
- 3. Die Strafen der Carolina
- 4. Der Prozeß der Carolina
- a) Die Prozeßeröffnung
- b) Die Folter
- IV. Die Carolina in der Strafrechtspraxis
- 1. Die tatsächliche Anwendung der Carolina im Reich
- 2. Gründe für die Nichtanwendung
- a) Machtlosigkeit des Kaisers
- b) Rechtsnatur der Carolina
- c) Interesse der Fürsten an eigenen Strafgesetzen
- d) Handhabung durch die Richter
- e) Volksbräuche
- V. Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Constitutio Criminalis Carolina (CCC), die Kaiser Karl V. im Jahre 1532 erließ. Die Arbeit untersucht die Entstehung und den Inhalt der Carolina sowie ihre tatsächliche Anwendung im Heiligen Römischen Reich. Sie beleuchtet die Reformbestrebungen im Strafrecht, die zu ihrer Entstehung führten, und analysiert die Ursachen für die Unterschiede zwischen der Theorie der Carolina und ihrer Praxis im Reich.
- Die Entstehung der Carolina im Kontext des mittelalterlichen Strafrechts
- Die wesentlichen Inhalte der Carolina, einschließlich ihrer Strafen und Prozeduren
- Die Anwendung der Carolina in der Praxis im Heiligen Römischen Reich
- Gründe für die Abweichungen zwischen Theorie und Praxis der Carolina
- Die Bedeutung der Carolina für die Entwicklung des Strafrechts im Reich
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die Carolina sowie ihre Bedeutung für die Rechtsgeschichte dar. Sie hebt die Relevanz der Carolina für die Reformbestrebungen im Strafrecht hervor.
- II. Die Vorgeschichte der Carolina: Dieses Kapitel beleuchtet das Strafrecht des späten Mittelalters und beschreibt die rechtliche Zersplitterung des Reiches. Es geht auf die Unterschiede zwischen dem akkusatorischen und dem inquisitorischen Prozeß ein und zeigt die vielfältigen Probleme der damaligen Strafrechtspflege auf.
- III. Der wesentliche Inhalt der Carolina: Dieses Kapitel beschreibt die wesentlichen Inhalte der Carolina, darunter ihre Ziele, die Voraussetzungen der Strafbarkeit, die darin festgelegten Strafen und den Prozeßablauf. Es stellt die Reformbestrebungen der Carolina in den Mittelpunkt und zeigt die Neuerungen im Vergleich zum mittelalterlichen Strafrecht auf.
- IV. Die Carolina in der Strafrechtspraxis: Dieses Kapitel untersucht die tatsächliche Anwendung der Carolina im Reich und analysiert die Gründe für die Unterschiede zwischen der Theorie und der Praxis. Es geht auf die Machtlosigkeit des Kaisers, die Rechtsnatur der Carolina und die Interessen der Fürsten ein, die zu einer uneinheitlichen Anwendung des Gesetzes führten.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Arbeit sind die Constitutio Criminalis Carolina (CCC), das mittelalterliche Strafrecht, die Strafrechtsreform, die Strafrechtspraxis im Heiligen Römischen Reich, die Macht des Kaisers, die Rechtsnatur der Carolina, die Interessen der Fürsten und die Volksbräuche.
- Arbeit zitieren
- Thomas Woelki (Autor:in), 2001, Die Carolina und ihre Anwendung im Reich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7202