Die Liebe, das immerwährende Thema der Weltliteratur. Auch in den 72 Novellen des „L ` Heptaméron“, des Spätwerks der französischen Renaissance-Schriftstellerin Marguerite de Navarre (1492-1549), steht die Liebe in ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen im Vordergrund. Marguerite de Navarre - Schwester von König Franz I. von Frankreich und Frau des Königs von Navarra, Diplomatin, Regierende, Mäzenin für Kunst und Literatur - schrieb das „Heptaméron“ gegen Ende ihres Lebens: Neun Jahre nach ihrem Tod erschien die unvollendete Novellensammlung, die eigentlich auf 100 Novellen angelegt war, nach dem Vorbild von Boccaccios „Decameron“. Fast alle Geschichten handeln von „Amouren innerhalb der französischen Hofgesellschaft, von rohen Leidenschaften der Hofbediensteten oder der Kleriker.“
Die Rahmenhandlung präsentiert dem Leser fünf Männer und fünf Damen adeliger Herkunft, die in einem Pyrenäenkloster auf Grund eines Hochwassers für einige Tage von der Außenwelt abgeschnitten sind. Zum Zeitvertreib, da man nichts anderes zu tun hat, beginnt man, sich gegenseitig unterhaltsame Geschichten zu erzählen, in deren Mittelpunkt Lust, Liebe und Leidenschaft stehen, so dass sich „Von Anfang an … ein rein künstlerisches, rein novellistisches Werk anzukündigen“ scheint. Die Erzähler betonen jeweils den Wahrheitsgehalt der Ereignisse. Obwohl das „L` Heptaméron“ ein fiktionales literarisches Werk ist, wird allgemein angenommen, dass nicht daran zu zweifeln ist, „que beaucoup d` histories, attestées ou non, prennent leur source dans la réalité contemporaine”.
Dass die an Menschenkenntnis reiche Marguerite de Navarre hinter diesem Motiv des „passe-temps“ gegen die Langeweile ihre gesellschaftspädagogischen Ziele versteckt und eine „psychologische und moralische Untersuchung der Zeit“ vornimmt, wird erst bei näherer Betrachtung deutlich. Welche Aspekte, welches Bild der Liebe entwirft nun Marguerite de Navarre in ihren Novellen, die fast alle als „histoires autonomes“ stehen?
Inhaltsverzeichnis
- Die Liebe - zentrales Thema im „,L `Heptaméron“.
- Aspekte der Liebe in Beispielnovellen
- In fremden Betten: List, Fremdgehen, Eifersucht
- Die III. Novelle: List und Betrug am Hofe
- Die XV. Novelle: Vernachlässigung durch den Ehemann als Ursache des Fremdgehens.
- Die XXXII. Novelle: Grausame Bestrafung einer Ehebrecherin
- Gelebte Liebe: Selbstkontrolle und Selbstaufopferung
- Die XVI. Novelle: Zügelung der Begierde zur Erlangung vollkommener Liebe.
- Die XXXVII. und die XXXVIII. Novelle: Tugenden einer guten Ehefrau: Geduld und Toleranz.
- Ungelebte Liebe: Entsagung und Hinwendung zu Gott
- Die X. Novelle: Ungezügelte Leidenschaft zerstört die Liebe und den Liebenden.
- Die XIX. Novelle: Die göttliche, vergeistigte Liebe als Ideal
- Idealbild der Liebe und Realität im Zeitalter der Renaissance
- Ehe ohne großes Ansehen im Frankreich des 16. Jahrhunderts.
- Leidenschaft und Gewalt
- Ehre und Ehrerhaltung bei Hofe
- Das Idealbild: Die göttliche Liebe
- Gesellschaftskritik unter dem Deckmantel des novellistischen Erzählens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Darstellung der Liebe in Marguerite de Navarres Novellensammlung „L`Heptaméron“ und befasst sich mit der Frage, welches Bild der Liebe die Autorin in ihren Geschichten zeichnet. Die Arbeit untersucht die unterschiedlichen Aspekte der Liebe und ergründet, inwiefern diese in den Novellen als realistisch oder idealtypisch dargestellt werden. Darüber hinaus werden die gesellschaftskritischen Aspekte des „Heptaméron“ im Hinblick auf das Sittenbild der Renaissance beleuchtet.
- Das vielschichtige Bild der Liebe in der Renaissance
- Die Rolle der Ehre und des gesellschaftlichen Ansehens in der Liebe
- Die Ambivalenz zwischen leidenschaftlicher Liebe und gesellschaftlichen Normen
- Die Kritik an der Doppelmoral der Gesellschaft
- Das Idealbild der göttlichen Liebe im Kontrast zur realen Liebe
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die zentrale Bedeutung der Liebe im „L`Heptaméron“ und zeigt auf, dass die Liebe in all ihren Facetten den roten Faden der Novellensammlung bildet. Die Analyse der Novellen im zweiten Kapitel untersucht unterschiedliche Aspekte der Liebe, wie zum Beispiel die untreue Liebe in fremden Betten, die gelebte Liebe in der Ehe und die ungelebte Liebe, die sich auf Gott richtet. Das dritte Kapitel widmet sich dem Idealbild der Liebe und seiner Realisierung im Zeitalter der Renaissance. Hier werden die Aspekte der Ehe, der Leidenschaft und der gesellschaftlichen Normen in Bezug auf die Liebe diskutiert. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Gesellschaftskritik, die Marguerite de Navarre in ihren Novellen versteckt und die sie mit Hilfe des novellistischen Erzählens zum Ausdruck bringt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind: Liebe, Ehe, Ehre, Leidenschaft, Gesellschaft, Renaissance, „L`Heptaméron“, Marguerite de Navarre, Hofgesellschaft, Moral, Gesellschaftskritik.
- Arbeit zitieren
- Susanne Hasenstab (Autor:in), 2006, Die Darstellung der Liebe im "L'Heptaméron" von Marguerite de Navarre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72616