Das Russische der russischsprachigen Emigranten, die in einer fremdsprachigen Umgebung leben, also das `Russisch in der Diaspora` (Steinke 1999), steht schon seit einigen Jahren im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses vieler Linguisten (Zemskaja 2001; Protasova 1996; Glovinskaja 1999; 2001; Pfandl 1994;1997;1998; Golubeva-Monatkina 1993; 1994; Andrews 1997; Steinke 1999 u.a.). In den oben genannten Veröffentlichungen wird das Hauptinteresse entweder der Analyse der Sprache einer der vier Emigrationswellen gewidmet, wie z.B. im Buch von Elena Zemskaja (2001), wo man eine sehr ausführliche Beschreibung der Sprache der 1. Emigrationswelle findet. Oder es wird nach Interferenzen 1 im Russischen der Emigranten, die durch Kontakt mit den Sprachen der Aufnahmeländer entstanden sind, z.B. durch das Englische (Andrews 1997) oder das Französische (Golubeva-Monatkina 1994) und durch das Deutsche (Pfandl 1994;1997;1998; Protasova 1996) geforscht. Daneben gibt es zwei Artikel von Glovinskaja (1999; 2001), in denen diese Autorin einige Sprachveränderungserscheinungen, die sowohl im Mutterland- als auch im Diasporarussischen der Gegenwart vollzogen wurden, darstellt und analysiert. Und schließlich ist eine Arbeit zur Entstehung der russischen Diaspora im Ausland von Steinke (1999) zu nennen, die neben einer kurzen Geschichte der russischen Emigration eine Reihe von Herangehensweisen zur Erforschung der Diasporasprache darbietet. Im Mittelpunkt der Betrachtung der vorliegenden Arbeit stehen die Darstellung und Analyse der Besonderheiten des Emigrantenrussischen, und zwar anhand von Beispielen aus der Sprache von Personen, die vor allem ab Mitte der 80er Jahre zuerst aus der UdSSR, später ab 1991 aus Russland oder anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland bzw. Österreich emigriert sind, also die Besonderheiten der russischen Sprache der in deutschsprachigen Ländern lebenden russischsprachigen Emigranten der sog. vierten Emigrationswelle. Dabei soll erstens anhand der aus den verschiedenen Literaturquellen entnommenen Beispiele der Emigrantensprache festgestellt werden, ob überhaupt und welche Abweichungen von der Sprachnorm unter dem deutschen Einfluss im Emigrantenrussischen der Gegenwart entstanden sind. Es sollen in diesem Zusammenhang möglichst alle Sprachebenen, vor allem aber die phonetische, die lexikalische, die morphologische und die syntaktische Sprachebene untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DAS MITGEBRACHTE RUSSISCH: DIE AUSGANGSSITUATION
- BESONDERHEITEN DES RUSSISCHEN DER GEGENWART BEI DEN EMIGRANTEN.
- LEXIK
- Entlehnungen….
- Lehnbedeutungen: ,,Falsche Freunde”
- Lehnübersetzungen..
- WORTBILDUNG....
- Diminutiva...
- Hybride Verben.
- Einfluss deutscher Wortbildungsmodelle.
- PHONETIK UND INTONATION
- Intonation
- Phonetische Veränderungen
- MORPHOLOGIE
- Integration der Lehnwörter.
- Falsche Genuszuschreibung..
- Fehler im Gebrauch von Verben und Verbalformen....
- Abweichungen im Gebrauch von Zahlwörtern.......
- Fehler im Gebrauch von Präpositionen.....
- SYNTAX..
- Wortstellung.
- Gebrauch von Konjunktionen..
- Indirekte Fragesätze.....
- Artikelähnliche Verwendung von Numeralien
- PROGNOSEN
- ZUSAMMENFASSUNG
- Analyse der Besonderheiten des Russischen bei Emigranten aus Russland und anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion, die ab Mitte der 1980er Jahre nach Deutschland bzw. Österreich emigriert sind.
- Untersuchung des Einflusses der deutschen Sprache auf das Russische der Emigranten, insbesondere auf phonetischer, lexikalischer, morphologischer und syntaktischer Ebene.
- Identifizierung der Sprachebenen, auf denen deutsche Einflüsse im Russischen der Emigranten am stärksten in Erscheinung treten.
- Diskussion möglicher Entwicklungsperspektiven für die russische Sprache der vierten Emigrationswelle in Deutschland und Österreich.
- Untersuchung der Ausgangsituation, d.h. des Russischen, das die Emigranten bei ihrer Einreise nach Deutschland und Österreich mitgebracht haben.
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas „Russisch in der Diaspora“ dar und skizziert die aktuelle Forschung zum Thema. Sie führt in die Zielsetzung und Themenschwerpunkte der Arbeit ein.
- Das mitgebrachte Russisch: Die Ausgangssituation: Dieses Kapitel befasst sich mit der sprachlichen Ausgangssituation der Emigranten der vierten Welle, insbesondere mit der russischen Muttersprache und der Variabilität des Russischen, die durch regionale und generationsbedingte Unterschiede, sowie durch das Bildungsniveau der Emigranten bedingt ist.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung des Russischen bei Emigranten in Deutschland, insbesondere der vierten Emigrationswelle, die ab Mitte der 1980er Jahre begann. Ziel ist es, herauszufinden, inwiefern sich die russische Sprache unter dem Einfluss der deutschen Sprache verändert hat und welche Ebenen des Sprachsystems am stärksten betroffen sind. Darüber hinaus werden die Entwicklungsperspektiven der russischen Sprache bei der vierten Emigrationswelle in Deutschland beleuchtet.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Emigrantenrussisch, Russisch in der Diaspora, vierte Emigrationswelle, Sprachkontakt, Interferenz, Sprachwandel, Deutsch, Russlanddeutsche, Russischkompetenz, Sprachnorm, Entwicklungsperspektiven.
- Quote paper
- Anna Bolshukhina (Author), 2003, Zu den Entwicklungstendenzen des in Deutschland gesprochenen Russisch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72053