Cassius Dio lebte etwa von 163 bis 235 n. Chr. und war Politiker und Schriftsteller. Sein bekanntestes und wichtigstes – aber leider nur in Bruchstücken erhaltenes – Werk ist die Römische Geschichte. Sie umfasst in 80 Büchern die Ereignisse ab der Gründung der Stadt bis in die Zeit Dios.
Für wen er dieses Mammutwerk verfasst hat, ist in der heutigen Forschung umstritten. Das liegt daran, dass Dio selbst nirgends seinen Adressatenkreis explizit nennt – woran allerdings auch der schlechte Überlieferungszustand schuld sein kann. Besonders vom Anfang und Ende des Werks sind nur noch Fragmente erhalten.
Die Frage nach dem Publikum Dios wurde von mehreren Historikern behandelt. Allerdings meist nur in einem kurzen Absatz, einem Unterkapitel oder der Einleitung. Eine längere Arbeit zu diesem Thema gibt es bisher nicht. In dieser Seminararbeit sollen die verschiedenen Meinungen zur Leserschaft der Römischen Geschichte aufgezeigt und bewertet werden. Die Arbeit stützt sich dabei vor allem auf Aalders, Dio and the Greek World, 1986, als Vertreter der Theorie, dass Dio für Provinzialgriechen schrieb. Gowing, Triumviral Narratives, 1992, und Hose, Erneuerung der Vergangenheit, 1994, sowie Ameling, Griechische Intellektuelle, 1997, hingegen sehen die Führungsschicht des Imperiums als Leser.
Vor der Darstellung dieser Positionen soll die Person Cassius Dio kurz dargestellt werden. Dabei sollen Bildung, Herkunft und politische Karriere des Autors betrachtet werden, denn gerade aufgrund dieser Faktoren werden in der Forschungsdiskussion oft Schlüsse über die potentiellen Adressaten gezogen. In einer Schlussbetrachtung sollen Ergebnisse zusammengefasst werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Dios Leben
- 2.1 Herkunft und Bildung
- 2.2 Dio als Schriftsteller
- 3. Dios Leserschaft
- 3.1 Provinzialgriechen
- 3.2 Reichsoberschicht
- 4. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Leserschaft der Römischen Geschichte von Cassius Dio. Die Arbeit analysiert verschiedene Theorien über das beabsichtigte Publikum und bewertet diese im Kontext von Dios Leben, seiner Bildung und seiner politischen Karriere. Ein Fokus liegt auf der Einschätzung, ob Dio primär für provinzialgriechische Leser oder die römische Elite schrieb.
- Identifizierung des Adressatenkreises von Cassius Dios Römischer Geschichte
- Analyse von Dios Leben und Karriere im Hinblick auf seine mögliche Leserschaft
- Bewertung verschiedener historiographischer Ansätze zur Bestimmung des Publikums
- Untersuchung des Einflusses von Dios Herkunft und Bildung auf sein Werk
- Einordnung der Römischen Geschichte in den Kontext der Geschichtsschreibung des 2. Jahrhunderts n. Chr.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Leserschaft von Cassius Dios Römischer Geschichte vor. Sie hebt die Problematik der mangelnden expliziten Nennung des Adressatenkreises durch Dio hervor und skizziert den Forschungsstand, der sich bisher hauptsächlich auf kurze Auseinandersetzungen mit diesem Thema beschränkt hat. Die Arbeit kündigt die Darstellung und Bewertung verschiedener Meinungen zu diesem Thema an, wobei der Fokus auf Aalders' These über ein provinzialgriechisches Publikum liegt, die im Gegensatz zu den Ansichten von Gowing, Hose und Ameling steht, welche die Reichsoberschicht als Adressaten sehen. Die Bedeutung der biographischen Kontextualisierung Dios wird hervorgehoben, um die möglichen Adressaten besser einschätzen zu können.
2. Dios Leben: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über das Leben von Cassius Dio, einschließlich seiner Herkunft aus einer wohlhabenden bithynischen Familie mit Verbindungen sowohl in Bithynien als auch in Italien. Seine umfassende Bildung in Grammatik, Literatur, Rhetorik und anderen Disziplinen wird hervorgehoben, ebenso wie seine politische Karriere als römischer Senator und seine verschiedenen Ämter, die bis zum Konsulat reichten. Die Darstellung unterstreicht Dios Position innerhalb der römischen Elite und seine gleichzeitige Verankerung in der griechischen Kultur, was für die Interpretation seiner Leserschaft relevant ist. Sein Lebensweg verdeutlicht seine umfassende Kenntnis des römischen Reiches und seiner politischen Strukturen, was ebenfalls die Interpretation seiner Zielgruppe beeinflusst.
2.1 Herkunft und Bildung: Der Abschnitt konzentriert sich detailliert auf Dios Herkunft und Bildung. Seine Geburt in Nikaia, Bithynien, der soziale Status seines Vaters als römischer Senator und Statthalter, sowie die familiären Besitztümer und Verbindungen in Bithynien und Italien werden beschrieben. Die umfassende Ausbildung Dios in verschiedenen Disziplinen, insbesondere in Rhetorik, und seine Studien griechischer Autoren werden betont. Seine spätere Karriere als Anwalt und sein Aufstieg in den römischen Senat werden als bedeutende Aspekte seines Lebenslaufs dargestellt, die seine Kenntnisse und seinen Zugang zu unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen verdeutlichen.
