Wie der Forschungsüberblick zeigen wird, sind bereits eine Vielzahl von Interpretationsansätze zum Bericht für eine Akademie von Franz Kafka verfaßt worden. Susan Sontag stellt sich gegen die meisten dieser Ansätze in ihrem Aufsatz Gegen Interpretation. Sie fordert eine Interpretation weg vom Intellekt (Interpretation als „Rache des Intellekts an der Welt“) und hin zum „sinnliche[n] Erlebnis des Kunstwerks“. Diese Auffassung scheint mir, angesichts der komplexen Deutungsmöglichkeiten in Kafkas Werk, als die vernünftigste, um sich einem Text von Kafka zu nähern. Indem man übermäßige Ansätze zugunsten einer einfachen und realitätsnäheren Deutung aufgibt, offenbart sich der Zugang zum Text.
Um einer Interpretation im Sinne Sontags entgegenzukommen und damit eine Deutung abzulehnen, die „mehr Inhalt aus dem Werk heraus[preßt], als darin enthalten ist“, werde ich im dritten Punkt zwei mögliche Ansätze darlegen, die sich mehr oder weniger nah am Text halten. Während die jüdische Perspektive noch den sozialen Hintergrund Kafkas einbezieht, kommt der Ansatz zur Rationalität/Irrationalität fast ausschließlich mit dem Bezug auf Kafkas Bericht für eine Akademie aus.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsüberblick
- Ältere Forschung
- Neuere Forschung
- Entstehung des Berichts
- Interpretation
- Konflikt zwischen Ost- und Westjudentum
- Konflikt zwischen Irrationalität und Rationalität
- Fazit
- Literaturnachweise
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit einer Interpretation von Franz Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“. Die Arbeit will verschiedene Interpretationsansätze beleuchten und eine eigene Deutung des Textes entwickeln, die sich an Susan Sontags Forderung nach einem „sinnlichen Erlebnis des Kunstwerks“ orientiert. Dabei wird die komplexe Deutungsmöglichkeiten in Kafkas Werk berücksichtigt, um einen Zugang zum Text zu ermöglichen.
- Die Entwicklung der Forschung zu Kafkas „Bericht für eine Akademie“
- Die jüdische Perspektive und der soziale Hintergrund Kafkas
- Der Konflikt zwischen Rationalität und Irrationalität im Kontext des Berichts
- Die Suche nach dem „Schlüssel“ zur Interpretation von Kafkas Werk
- Die Bedeutung der „sinnlichen Erfahrung“ für die Interpretation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den theoretischen Rahmen der Arbeit vor. Der Forschungsüberblick analysiert die Entwicklung der Interpretationsansätze zu Kafkas „Bericht für eine Akademie“, von älteren Deutungen, die den Text als Judengleichnis oder Figurenvergleich sahen, bis hin zu neueren Ansätzen, die die zeitgenössischen Kontexte und die „sinnliche Erfahrung“ des Textes in den Vordergrund stellen.
Der Interpretationsteil beleuchtet zwei mögliche Ansätze: die jüdische Perspektive und den Konflikt zwischen Rationalität und Irrationalität. Die jüdische Perspektive befasst sich mit dem sozialen Hintergrund Kafkas und der Bedeutung des Ost- und Westjudentums für das Verständnis des Textes. Der Ansatz zur Rationalität/Irrationalität untersucht den Konflikt zwischen Vernunft und Instinkt, der sich im Bericht für eine Akademie widerspiegelt.
Schlüsselwörter
Franz Kafka, „Ein Bericht für eine Akademie“, Interpretation, Forschungsüberblick, Judengleichnis, Figurenvergleich, Rationalität, Irrationalität, Sinneserfahrung, Susan Sontag, Max Brod, Walter H. Sokel, Hans Politzer, George Schulz-Behrend, Herbert Tauber, Hellmuth Kaiser, Hans-Gerd Koch, Walter Bauer-Wabnegg, Hartmut Binder, Klaus-Peter Philippi.
- Quote paper
- Susan Dommenz (Author), 2005, Interpretation zu Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72102