Altershausen ist der letzte Roman Wilhelm Raabes, der als einziges seiner Werke Fragment geblieben ist. Das Romanfragment wurde erst nach Raabes Tod im Jahre 1911, fast zehn Jahre nach Abbruch des Schreibens, veröffentlicht. Wilhelm Raabe fing 1899 mit dem Schreiben des Romans an und legte ihn ungefähr drei Jahre später (1902-03) schließlich endgültig beiseite.
Schon vor dem endgültigen Abbruch des Romans machte Raabe, nach Beendigung des zwölften Kapitels, eine Schreibpause von fast zwei Jahren, die in Raabes Tagebuch genau datiert ist (6.11.1900 bis 22.06.1902). Auffälig ist, dass sowohl am Schluss des zwölften Kapitels als auch am Ende des Romanfragments Minchen Ahrens ihre Lebensgeschichte erzählen soll. Ob allerdings in der Gestalt Minchens der Grund für den Abbruch liegt ist unklar.
1902, nach Wilhelm Raabes Schaffenspause war das Interesse an der von ihm begonnenen Dichtung in der Öffentlichkeit gesunken, was dazu führte, dass in Raabe selbst Zweifel an deren Vollendung aufkamen.
Der Roman handelt inhaltlich von Geheimrat Feyerabend, der nach der Feier seines 70. Geburtstag ein Manuskript anfertigt. Feyerabend tritt, nach seiner Geburtstagsfeier und nach seiner Pensionierung, in einer Sinnkrise eine Reise nach Alterhausen an, der Stadt in der er seine Kindheit verbrachte. Dort möchte er von seinem Jugendfreund Ludchen Bock Auskunft über den Sinn des Lebens erhalten. Allerdings muss Feyerabend bei seiner Ankunft in Altershausen feststellen, dass Ludchen ihm keinen Rat geben kann, da dieser durch einen Unfall auf dem intellektuellen Niveau eines Zwölfjährigen geblieben ist.
Alterhausen thematisiert den Zusammenhang von Erinnerung, Erzählen und Ich-Sagen. Wie Wilhelm Raabe die Sinnkrise Feyerabends erzähltechnisch umsetzt und wie er mit der Zeiterfahrung in Altershausen umgeht soll im Folgenden untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das erzählerische Verfahren
- Die Identität von Erzähler und Erzähltem
- Erinnerungs- und Bewusstseinsströme
- Die Selbsfindung Fritz Feyerabends
- Der Nuẞknackertraum
- Das Phänomen der Zeit in Altershausen
- Feyerabends Zeiterfahrung
- Claudio
- Der Thor und der Tod
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das erzählerische Verfahren in Wilhelm Raabes Romanfragment „Altershausen“. Im Mittelpunkt stehen die komplexe Erzählform und die Verbindung von Erinnerung, Erzählen und Ich-Sagen. Ziel ist es, zu verstehen, wie Raabe die Sinnkrise des Protagonisten Fritz Feyerabend erzähltechnisch umsetzt und wie er mit der Zeiterfahrung in Altershausen umgeht.
- Erzählform und Erzähltechnik in "Altershausen"
- Die Identität von Erzähler und Erzähltem
- Das Phänomen der Zeit und Erinnerung in der Erzählung
- Die Rolle des Bewusstseinsstroms und die Selbsfindung des Protagonisten
- Die Frage nach dem Sinn des Lebens in "Altershausen"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Romanfragment "Altershausen" und seinen Entstehungsprozess vor. Sie beleuchtet die Gründe für den Abbruch des Romans und die unterschiedlichen Interpretationen des Fragments.
Kapitel 2 analysiert das erzählerische Verfahren in "Altershausen". Es zeigt die komplexen Verflechtungen von Erzählform und Erzähltechnik und untersucht die Identität von Erzähler und Erzähltem, die Bedeutung von Erinnerungs- und Bewusstseinsströmen sowie die unterschiedlichen Erzählprinzipien von Minchen Ahrens und Fritz Feyerabend.
Kapitel 3 fokussiert auf die Selbsfindung des Protagonisten Fritz Feyerabend, insbesondere auf seinen "Nuẞknackertraum" und dessen Rolle im Gesamtkontext des Romans.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit dem Phänomen der Zeit in "Altershausen". Es untersucht Feyerabends Zeiterfahrung, die Rolle der Figur Claudio sowie die Thematik von Tod und Vergänglichkeit.
Schlüsselwörter
Wilhelm Raabe, "Altershausen", Romanfragment, Erzählform, Erzähltechnik, Erinnerung, Ich-Sagen, Bewusstseinsstrom, Selbsfindung, Zeit, Tod, Vergänglichkeit.
- Arbeit zitieren
- Lenka Eiermann (Autor:in), 2007, Erählerisches Verfahren in Wilhelm Raabes „Altershausen“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72702