Die Zeit der Staufer erwies sich für den Bautypus Burg als außerordentlich fruchtbar. In
dieser Zeit erlebte der Burgenbau einen regelrechten Boom. Noch wichtiger als dieser
Bauboom war für die Burgen, dass in dieser Zeit der Prozess der Herausbildung der idealen
Burg mehr oder weniger seinen Abschluss fand. An seinem Ende stand die „klassisch“
ausgewogene Burg, welche die an sie gestellten Aufgaben optimal erfüllte. Sie war flexibel
und konnte an verschiedene Bauplätze angepasst werden. Diese Anpassungsfähigkeit wurde
durch die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten der einzelnen und spezialisierten
Einzelbauten der Burg erreicht, ohne dass dabei das Gesamtbild eines Baukörpers verloren
ging.1 Genau dieses Nebeneinander dieser verschiedenen Einzelbauten mit jeweils eng
definierter Funktion grenzten die Burgen jener Zeit von ihren Vorgängerbauten ab. Zu einer
Typenbildung im engeren Sinne kommt es in dieser Zeit nicht mehr.2 Als prägende Bauteile
treten nun vor allem der Bergfried als unbewohnbarer Turm und der Wohnbau hervor.
Wehrhaftigkeit und Wohnfunktion gelten von nun an als unvereinbar und treten in ihrer
jeweils eigenen Bauform auf. Dabei sind Wohnbau und Bergfried nicht nur reine
Funktionsbauten, sondern zugleich wichtige Gestaltungsmittel der Gesamtanlage.3 Die
Architekturformen der Pfalzen und Burgen in der Zeit der Staufer sind recht ähnlich, haben
jedoch jeweils ihre eigenen Wurzeln.4
Zum Burgenbau gibt es eine Fülle von Literatur, eine Auswahl zu treffen ist deshalb nicht
einfach. Darstellungen zum Burgenbau einer bestimmten Zeitspanne sind hingegen seltener.
Zum Burgenbau der Stauferzeit hat Walter Hotz 1981 ein Buch publiziert. Dieses kann heute
aufgrund der Forschungslage allerdings nicht mehr in allen Bereichen als aktuell gelten.
Besonders die These der klassischen Burg als Stauferburg ist umstritten.5 Zum allgemeinen
Überblick über den Burgenbau ist Thomas Biller6 und zum Einblick in praktische sowie
alltägliche Angelegenheiten Joachim Zeune7 zu empfehlen.
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1 Biller 2002, S. 73f
2 Biller 1993, S. 140
3 ebd. S. 134f
4 Biller 2002, S. 43
5 Biller 1993, S. 28
6 Biller 1993 und 2002
7 Zeune 1996
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 2 Pfalz und Burg
- 3 Der Bau der Burg
- 4 Das Baumaterial
- 5 Der Buckelquader
- 6 Die ,,Staufische Burg"
- 7 Die Pfalz Gelnhausen
- 7.1 Die Datierungsproblematik
- 7.2 Die Baubeschreibung der Pfalz
- 7.2.1 Die Wehrbauten
- 7.2.1.1 Die Ringmauer
- 7.2.1.2 Die Torhalle
- 7.2.1.3 Der Bergfried
- 7.2.1.4 Der Torturm
- 7.2.3 Die Wohnbauten
- 7.2.3.1 Der Palas
- 7.2.3.2 Die Kapelle
- 7.2.3.3 Die Wohn- und Wirtschaftsbauten
- 7.2.1 Die Wehrbauten
- 8 Wasserversorgung, Beleuchtung und Heizen
- 8.1 Brunnen und Zisternen
- 8.2 Fenster und Beleuchtung
- 8.3 Heizen
- 9 Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Entwicklung der Pfalzen und Burgen in der Stauferzeit darzustellen, wobei der Fokus auf der Kaiserpfalz Gelnhausen liegt. Die Analyse der Architektur und Funktion dieser Bauten soll einen Einblick in die Organisation und Repräsentation des staufischen Hofes geben.
- Die Unterscheidung von Pfalzen und Burgen in der Stauferzeit
- Die Entwicklung der "klassischen" Burg als idealer Bautypus
- Die Funktion und Bedeutung der Pfalz Gelnhausen als kaiserlicher Residenz
- Die Architektur und Ausstattung der Pfalz Gelnhausen
- Die Wasserversorgung, Beleuchtung und Heizung der Pfalz Gelnhausen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik des Burgenbaus in der Stauferzeit ein und erläutert die Entwicklung des idealen Burgtypus. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Unterscheidung von Pfalzen und Burgen, wobei die Funktion und Bedeutung der Pfalz Gelnhausen als kaiserliche Residenz hervorgehoben wird. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den verschiedenen Bauelementen einer Burg, während das vierte Kapitel das Baumaterial und insbesondere den Buckelquader behandelt. Das fünfte Kapitel analysiert die Architektur der "Staufischen Burg" und stellt diese im Vergleich zu früheren Burgformen dar. Das sechste Kapitel beschreibt die Pfalz Gelnhausen anhand ihrer Architektur und Ausstattung, wobei die einzelnen Bauelemente wie Wehrbauten, Wohnbauten und die Wasserversorgung näher beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Architektur der Pfalzen und Burgen in der Stauferzeit, insbesondere mit der Kaiserpfalz Gelnhausen. Sie analysiert Bautypen, Funktionen und Ausstattung dieser Bauten und befasst sich mit Schlüsselbegriffen wie "klassische Burg", "Palatium", "Wehrhaftigkeit", "Repräsentation", "Wasserversorgung" und "Beleuchtung".
- Quote paper
- Björn Müller (Author), 2006, Der Hof als Ort: Pfalzen, Burgen, Räumlichkeiten, Wasserversorgung - Gelnhausen als Pfalz der Stauferzeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72042