Nach einer Einführung, die der Darlegung der Besonderheiten des Gutes “Strom“ und deren Auswirkungen auf die Preisbildung im Spotmarkt dient, rücken der Terminmarkt und die darin gehandelten Forwards in das Zentrum der Betrachtung. Die Thematik der Preisbildung von Forwards im Elektrizitätmarkt, die den Hauptteil dieser Arbeit bildet, wird in Kontrast gestellt zu den sich für speicherbare Konsumgüter bewährten klassischen Speicher- und Riskpremiumtheorien. Zunächst wird die Speicher- oder auch Cost-of-Carry-Theorie dargestellt, die von Kaldor, Working Brennan und Telser entwickelt wurde. Diese Theorie stellt einen Preiszusammenhang auf Grundlage von Arbitrageüberlegungen über die zeitliche Gleichgewichtsbeziehung des Forwardmarktes zum gegenwärtigen Spotmarkt her. Hinsichtlich des Aspektes der notwendigen Speicherung des betreffenden Underlyings wird anschließend das “Spark-Spread-Modell“ von Routledge, Seppi und Spatt (2001) betrachtet. Durch die Integration einer Umwandlungsoption potenzieller lagerfähiger Brennstoffe stellt dies ein Komplement für den Strommarkt zur klassischen Speichertheorie dar. Die Riskpremium-Theorie bildet mit Betrachtungen von Spekulationen im Preisgefüge eine weitere Grundlage der klassischen Forwardpreisbildung. In den Mittelpunkt rückt dabei die zeitliche Gleichgewichtsbeziehung zwischen Forwardmarkt und zukünftigen Spotmarkt. Diese auf den Arbeiten von Keynes (1930), Hicks (1939), Coonter (1960), Dusak (1973) und Breeden (1980) basierende Theorie soll speziell auf den Aspekt des Hedging-Ansatzes hin untersucht
werden.7 Ein Ansatz, der auch die Grundlage bildet für das Modell von Bessembinder und Lemmon (2002), ausgerichtet auf den Strommarkt.
Loslösend von den Gleichgewichtsbeziehungen finden Betrachtungen stochastischer Modelle (reduced form) statt. Ziel dieser Modelle ist, über stochastische Modellierung von Spotpreisen, die Bepreisung von Forwards vornehmen zu können. In diesem Zusammenhang soll (ausgehend von Blacks klassischem Modell für speicherbare Commoditys) die Evolution der alternativen Modelle erläutert werden. Die Betrachtung wird hierbei auf die Arbeiten von Kaminski, Pilipovic, Lucia/ Schwartz und De Jong/ Huisman beschränkt, da sie bei einer Kategorisierung nach Gattungen die jeweils bedeutendsten Werke darstellen. Inwieweit die vorgestellten Modelle im Strommarkt bzw. in regional verschiedenen Märkten anwendbar sind, wird abschließend anhand vorliegender empirischer Untersuchungen dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hintergrund
- Vorgehensweise und Einordnung der Arbeit in die bestehende Literatur
- Grundlagen des Elektrizitätsmarktes
- Die Besonderheiten der Handelsware Strom
- Die Folgen für die täglichen Strom-Spotpreise
- Der Terminmarkt für Elektrizität
- Der klassische Forwardkontrakt
- Strom, ein Commodity?
