Zu terroristischen Einsatzmöglichkeiten von CBRN-Waffen - Politikwissenschaftliche Analyse und politische Bedrohungsszenarien


Seminararbeit, 2006

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Arten und Typen von CBRN-Waffen

II. Bisherige Einsätze von CBR-Waffen durch Terroristen und ihre politischen
Auswirkungen

III. Begünstigende Faktoren für den Einsatz von CBRN-Waffen in der Zukunft
1. Proliferation
2. Neue Motivationen, Selbstmordattentate, Do-it-yourself- und Franchise-
Terrorismus
3. Wissensverbreitung durch das Internet

IV. Bedrohungsszenarien für den Einsatz von CBRN-Waffen durch Terroristen
1. Szenarien für Anschläge mit chemischen Waffen
2. Szenarien für Anschläge mit biologischen Waffen
3. Radiologische Waffen – Die schmutzige Bombe
4. Nukleare Waffen – Wahrscheinlichkeit des Einsatzes durch Terroristen

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Thema und Ziel dieser Hausarbeit sind es aufzuzeigen, ob und unter welchen Bedingungen Terroristen chemische, biologische, radiologische oder nukleare, kurz CBRN-Waffen einsetzen können. Dabei soll ein Schwerpunkt auf möglichen Szenarien für solche Anschläge und bei der Analyse der politischen Folgen solcher gelegt werden.

Zuerst ist zu klären, worum es sich bei CBRN-Waffen handelt und welche Arten bzw. Typen es gibt. Es sei gleich an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass diese Arbeit nicht den allgemein gebräuchlichen Begriff ABC-Waffen verwendet, sondern zwischen radiologischen und nuklearen Waffen differenziert und deshalb von CBRN-Waffen spricht. Auf dieser Definition aufbauend ist ein Blick in die Historie des Einsatzes von CBRN-Waffen durch Terroristen nötig, da diese als Anhalts- und Ansatzpunkt für die zu analysierendend Szenarien dienen soll. Wie sich aus dem Titel dieser Arbeit ergibt, wird dem Einsatz von CBRN-Waffen durch Terroristen in der Zukunft eine nicht näher definierte Wahrscheinlichkeit unterstellt. Es wird also zu klären sein, welche Faktoren den Einsatz solcher Waffen begünstigen könnten. Die zu diskutierenden Szenarien und Analysen für die möglichen Folgen bei einem Einsatz von CBRN-Waffen werden dabei für die einzelnen Waffen separat behandelt, da jede Waffe einen anderen Einsatz- und Schadenscharakter besitzt.

Das Fazit wird dann die Ergebnisse aller Kapitel aufgreifen und versuchen eine Prognose für die Wahrscheinlichkeit des Einsatzes von CBRN-Waffen abzugeben. Als leitende These für diese Arbeit sei aber an dieser Stelle bereits voran gestellt, dass durch die zu erläuternden Entwicklungen des Terrorismus der Einsatz von Massenvernichtungswaffen auf keinen Fall unwahrscheinlicher, eher sogar wahrscheinlicher geworden ist.

Terrorismus im allgemeinen und der Einsatz von CBRN-Waffen sind ein aktuelles Thema, so dass immer mehr neues Material dazu erscheint. Insbesondere nach dem 11.September ist eine Fülle verschiedenster Literatur zu diesem Thema erschienen, da diese Themen auch durch die verschiedenen Terroranschläge seit 9/11 immer wieder in das Blickfeld der Medien und der Öffentlichkeit gerückt sind. Zentral für diese Arbeit sind die Werke von Bruce Hoffmann, von dem der Begriff CBRN-Waffen entnommen wurde und von Walter Laqueur, da diese sich umfassender mit den hier behandelten Themen auseinander setzen.

Es sei noch angemerkt, dass auf die naturwissenschaftlichen Erläuterungen und Details nur soweit notwendig zurückgegriffen werden wird, da sie nicht in eine politikwissenschaftliche Arbeit gehören.

I. Arten und Typen von CBRN-Waffen

An dieser Stelle sei ein kurzer Überblick über die verschiedenen Arten und Typen von CBRN-Waffen gegeben. Dieser ist notwendig, da in weiteren Kapiteln auf einzelne Arten und Typen genauer eingegangen werden muss.