2.2 Dio als Schriftsteller: Dieses Kapitel befasst sich mit Dios Tätigkeit als Schriftsteller im Kontext der „Zweiten Sophistik“. Es beleuchtet die enge Verbindung zwischen Geschichtsschreibung, Literatur und Rhetorik in der Antike und Dios Stil, der durch die Einarbeitung von Reden gekennzeichnet ist. Die Diskussion der drei bekannten Werke Dios und die Analyse eines Auszugs aus seiner Römischen Geschichte, in dem er den Entstehungsprozess seines Werkes beschreibt, stehen im Mittelpunkt. Der Einfluss von Kaiser Severus auf die Entstehung der Römischen Geschichte wird untersucht, ebenso wie Dios Motivationen und Ziele als Schriftsteller. Die Beschreibung seiner Arbeitsweise, einschließlich der langen Zeitspanne, die er für die Sammlung und Niederschrift der Informationen aufwendete, unterstreicht den Umfang und die Bedeutung seines Werkes.
3. Dios Leserschaft: Der Abschnitt präsentiert und bewertet verschiedene Theorien über die Leserschaft von Dios Römischer Geschichte. Die Argumentation von Aalders, der ein provinzialgriechisches Publikum annimmt, wird ausführlich dargestellt und analysiert. Im Gegenzug werden die Argumente von Gowing, Hose und Ameling, die die römische Führungsschicht als Hauptlesergruppe betrachten, vorgestellt und kritisch beleuchtet. Die verschiedenen Perspektiven werden in Bezug auf ihre Stärken und Schwächen bewertet und im Kontext von Dios Biographie und den Charakteristika seines Werkes diskutiert. Der Fokus liegt auf der Abwägung der jeweiligen Beweise und der Analyse der impliziten und expliziten Hinweise in der Römischen Geschichte selbst.
Schlüsselwörter
Cassius Dio, Römische Geschichte, Leserschaft, Provinzialgriechen, Reichsoberschicht, Historiographie, Zweite Sophistik, Rhetorik, Römischer Senat, Bithynien, Septimius Severus.
Häufig gestellte Fragen zu "Cassius Dio und seine Leserschaft"
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit untersucht die Leserschaft der Römischen Geschichte von Cassius Dio. Sie analysiert verschiedene Theorien über das beabsichtigte Publikum und bewertet diese im Kontext von Dios Leben, seiner Bildung und seiner politischen Karriere. Ein Schwerpunkt liegt auf der Frage, ob Dio primär für provinzialgriechische Leser oder die römische Elite schrieb.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Identifizierung des Adressatenkreises von Cassius Dios Römischer Geschichte; Analyse von Dios Leben und Karriere im Hinblick auf seine mögliche Leserschaft; Bewertung verschiedener historiographischer Ansätze zur Bestimmung des Publikums; Untersuchung des Einflusses von Dios Herkunft und Bildung auf sein Werk; Einordnung der Römischen Geschichte in den Kontext der Geschichtsschreibung des 2. Jahrhunderts n. Chr.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über Dios Leben (unterteilt in Herkunft und Bildung sowie Dio als Schriftsteller), ein Kapitel über Dios Leserschaft und einen Schluss. Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Forschungsstand vor. Das Kapitel über Dios Leben liefert biographische Informationen, die für die Bestimmung der Leserschaft relevant sind. Das Kapitel über Dios Leserschaft präsentiert und bewertet verschiedene Theorien zur Leserschaft. Der Schluss fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Theorien zur Leserschaft werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert die These von Aalders, der ein provinzialgriechisches Publikum annimmt, und die gegensätzliche Ansicht von Gowing, Hose und Ameling, die die Reichsoberschicht als Hauptlesergruppe betrachten. Die verschiedenen Perspektiven werden im Kontext von Dios Biographie und den Charakteristika seines Werkes bewertet.
Wie wird Dios Leben in die Analyse einbezogen?
Dios Leben und Karriere werden detailliert beschrieben, einschließlich seiner Herkunft aus einer wohlhabenden bithynischen Familie, seiner umfassenden Bildung und seiner politischen Karriere als römischer Senator. Diese Informationen liefern wichtige Kontextualisierung für die Interpretation seiner Leserschaft und zeigen seine Verankerung sowohl in der griechischen Kultur als auch in der römischen Elite auf.
Welche Rolle spielt Dios Bildung und seine Tätigkeit als Schriftsteller?
Dios umfassende Bildung in Grammatik, Literatur und Rhetorik sowie seine Tätigkeit als Schriftsteller im Kontext der „Zweiten Sophistik“ werden als wichtige Faktoren für die Analyse seiner Leserschaft betrachtet. Sein Schreibstil und die Einarbeitung von Reden werden untersucht. Der Einfluss von Kaiser Severus auf die Entstehung der Römischen Geschichte und Dios Motivationen als Schriftsteller werden ebenfalls berücksichtigt.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Cassius Dio, Römische Geschichte, Leserschaft, Provinzialgriechen, Reichsoberschicht, Historiographie, Zweite Sophistik, Rhetorik, Römischer Senat, Bithynien, Septimius Severus.
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- Monika Eder (Autor:in), 2004, Für wen schrieb Cassius Dio?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73012