Abstract
Diese Arbeit entstand aus dem Zweifel an den Thesen Wendy Wagners, dass Büchner kein Atheist gewesen sei, sich deshalb nicht mit seiner Figur des Payne in Dantons Tod identifiziert habe und im Hessischen Landboten deshalb Bibelsprache verwendete, weil sie seiner tiefsten Überzeugung als Protestant entsprachen.
Um die Behauptungen Wagners zu widerlegen, werden die Entstehungsbedingungen des Hessischen Landboten untersucht. Dabei kommt der Autor zu dem Ergebnis, dass Büchner sich in der Flugschrift der Sprache der Bibel bediente, weil er diese als mächtigstes Argument betrachtete, um die Bevölkerung zur Revolution zu bewegen.
Anschließend wird das so genannte Philosophengespräch in Dantons Tod auf seine dramaturgische Notwendigkeit hin untersucht und die dort getroffenen Aussagen mit Büchners eigenen Gedanken, die in seinen persönlichen Dokumenten überliefert sind, verglichen. So ergibt sich das Bild, dass Büchner diese Szene als Forum für seine eigenen weltanschaulichen Thesen nutzte. Zuletzt wird dargelegt, dass in den im Philosophengespräch geäußerten Ansichten einiges von dem Gedankengut enthalten ist, das später von Feuerbach und Marx geäußert wurde, zwei der wichtigsten Atheisten der Philosophiegeschichte.
So kommt der Autor zu dem Ergebnis, dass Religion für Büchner nicht als Glaube interessant gewesen ist, sondern zum einen als ideologisches Moment, welches in der politischen Auseinandersetzung sein Gewicht hat, zum andern als argumentativer Bezugspunkt der Dichotomie von Materialismus und Idealismus.
Wenn es auch stimmt, dass Büchner sich an keiner Stelle persönlich zum Atheismus bekannt hat, muss festgehalten werden, dass Büchner den christlichen Gott jedenfalls immer radikal angezweifelt hat.
Glebke hat ganz richtig festgestellt, dass vielen Interpretationen gemeinsam war, dass die Verfasser Büchner jeweils ihre eigene Weltanschauung unterstellten und versuchten, sie im Werk nachzuweisen, bevor sich ein komplexeres, von parteiischen Standpunkten gelöstes Büchner-Bild durchsetzen konnte. Die Thesen Wagners sind zu einseitig aus der Perspektive, dass Büchner gläubiger Protestant war. Um nachzuweisen, dass darin keine Sicherheit bestehen kann, wird in dieser Arbeit der Gegenstandpunkt eingenommen.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Religionskritik und Atheismus bei Büchner
- 1. Religiöse Sprache als Instrument der politischen Agitation
- 2. Das Philosophengespräch als Forum für Büchners atheistische Thesen
- 3. Vorwegnehmen von Feuerbach und Marx
- 3.1 Feuerbach
- 3.2 Marx
- C. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Religionskritik und des Atheismus im Werk Georg Büchners. Sie hinterfragt die bestehenden, gegensätzlichen Interpretationen von Büchners religiöser Haltung – ob er ein überzeugter Atheist oder ein christlicher Revolutionär war – und argumentiert für eine atheistische Lesart. Die Arbeit analysiert Büchners Verwendung religiöser Sprache, seine Darstellung atheistischer Thesen im Philosophengespräch in "Dantons Tod" und untersucht mögliche Vorwegnahmen von Feuerbachs und Marx' Theorien.
- Büchners Verwendung religiöser Sprache als politisches Werkzeug
- Analyse des Philosophengesprächs in "Dantons Tod" als Ausdruck von Büchners Atheismus
- Vergleich von Büchners atheistischen Thesen mit denen Feuerbachs und Marx'
- Die Entwicklung von Büchners religiöser und politischer Haltung
- Die Ambivalenz von Religion und Politik in Büchners Werk
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Religionskritik und des Atheismus bei Georg Büchner ein. Sie beschreibt die widersprüchlichen Interpretationen von Büchners religiöser Haltung in der Forschung und skizziert die Argumentationslinie der vorliegenden Arbeit. Sie verweist auf die weitverbreitete Verwendung religiöser Sprache und Motive in Büchners Werk und betont die Bedeutung dieser für das Verständnis seiner politischen und philosophischen Positionen. Die Einleitung etabliert die zentrale Forschungsfrage der Arbeit und kündigt die methodischen Ansätze an, die zur Beantwortung dieser Frage verwendet werden.
