Zum Ende der 60er Jahre wurde von vielen Ökonomen die Forderung gestellt, den Kapitalverkehr global zu liberalisieren. Diesem Anspruch wurde man im Jahre 1973 durch einen Wechsel von starren zu flexiblen Wechselkursen gerecht. Den Vorteil der gestiegenen Freiheit im Kapitalverkehr erkannten in den frühen 70er Jahren vor allem die europäischen Staaten Großbritannien und die Bundesrepublik Deutschland. Beide Länder liberalisierten ihre grenzüberschreitenden Kapitalbewegungen. Viele andere Nationen blieben ihrem administrativen Beschränkungen treu und entschlossen sich erst wesentlich später zu einem freiheitlichen Kapitaltransfer. Einen wesentlichen Beitrag zur Liberalisierung des Kapitalverkehrs leisteten die Vorgaben der Europäischen Union. Hervorzuheben sind sowohl die Beschlüsse zur Vollendung des Europäischen Binnenmarktes, die im Jahre 1993 umgesetzt wurden, als auch die Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung im Rahmen des Maastrichter Vertrages. So wurde der Euro (€) am 01. Januar 1999 zunächst am Devisenmarkt und im elektronischen Zahlungsverkehr eingeführt und am 01. Januar 2002 als Euro-Banknoten und Cent-Münzen in den Umlauf gebracht. Aber bereits im Jahre 1978 äußerten sich diverse Nationalökonomen kritisch zur Öffnung des Kapitaltransfers. Die allgemeine Kritik stützte sich auf zwei wesentliche Argumente. Es wurde behauptet, dass der grenzüberschreitende Kapitalverkehr zu realen Wechselkursänderungen führe, was wiederum Wohlfahrtseinbußen bei den betroffenen Staaten zur Folge hat. Als zweites Argument wurde der internationale Zinszusammenhang angeführt. Demnach müssten Zinsänderungen im Ausland über den Kapitalverkehr eine gleichgerichtete Zinsänderung im Inland auslösen. Der Zins als volkswirtschaftliches Steuerungsinstrument, vor allem in der Geldpolitik, würde einen Teil seiner Bedeutung verlieren. Genannt seien Zinsentscheidungen bei nationalen Inflationsproblemen (Preisniveaustabilität) oder Glättungseffekte bei ungewollten Konjunkturzyklen. In dieser Arbeit soll die zweite These der Kritik näher thematisiert und erläutert werden. Die zu untersuchenden Protagonisten der Arbeit werden die Staaten Bundesrepublik Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika sein. Es wird auf die Determinanten des Zinszusammenhangs eingegangen und anhand von diversen Zinssätzen nach Anhaltspunkten gesucht. Mögliche Gründe sollen die erarbeiteten Ergebnisse erörtern.
Inhaltsverzeichnis
- Kurzfassung
- Abkürzungs- und Symbolverzeichnis
- Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
- Einleitung
- Determinanten des Zinszusammenhanges aus theoretischer Sicht
- Zinsarbitrage
- Zinsparität
- Inflation
- Der transatlantische Zinszusammenhang aus empirischer Sicht
- Parallelität der Zinsentwicklung ohne direkten Zinszusammenhang
- Der direkte parallele Konjunkturzusammenhang
- Das Faktorpreisausgleichstheorem
- Gleichlauf von externen Schocks
- Ähnliche Geld- und Fiskalpolitik
- Zusammenhang der Nominalzinssätze
- Der Einfluss von Wechselkurssystemen auf Nominalzinsen
- Der kurzfristige Nominalzinssatz
- Der langfristige Nominalzinssatz
- Die Faktorenanalyse
- Zusammenhang der Realzinssätze
- Der Einfluss des Wechselkurssystems und der Inflationsrate auf Realzinsen
- Problematiken bei der Definition des Realzinses
- Der kurzfristige Realzins
- Der langfristige Realzins
- Parallelität der Zinsentwicklung ohne direkten Zinszusammenhang
- Erklärungen für die abgeleiteten Ergebnisse
- Transaktionskosten als Hindernis für einen Zinszusammenhang
- Administrative Beschränkungen des Kapitalmarktes
- Arten von Kapitalverkehrsbeschränkungen
- Gespaltene Devisenmärkte
- Steuern auf Kapitalerträge und -transaktionen
- Mindestreserve
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit befasst sich mit dem transatlantischen Zinszusammenhang, wobei sowohl lang- als auch kurzfristige Zinsstrukturen sowie Nominal- und Realzinssätze betrachtet werden. Die Arbeit untersucht die Determinanten des Zinsverlaufs anhand der USA und Deutschlands und analysiert, ob ein signifikanter Zinszusammenhang zwischen beiden Ländern besteht. Darüber hinaus werden volkswirtschaftliche Transmissionen, die den Zinszusammenhang begünstigen oder verhindern, erläutert.
- Theoretische Grundlagen des Zinszusammenhangs
- Empirische Analyse des transatlantischen Zinszusammenhangs
- Einfluss von Wechselkursen und Inflation auf Zinsstrukturen
- Transaktionskosten und administrative Beschränkungen als Einflussfaktoren
- Volkswirtschaftliche Transmissionen und ihre Auswirkungen auf den Zinszusammenhang
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des transatlantischen Zinszusammenhangs ein und stellt die Forschungsfrage dar. Im zweiten Kapitel werden die Determinanten des Zinszusammenhangs aus theoretischer Sicht beleuchtet, darunter Zinsarbitrage, Zinsparität und Inflation. Das dritte Kapitel widmet sich der empirischen Analyse des Zinszusammenhangs, wobei sowohl die Parallelität der Zinsentwicklung als auch der Zusammenhang der Nominal- und Realzinssätze betrachtet werden. Das vierte Kapitel untersucht Erklärungen für die abgeleiteten Ergebnisse, insbesondere Transaktionskosten und administrative Beschränkungen des Kapitalmarktes. Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit im Fazit zusammengefasst und kritisch gewürdigt.
Schlüsselwörter
Transatlantischer Zinszusammenhang, Zinsarbitrage, Zinsparität, Inflation, Nominalzins, Realzins, Wechselkurs, Transaktionskosten, Kapitalverkehrsbeschränkungen, Volkswirtschaftliche Transmissionen
- Arbeit zitieren
- Kai Cardinal von Widder (Autor:in), 2007, Der transatlantische Zinszusammenhang am langen und kurzen Ende, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72864