- Der Strom-Forwardkontrakt
- Die Teilnehmer im Markt für Elektrizität
- Das Basisrisiko
- Die klassische Speichertheorie
- Die Grundlagen der klassischen Speichertheorie
- Das Angebot zur Speicherung
- Die Grenzkosten der Lagerhaltung
- Das gesamtwirtschaftliche Angebot der Speicherung
- Die Cash and Carry-Arbitrage
- Die Speichertheorie im Strommarkt
- Überlegungen zur Anwendbarkeit der klassischen Speichertheorie im Strommarkt
- Die Forwardkurve für Elektrizität
- Das Spark-Spread-Modell
- Die Stromnachfrage
- Das Stromangebot
- Das "Präferenz-Technologie-Problem"
- Das Gleichgewicht
- Die Spotpreise
- Die Forwardpreise
- Ein numerisches Beispiel
- Die gleichgewichtige Speicherung
- Die gleichgewichtige Umwandlung
- Die numerischen Spotpreise
- Die Forwardpreise und -kurven
- Kritische Würdigung des Spark-Spread-Modells
- Die Riskpremium-Theorie
- Der Hedging-Ansatz
- Die Risikoprämie
- Der Forwardpreis
- Die Hedgedruck-Hypothese
- Der Hedging-Ansatz im Strommarkt
- Überlegungen zur Anwendbarkeit des klassischen Hedging-Ansatzes im Strommarkt
- Das Bessembinder- und Lemmon-Modell
- Die Stromnachfrage
- Das Stromangebot
- Die optimale Strommenge im Spotmarkt
- Die optimale Forwardposition des Produzenten
- Das Riskpremium
- Die stochastische Modellierung von Forwardpreisen
- Die geometrische Brownsche Bewegung
- Das Jump-Diffusions-Modell
- Das Mean-Reversion-Modell
- Das erweiterte Mean-Reversion-Modell
- Die deterministische Komponente
- Der deterministische Mean-Reversion-Prozess
- Das Regime-Switching-Modell
- Stand der empirischen Untersuchungen zur Eignung der einzelnen Modelle für den Strommarkt
- Die Speichertheorie im Strommarkt
- Die Riskpremium-Theorie im Strommarkt
- Die stochastischen Modelle im Strommarkt
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit analysiert die Preisbildung auf dem Terminmarkt für Elektrizität. Das zentrale Ziel ist es, die wichtigsten theoretischen Ansätze zur Erklärung von Forwardpreisen im Strommarkt zu untersuchen und deren Anwendbarkeit in der Praxis zu bewerten.
- Besonderheiten des Strommarktes und ihre Auswirkungen auf die Preisbildung
- Anwendbarkeit der klassischen Speichertheorie und des Hedging-Ansatzes im Strommarkt
- Analyse verschiedener stochastischer Modelle zur Beschreibung von Forwardpreisen
- Empirische Untersuchung zur Eignung der einzelnen Modelle für den Strommarkt
- Zusammenfassende Bewertung der theoretischen und empirischen Erkenntnisse
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt den Hintergrund der Arbeit vor und erläutert den Forschungsgegenstand sowie die Vorgehensweise. Sie ordnet die Arbeit in die bestehende Literatur ein.
- Grundlagen des Elektrizitätsmarktes: Dieses Kapitel beschreibt die besonderen Eigenschaften der Handelsware Strom und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die täglichen Spotpreise.
- Der Terminmarkt für Elektrizität: Dieses Kapitel beleuchtet die verschiedenen Arten von Forwardkontrakten im Strommarkt, die beteiligten Akteure sowie das Basisrisiko.
- Die klassische Speichertheorie: Dieses Kapitel erläutert die Grundlagen der klassischen Speichertheorie und zeigt die Anwendbarkeit auf den Strommarkt auf.
- Die Speichertheorie im Strommarkt: Dieses Kapitel analysiert die Anwendbarkeit der klassischen Speichertheorie im Strommarkt und stellt das Spark-Spread-Modell vor.
- Die Riskpremium-Theorie: Dieses Kapitel untersucht den Hedging-Ansatz und die Hedgedruck-Hypothese als alternative Erklärung für Forwardpreise.
- Der Hedging-Ansatz im Strommarkt: Dieses Kapitel analysiert die Anwendbarkeit des klassischen Hedging-Ansatzes im Strommarkt und stellt das Bessembinder- und Lemmon-Modell vor.
- Die stochastische Modellierung von Forwardpreisen: Dieses Kapitel stellt verschiedene stochastische Modelle zur Beschreibung von Forwardpreisen vor.
- Stand der empirischen Untersuchungen zur Eignung der einzelnen Modelle für den Strommarkt: Dieses Kapitel präsentiert eine Übersicht über empirische Untersuchungen zur Eignung der vorgestellten Modelle für den Strommarkt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Preisbildung auf dem Terminmarkt für Elektrizität. Zu den zentralen Themen zählen die Besonderheiten des Strommarktes, die Anwendbarkeit der klassischen Speichertheorie und des Hedging-Ansatzes, stochastische Modellierungen von Forwardpreisen und empirische Untersuchungen zur Eignung der einzelnen Modelle für den Strommarkt.
- Arbeit zitieren
- Bernd Wommer (Autor:in), 2007, Forward-Preisbildung am Markt für Elektrizität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72607