Exilpublizistik 1933-1945


Seminararbeit, 2006

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Exilliteratur (von 1933 bis 1945)
1.1 Emigration und Presse
1.2 Das Argentinische Wochenblatt als Beispiel

2. Lyrik als literarische Form der Exilpublikation
2.1 Die Topoi der Exillyrik
2.2 Die Entwicklung in der Exillyrik

3. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Nach einigen allgemeinen Informationen zur Exilliteratur zwischen 1933 und 1945 möchte ich am Beispiel auserwählter Texte aus der oppositionellen Exilzeitung Argentinisches Wochenblatt zeigen, wie literarische Texte, die nicht immer von den betreffenden Dichtern als „politische Waffe“ eingesetzt wurden, politisch interpretiert und explizit politisiert werden können. Auf den ersten Blick wirken die auserwählten Gedichte unpolitisch - sie implizieren lediglich Momente der Ohnmacht und Hilflosigkeit. Durch die zeiträumlichen Verhältnisse und vor allem durch die Veröffentlichung bekommen sie allerdings eine politische Dimension. Literatur als Waffe gegen den Nationalsozialismus.

Zum anderen ist in den Gedichten, die in dieser Zeit entstanden sind, eine Entwicklung festzustellen: Anfangs thematisierten die Gedichte Heimweh und die Hoffnung auf eine Besserung der momentanen Situation und auf eine baldige Rückkehr nach Deutschland und gaben somit Trost und Stärkung in Zeiten von Trauer und Leid. Als sich allerdings eine längere Dauer der Verbannung abzeichnete, waren die Hauptthemen in der Lyrik das erlittene Leid und vor allem Resignation. Alle Hoffnungen auf ein baldiges Ende waren zerschlagen.

Dies gilt es im weiteren Verlauf der Arbeit zu beweisen.

1. Exilliteratur (von 1933 bis 1945)

Bock, Emmerich und Kollegen versuchen für den Begriff „Exilliteratur“ einen treffenderen Ausdruck zu finden, indem sie von einer „Literatur im antifaschistischen Widerstand“ sprechen, die sich „nicht auf eine im engeren Sinne politisch-pragmatische Literatur beschränkt“[1]. In der vorliegenden Arbeit wird unter „Exilliteratur“ deutsche Literatur verstanden, die von außerhalb gegen das Deutschland des Nationalsozialismus eingesetzt wurde.

Unzählige deutsche Dichter verließen ab 1933 ihr Heimatland - aus unterschiedlichen Gründen, doch immer mit einem gemeinsamen Konsens: Das Leben im Deutschland der Nationalsozialisten war ihnen allen unerträglich geworden. Das Exil in einem fremden Land - zunächst zumeist in direkter europäischer Nachbarschaft, im Laufe der Zeit in immer größeren Entfernungen - war ihnen also einerseits eine Art Erlösung von den ihnen unhaltbaren Umständen, andererseits brachte es aber auch in den meisten Fällen - zumindest vorübergehend - schwere Exilkrisen mit sich:[2] Nur sehr schwer war es den Auswanderern möglich, sich in dem jeweiligen fremden Land, dessen Sprache sie oft nicht oder nur bruchstückhaft beherrschten, gut einzuleben. Die exilierten Dichter fühlten sich hin und her gerissen zwischen der Erinnerung an Deutschland und dem Versuch, in der Fremde Fuß zu fassen.[3] Die ehemals Gefeierten, die berühmten Intellektuellen, die Literaten, die Dichter und Denker der Weimarer Republik fühlten sich in ihrem unfreiwilligen Exil nicht selten müde und vor allem nutzlos. Der Verlust der deutschen Sprache, die Trennung vom Publikum und die geringen Veröffentlichungsmöglichkeiten schränkten die Arbeits- und Wirkungsmöglichkeiten ein. Nur ganz wenige konnten sich mit ihren Veröffentlichungen den Lebensunterhalt sichern; die meisten lebten unter materiell dürftigen Bedingungen. Um es mit Strelka zu formulieren, war das Exil also „Fluch und Gnade zugleich“[4].

Die Exilanten konnten oder wollten die lange Ära der Nationalsozialisten in Deutschland nicht vorhersehen, so dass sie sich zunächst für eine baldige Rückkehr bereithielten und sich nicht weiter als unbedingt notwendig vom Heimatland entfernten.[5]

Aufgrund ihrer Hoffnung, der Exil-Aufenthalt sei nur von kurzer Dauer, sahen sie auch zunächst ihre Existenzprobleme nicht als so dramatisch an, wie sie tatsächlich waren[6] - die Konfrontation mit der Realität kam erst mit immer weiterem Fortdauern der Nazi-Diktatur, was sich auch anhand der ausgewählten Lyrikbeispiele im weiteren Verlauf noch zeigen lässt.