B. Religionskritik und Atheismus bei Büchner: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit und untersucht verschiedene Aspekte von Büchners Auseinandersetzung mit Religion und Atheismus. Es analysiert die strategische Verwendung religiöser Sprache im "Hessischen Landboten" und interpretiert diese als Mittel zur Mobilisierung der Bevölkerung. Das Kapitel widmet sich ausführlich dem Philosophengespräch in "Dantons Tod", um Büchners atheistische Positionen durch die Figur Payne zu belegen und deren philosophische Verbindungen zu Feuerbach und Marx zu untersuchen. Die unterschiedlichen Unterkapitel vertiefen diese Aspekte und präsentieren detaillierte Analysen von Büchners Texten, um die Argumentation zu stützen.
Schlüsselwörter
Georg Büchner, Religionskritik, Atheismus, Hessischer Landbote, Dantons Tod, Philosophengespräch, Payne, Feuerbach, Marx, politische Agitation, Religiöse Sprache, Weltanschauung.
Häufig gestellte Fragen zu: Religionskritik und Atheismus bei Georg Büchner
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Rolle der Religionskritik und des Atheismus im Werk Georg Büchners. Sie untersucht insbesondere die widersprüchlichen Interpretationen von Büchners religiöser Haltung und argumentiert für eine atheistische Lesart. Die Analyse konzentriert sich auf Büchners Verwendung religiöser Sprache, das Philosophengespräch in "Dantons Tod" und mögliche Vorwegnahmen von Feuerbachs und Marx' Theorien.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Büchners Verwendung religiöser Sprache als politisches Werkzeug; die Analyse des Philosophengesprächs in "Dantons Tod" als Ausdruck von Büchners Atheismus; ein Vergleich von Büchners atheistischen Thesen mit denen Feuerbachs und Marx'; die Entwicklung von Büchners religiöser und politischer Haltung; und die Ambivalenz von Religion und Politik in Büchners Werk.
Welche Quellen werden in der Arbeit untersucht?
Die Arbeit analysiert vor allem den "Hessischen Landboten" und "Dantons Tod" von Georg Büchner. Der Fokus liegt dabei auf der religiösen Sprache und dem Philosophengespräch in "Dantons Tod", um Büchners atheistische Positionen zu belegen.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine textanalytische Methode. Sie untersucht die Sprache und die philosophischen Argumente in Büchners Werken, um seine religiöse und politische Haltung zu rekonstruieren und zu interpretieren. Es werden detaillierte Analysen von Büchners Texten präsentiert, um die Argumentation zu stützen.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit argumentiert für eine atheistische Lesart von Büchners Werk. Sie zeigt auf, wie Büchner religiöse Sprache strategisch einsetzt und seine atheistischen Positionen im Philosophengespräch verdeutlicht. Ein Vergleich mit Feuerbach und Marx soll die Bedeutung und die Reichweite von Büchners Denken unterstreichen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in drei Hauptteile gegliedert: Eine Einleitung, die das Thema einführt und die Forschungsfrage formuliert; ein Hauptteil, der die Religionskritik und den Atheismus bei Büchner analysiert (inklusive Unterkapiteln zu Feuerbach und Marx); und einen Schluss, der die Ergebnisse zusammenfasst.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Georg Büchner, Religionskritik, Atheismus, Hessischer Landbote, Dantons Tod, Philosophengespräch, Payne, Feuerbach, Marx, politische Agitation, Religiöse Sprache, Weltanschauung.
- Arbeit zitieren
- Felix Brenner (Autor:in), 2006, Atheismus und Religionskritik bei Georg Büchner, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72762