Diese wissenschaftliche Hausarbeit zur Erlangung des 1. Staatsexamens will im Gegensatz zur vorherrschenden Distanz der Disziplinen Geschichte und Mathematik den Brückenschlag wagen. Die historische Metrologie als wenig beachtete Teildisziplin der Historischen Hilfswissenschaften stellt den methodischen Rahmen der folgenden Erarbeitung, Aspekte der spätmittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte am Beispiel der Hanse bilden den epochalen. Um das gestellte Thema „Metrologische Angaben in Handelsbüchern der Hansekaufleute Veckinchusen. Eine Auswertung unter Berücksichtigung der kaufmännischen Rechenkunst des 14. Jahrhunderts.“ vollständig erfassen zu können, muss jedoch auch die mathematikhistorische Seite einbezogen werden. Sie umfasst einen Einblick sowohl in die kaufmännische Ausbildung im Rechnen als auch in die Rechenpraxis im Handelskontor – was in diesem Zusammenhang in der Literatur hauptsächlich ohne Beachtung bleibt2 – und liefert damit auch eine Erklärung für den Umgang mit verschiedenen metrologischen Angaben. Als primäres Untersuchungsobjekt und Quelle dient die von Lesnikov angefertigte und 1973 erschienene Edition der Handelsbücher der Hansekaufleute Hildebrand und Sivert Veckinchusen. Aufgrund der ebenfalls umfangreich überlieferten Briefwechsel dieser Brüder bestehen über kaum eine andere Kaufmannsfamilie der Hansezeit so umfangreiche Kenntnisse wie über die Veckinchusen, die auch von Afflerbach zur Erstellung seiner „Kollektivbiographie“ primär herangezogen werden. Eine relativ unfangreiche biographische Darstellung über die Brüder wird auch einen Teil dieser Arbeit bilden, in dem ich unter anderem auch herauszufinden versuche, wie die rechentechnische Ausbildung als Teil der kaufmännischen bei Sivert und Hildebrand ausgesehen haben mag. Dass es eine gegeben hat, ist unstrittig, denn für den Kaufmannsalltag im Kontor oder auf Reisen war der Umgang mit Zahlen und Maßen wesentlich. Auch noch heute ist Rechnungswesen ein wesentlicher Teil jeder kaufmännischen Ausbildung, die Prüfungsordnung wirtschaftswissenschaftlicher Studienfächer sieht den Erwerb mehrerer mathematischer Scheine vor – der Grundgedanke einer engen Verknüpfung von handelsgewerblicher Tätigkeit und mathematischen Kenntnissen hat sich bis heute bewährt, wenngleich sich die kaufmännische Ausbildung des 14. Jahrhunderts in der Retrospektive allein auf den Bereich der elementaren Arithmetik beschränkte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. ZUM BERUFLICHEN ALLTAG VON HANSEKAUFLEUTEN
- 2.1. Organisation des Handels im Hanseraum
- 2.2. Auf dem Weg zum Kaufmann: Die Ausbildungszeit
- 2.2.1. Theoretische Fähigkeiten
- 2.2.1.1. Lesen, Schreiben und Fremdsprachen
- 2.2.1.2. Kaufmännisches Rechnen
- 2.2.2. Praxiserfahrung
- 2.3. Das Beispiel der Brüder Sivert und Hildebrand Veckinchusen
- 3. HANDELSGESCHÄFTE, MABE UND RECHNEN
- 3.1. Metrologische Angaben im mittelalterlichen Handel
- 3.1.1. Ursprung und Problematik der Maßuneinheitlichkeit
- 3.1.2. Verwendung und Vorkommen
- 3.2. Rechenpraxis im Kaufmannsalltag
- 4. DIE HANDELSBÜCHER DER VECKINCHUSEN
- 5. METROLOGISCHE ANGABEN IN HANDELSBÜCHERN DER VECKINCHUSEN
- 5.1. Tuche
- 5.2. Pelzwaren
- 5.3. Wachs
- 5.4. Andere Waren und Fazit
- 6. ZUSAMMENFASSUNG
- 7. LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Hausarbeit verfolgt das Ziel, die Verbindung zwischen Geschichte und Mathematik am Beispiel der historischen Metrologie aufzuzeigen. Die Arbeit untersucht metrologische Angaben in Handelsbüchern der Hansekaufleute Veckinchusen im 14. Jahrhundert und analysiert diese unter Berücksichtigung der kaufmännischen Rechenkunst jener Zeit.
- Rekonstruktion der kaufmännischen Ausbildung im mittelalterlichen Hanseraum, insbesondere im Bereich der Rechentechnik.
- Analyse der Problematik der Maßuneinheitlichkeit im mittelalterlichen Handel und deren Einfluss auf die kaufmännische Praxis.
- Auswertung von metrologischen Angaben in den Handelsbüchern der Veckinchusen, um zu zeigen, wie diese im kaufmännischen Alltag verwendet wurden.
- Einblick in die Rechenpraxis im Handelskontor und die Bedeutung mathematischer Kenntnisse für die kaufmännische Tätigkeit.
- Bedeutung der historischen Metrologie als Teildisziplin der Historischen Hilfswissenschaften.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Motivation, die Verbindung zwischen Geschichte und Mathematik am Beispiel der historischen Metrologie zu untersuchen.
- Kapitel 2 beleuchtet den beruflichen Alltag von Hansekaufleuten und betrachtet die Organisation des Handels im Hanseraum. Der Schwerpunkt liegt auf der Ausbildung zum Kaufmann, insbesondere auf der Rechentechnik, die für den Umgang mit Maßen und Zahlen essenziell war.
- Kapitel 3 behandelt Handelsgeschäfte, Maße und Rechnen im mittelalterlichen Handel. Es thematisiert die Problematik der Maßuneinheitlichkeit und deren Ursachen. Außerdem wird die Rechenpraxis im Kaufmannsalltag näher beleuchtet.
- Kapitel 4 befasst sich mit den Handelsbüchern der Veckinchusen und ihrer Bedeutung als Quelle für die Untersuchung metrologischer Angaben.
- Kapitel 5 analysiert metrologische Angaben in den Handelsbüchern der Veckinchusen. Der Schwerpunkt liegt auf der Auswertung von Angaben zu Tuchen, Pelzwaren und Wachs.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit Themen wie historischer Metrologie, kaufmännische Rechenkunst, Hanse, Handelsbücher, Veckinchusen, Maßuneinheitlichkeit, mittelalterlicher Handel, Rechentechnik, Warenanalyse und kaufmännische Ausbildung.
- Arbeit zitieren
- Sandra Holtermann (Autor:in), 2006, Metrologische Angaben in Rechenbüchern der Hansekaufleute Veckinchusen - Eine Auswertung unter Berücksichtigung der kaufmännischen Rechenkunst des 14. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72512