Chemische Waffen lassen sich in verschiedene Arten aufteilen. An dieser Stelle, sollen nur die vier wichtigsten, weil gefährlichsten, vorgestellt werden. Dieses sind Nervengifte, Hautgifte, Lungengifte und Gewebeatmungsgifte. Die bekanntesten Nervengifte sind VX, Tabun (GA), Soman (GB) und Sarin (GD). Die Gase der G-Gruppe gelangen dabei über die Atemwege, die der V-Gruppe über die Haut in den menschlichen Körper. Selbst bei exzellenter medizinischer Behandlung überleben maximal 50% der betroffenen (vgl. Laqueur 2001: 69; Huber 2001 (1)). Hautgifte wie Senfgas oder Lost wirken dagegen nur in hohen Konzentrationen tödlich. Reine Lungengifte wie Phosgen und Chlorgas, können durch Gasmasken in Schach gehalten werden. Weitaus tödlicher sind die Gewebeatmungsgifte, z.B. Blausäure oder Zyklon, die sowohl über die Atmung als auch über die Haut aufgenommen werden können. Chemische Waffen können nicht nur als Gas, sondern auch als Flüssigkeit verbreitet werden (vgl. Huber 2001 (2), (3), (4); Laqueur 2001: 83).

Unter den verschiedenen Arten von biologischen Kampfmitteln sind hier als mögliche Waffen von Terroristen nur Bakterien und Viren interessant. „Anthrax und Botulinusgift sind die in diesem Zusammenhang am häufigsten erwähnten bakteriologischen Kampfstoffe“ (Laqueur 2001: 73), aber die Liste der potentiell als Waffen einsetzbaren Viren- und Bakterienarten umfasst über 30 Erreger, wobei auch Tierkrankheiten, Krankheiten mit langen Inkubationszeiten und durch die weltweite Luftverkehrsvernetzung auch sehr seltene, vergessene oder neue Krankheitserreger dazu gezählt werden müssen (vgl. Laqueur 2001: 74f.). Die am häufigsten genannten Erreger die für Terroranschläge geeignet sein sollen, sind neben den beiden genannten Pocken, Pest, Brucellose und Tulrämie sowie einige andere (vgl. Laqueur 2001: 77f.). Ergänzend ist hier noch anzumerken, dass biologische Waffen sich am besten über Aerosole verbreiten lassen (vgl. Laqueur 2001: 70).

Radiologische Waffen, umgangsprachlich auch als schmutzige Bombe bezeichnet, meinen Sprengsätze in denen einem konventionelen Sprengstoff, wie C4 oder Semtex, nicht-spaltbares radioaktives Material beigefügt wird. Der Sprengstoff dient dabei nicht primär zur Eliminierung eines Zieles, sondern zur möglichst großen Verbreitung der radioaktiven Substanz. Mögliche radioaktive Elmente wären schwach angereichertes/nicht-waffenfähiges Uran, Cäsium 137, Strontium oder Kobalt 60. Auch Atommüll kommt theoretisch in Betracht (vgl. Laqueur 2001: 92). Zu Typen, grundsätzlichen Funktionsweise und Auswirkungen von Nuklearsprengsätzen muss hier nicht viel angemerkt werden. Sie seien als bekannt vorausgesetzt. Für diese Arbeit und die weiteren Kapitel sind nur Nuklearwaffen auf Basis von hoch angereichertem Uran 235 oder Plutonium 239 von Bedeutung. Der technologische Aspekt spielt dabei ebenfalls eine Rolle, denn „je primitiver die Bauweise, desto mehr Spaltmaterial wird benötigt“ (Laqueur 2001: 93).

II. Bisherige Einsätze von CBR-Waffen durch Terroristen und ihre politischen Auswirkungen

Die Folgen und Konsequenzen des Einsatzes von CBR-Waffen in der Vergangenheit sollen in diesem Kapitel herausgearbeitet werden. Dies ist notwendig um bei den zu erstellenden Szenarien die möglichen Folgen und Konsequenzen besser abschätzen zu können.

Da außer in Hiroshima und Nagasaki 1945 durch niemanden mehr Nuklearwaffen eingesetzt worden sind, kann hier nur von CBR-Waffen die Rede sein.

Während im 20. Jahrhundert von verschiedensten Staaten die bekannten Giftgasvarianten zu verschiedensten Zwecken eingesetzt wurden, kamen terroristische Organisation in diesem Bereich nie über das Stadium der Idee oder Planung hinaus. Es sollte bis 1990 dauern, bis die Tamil Tigers als erste nicht-staatliche Gruppe chemische Waffen (Chlorgas) gegen einen Armeestützpunkt benutzten (vgl. Hoffmann 2006: 406). Die politischen Auswirkungen dieses Angriffs gegen reguläre Streitkräfte in einem Bürgerkrieg blieben regional begrenzt und die Attacke selber erfüllt kaum die Merkmale, wie etwa den spektakulären „Big Bang“ oder das willkürliche Töten unbeteiligter, die man einem Angriff von Terroristen zuschreiben würde.