1.1 Emigration und Presse

Eine Art der Opposition durch Literatur bot sich den Schriftstellern des Exils durch Veröffentlichungen in Zeitschriften. Kurt Tucholsky distanzierte sich allerdings entschieden von der aufkommenden Emigrantenpresse, denn nunmehr war Kommunikation wichtiger als Information und Lebenshilfe bedeutender als der von Tucholsky praktizierte kritische Journalismus.[7] Waren vorher Aufklärung und öffentliche Meinungsbildung die primären Ziele der Presse gewesen, so fand nun eine Verschiebung statt, und die Vermittlung von Zuversicht und Hoffung rückte in den Mittelpunkt.[8] Die generelle Entwicklung ging immer deutlicher zu einer Verwischung der Grenzen zwischen Literatur und Politik.[9] Die Zeitschriften bildeten ein „intellektuelles Zentrum“[10], wobei - vor allem in nicht partei-gebundenen Blättern - vertriebene Literaten eine bedeutende Rolle spielten, da sie in literarischen Kurzformen, Lyrik und Glossen schnell (bzw. schneller als beispielsweise mittels Romanen) auf aktuelle Ereignisse reagieren konnten. Die Exilpresse gibt uns aus heutiger Sicht einen Einblick zum einen in die Möglichkeiten und Ohnmacht der politischen Aktivitäten der Exilanten, aber auch zum anderen in deren Zerrissenheit. So sind die im Exil publizierten Zeitschriften „das hauptsächliche Zeugnis ihrer politischen und kulturellen Tätigkeit“[11].

1.2 Das Argentinische Wochenblatt als Beispiel

Das Argentinische Wochenblatt ist eine deutschsprachige, aber dennoch argentinische Zeitung, die eine entschiedene politische Haltung mit dem Programm der Opposition gegen das Hitler-Deutschland vertritt, womit es zu einem wichtigen Organ innerhalb der oppositionellen Presse gegen das Dritte Reich wurde. „Durch Überparteilichkeit wurde ein breites Publikum angesprochen; durch die kulturelle Vielfalt wurden die potentiellen Adressaten wiederum vervielfacht, indem durch geschickten Einsatz beispielsweise literarischer Texte sich auch Politikverdrossene ansprechen ließen“.[12] An der Literaturbeilage Hüben und Drüben beteiligten sich zahlreiche namenhafte Exilanten, wie Thomas, Heinrich, Erika und Klaus Mann, Lion Feuchtwanger, Stefan Zweig, Else Lasker-Schüler, Johannes R. Becher, Franz Werfel und noch viele mehr. Die Herausgeber des Argentinischen Wochenblattes hatten die Möglichkeit, durch Bevorzugung bestimmter Autoren oppositionell klar Stellung zu beziehen, sich solidarisch zu zeigen und so den verschiedenen literarischen Beiträgen eventuell mehr Aussage zu geben, als ihnen ursprünglich zugedacht worden war. Da jede Veröffentlichung in einem erklärten Oppositionsblatt - wie dem Argentinischen Wochenblatt - in jener Epoche durch Zeit und Ort der Publikation zu einer politischen wurde, bekam das Drucken von Texten jeglicher Art, deren Verfasser Deutschland verlassen hatten und/oder innerhalb Deutschlands verboten waren, ein politisches Programm. Dies soll im weiteren Verlauf anhand von einigen ausgewählten Gedichten, die im Argentinischen Wochenblatt erschienen sind, verdeutlicht werden.

[...]


[1] Bock 1989, S.105.

[2] Vgl. Hermand 1989, S. 83.

[3] Vgl. Strelka 1983, S. 22.

[4] Strelka 1983, S. 45.

[5] Vgl. Brenner 1965, S. 681.

[6] Vgl. Stephan 1979, S. 45.

[7] Vgl. Maas 1990, S. 20.

[8] Vgl. Maas 1990, S. 27.

[9] Vgl. Maas 1990, S. 25.

[10] Stephan 1979, S. 98.

[11] Maas 1990, S. 8.

[12] Görtzen 1998, S. 1.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Exilpublizistik 1933-1945
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Lehrveranstaltung: „Mit dem Gesicht nach Deutschland“ – Publizistik im Exil
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V72496
ISBN (eBook)
9783638634687
ISBN (Buch)
9783638939584
Dateigröße
441 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Exilpublizistik, Deutschland“, Publizistik, Exil, Exilliteratur, Lyrik
Arbeit zitieren
Silvia Asser (Autor:in), 2006, Exilpublizistik 1933-1945, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72496

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