Die erste Terrororganisation, die tatsächlich chemische Kampfstoffe einsetzte, war die japanische Aum Shinri Kyo. Im Juni 1994 besprühte diese Gruppe eine Wohnanlage mit Sarin um drei Richter zu ermorden und töte sieben Menschen, allerdings wurde dieser erst im nachhinein als Sarinanschlag erkannt (vgl. Hoffmann 2006: 203). Fast ein Jahr später setzte die Aum ebenfalls Sarin in der Tokioter U-Bahn frei, wodurch 12 Menschen ums Leben kamen (vgl. Laqueur 2001: 86). Eine der Hauptauswirkungen des zweiten Anschlages war, dass der internationalen Politik und der Weltöffentlichkeit bewusst wurde, die Gefahr von Anschlägen mit C-Waffen durch terroristische Gruppierungen ist real. Die Sicherheitsorgane mussten zur Kenntnis nehmen, dass es einer finanziell entsprechend ausgestatteten Gruppierung wie der Aum generell möglich war sogar große Mengen Sarin und andere chemische Kampfstoffe zu produzieren und auch einzusetzen. Das Portofolio der Anschlagsszenarien war um ein weiteres erweitert worden.

In der Geschichte des Einsatzes von B-Waffen durch Terroristen gibt es nicht viele Ereignisse zu nennen. Die Baader-Meinhof-Gruppe versuchte sich ohne Erfolg an der Entwicklung von Botulinusgift und auch andere kamen über diese Schwelle nicht hinüber (vgl. Laqueur 2001: 80f.). Der erste Waffeneinsatz von Krankheitserregern durch Terroristen ist 1984 in den USA nachgewiesen, wo Mitglieder einer religiösen Sekte ca. 750 Personen mit Salmonellen vergifteten (vgl. Laqueur 2001: 81; Hoffmann 2006: 406). Die Aum Sekte unternahm mit Anthrax und Botulin unternahm mehrere erfolglose Anschlagsversuche (Hoffmann 2006: 418). Diese Versuche sind insofern bemerkenswert, als dass sie beweisen, dass es für nicht-staatliche Akteure wie Sekten und Terrororganisationen möglich ist, diese Kampfstoffe herzustellen. Auch Al Qaida war bei der Herstellung von B-Waffen bis zur Zerschlagung ihrer Basis in Afghanistan durch die USA sehr aktiv (vgl. Hoffmann 2006: 415). Der Einsatz von Milzbranderregern als biologische Briefbomben in den USA im Oktober 2001 geht allerdings wahrscheinlich auf einen Einzeltäter zurück. Auch dieser Anschlag bildete eine Zäsur, neben den massiven innenpolitischen Auswirkungen in den USA wurde deutlich, dass auch die Gefahr durch Anschläge mit B-Waffen nicht länger von der Hand zu weisen war. Obgleich sich 2/3 aller Planspiele der US-Terrorabwehr vor dem 11.9.2001 mit B und C-Waffen befassten (vgl. Hoffmann 2006: 423), rückten diese Aspekte erst nach denn Milzbrandbriefen stärker in den Blickwinkel von Öffentlichkeit und Politik.

Radiologische Waffen sind bisher nur ein einziges mal erwiesenermaßen von Terroristen eingesetzt worden. 1996 deponierten Tschetschenen Cäsium 137 in der Moskauer Innenstadt (Thamm 2005: 128). Dieser Vorgang erfüllt mit gewissen Abstrichen das Schema der schmutzigen Bombe und lenkte die Aufmerksamkeit, vor allem der westlich Politiker und Sicherheitsorgane auf die Bestände von Spaltmaterial in der UdSSR. In diesem Zusammenhang sei hier auch der Fall des Ex-Agenten Litwinenko in London kurz thematisiert. Dieser wurde mit Polonium 210 vergiftet und starb daran. Die Fragen nach Täterschaft und Motivation sind hier irrelevant, aber der Anschlag auf Litwinenko zeigt, wie sich radiologische Substanzen neben einer schmutzigen Bombe auch für Anschläge eignen können.

Politik, Medien und Öffentlichkeit zeigten an dem Anschlag außerordentlich großes Interesse. Man kann davon ausgehen, dass das Interesse um einiges geringer gewesen wäre, hätte man Litwinenko erschossen oder auf andere, weniger spektakuläre Weise getötet.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Zu terroristischen Einsatzmöglichkeiten von CBRN-Waffen - Politikwissenschaftliche Analyse und politische Bedrohungsszenarien
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Institut für politische Wissenschaft und Sozialforschung)
Veranstaltung
Seminar: Krieg im Wandel der Zeit
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V72860
ISBN (eBook)
9783638728041
ISBN (Buch)
9783638755092
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einsatzmöglichkeiten, CBRN-Waffen, Politikwissenschaftliche, Analyse, Bedrohungsszenarien, Seminar, Krieg, Wandel, Zeit
Arbeit zitieren
Felix Seidler (Autor:in), 2006, Zu terroristischen Einsatzmöglichkeiten von CBRN-Waffen - Politikwissenschaftliche Analyse und politische Bedrohungsszenarien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72860

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