Commodity Trading: Instrumente der Bedarfssicherung und des Risikomanagements


Studienarbeit, 2007

32 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einführung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Vorgehensweise

2. Entwicklungen und Trends auf dem Rohstoffmarkt
2.1 Begriffsabgrenzung
2.2 Knappheit und Preisentwicklungen
2.3 Auswirkungen auf Unternehmen
2.3.1 Beschaffungsdruck
2.3.2 Kostendruck
2.3.3 Planungsunsicherheit

3. Theoretische Grundlagen zu Derivativen Finanzinstrumenten
3.1 Definition
3.2 Termingeschäfte
3.2.1 Unbedingte Termingeschäfte
3.2.1.1 Forwards
3.2.1.2 Futures
3.2.1.3 Swap, Cap, Floor und Collar
3.2.2 Bedingte Termingeschäfte / Optionen
3.2.2.1 Call
3.2.2.2 Put
3.2.2.3 Positionen im Optionsgeschäft
3.2.3 Ausübung
3.2.3.1 Effektive Erfüllung
3.2.3.2 Barausgleich (Cash Settlement)
3.3 Handelsplätze
3.3.1 Börse
3.3.2 Over-The-Counter (OTC)
3.4 Zusammenfassung der theoretischen Grundlagen

4. Anwendungen der Derivate im Commodity-Management
4.1 Physische Bedarfssicherung
4.1.1 Forwards und Futures
4.1.2 Long-Call-Option
4.2 Hedgingstrategien zur Preissicherung
4.2.1 Hedging mit Forwards/Futures
4.2.2 Hedging mit Optionen
4.2.3 Hedging mit Swaps
4.2.4 Hedging mit Cap/Floor/Collar

5. Schlussbetrachtung
5.1 Fazit
5.2 Ausblick

Anhang

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Preisentwicklung der einzelnen Rohstoffkategorien

Abbildung 2: Preisentwicklung einzelner Rohstoffe von Januar 2006 bis Januar 2007

Abbildung 3: Klassifizierung der Derivate

Abbildung 4: Positionen im Long-Hedge mit Future

Abbildung 5: Preisverlauf mit Long-Call-Option

Abbildung 6: Preisverlauf mit Swap

Abbildung 7: Preisverlauf mit Collar (Cap und Floor)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Vergleich zwischen Forwards und Futures

Tabelle 2: Positionen im Optionsgeschäft

Tabelle 3: Vergleich zwischen Over-The-Counter und Börse

Tabelle 4: Kurzbeschreibung der Derivate

1. Einführung

1.1 Problemstellung

Unternehmen werden heutzutage von einem globalen Umfeld geprägt. Das Entstehen und Erschließen neuer Märkte ist zum ‚unternehmerischen Alltag’ geworden. Die Heterogenität der Weltwirtschaft hat eine zunehmende Dynamisierung der Märkte zur Folge. Diese Entwicklungen bringen zwar große Chancen, aber auch bedrohliche Risiken mit sich.

Die Wirtschaftskrise in Asien Ende der 90er Jahre zeigte, dass von Unternehmen unbeeinflussbare Faktoren, beispielsweise der Wert ausländischer Devisen, zu unternehmerischen Finanzkatastrophen führen können.[1] Während sich mittlerweile ein Devisen-Risiko-Management in vielen großen und mittelständischen Unternehmen institutionalisiert hat, stößt die Wirtschaft auf einen sich neuerdings radikal verändernden Markt, der Unternehmen finanziell schaden kann: der Rohstoff-Markt (Commodity-Markt).

Die Rohstoffpreise, insbesondere Energiepreise und Industriemetalle wie Kupfer, Stahl, Nickel etc. stiegen in den letzten Jahren stark an, was für viele Industrieunternehmen schwerwiegende Folgen hatte. Zum Beispiel musste die BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH aufgrund des hohen Stahlanteils bei Hausgeräten die Preise Anfang 2005 um bis zu 10% erhöhen.[2] Ähnlich bei dem Autozulieferer und Rüstungskonzern Rheinmetall AG: Das Unternehmen musste im vierten Quartal 2006 sogar eine zusätzliche, unerwartete Ergebnisbelastung von EUR 20 Mio. aufgrund gestiegener Rohstoffpreise hinnehmen.[3]

„Die steigenden Rohstoffpreise basieren auf einer fundamentalen Stärke und nicht auf spekulativem Schaum“, sagt Rohstoffexperte Jim Lennon.[4] Er begründet seine These mit dem Rohstoffhunger der neuen Märkte. Vor allem China, aber auch Indien verursachen durch wachsenden Konsum eine Knappheit der Rohstoffe.[5] Das Risiko dehnt sich durch die Knappheit sogar auf die Bedarfssicherung aus. Dadurch bleibt der Commodity-Markt auch längerfristig dynamisch und stellt ein Risiko dar.

Wie auch bei Devisen können auf Rohstoffe Finanzderivate im Sinne eines Risiko-Managements angewendet werden. Laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ist ein adäquates Risiko-Management zunehmend ein essentieller Wettbewerbsfaktor.[6] Commodity Trading hat an Bedeutung gewonnen. Commodity Trading ist der (insbesondere börsliche) Handel mit Rohstoffen.[7]

1.2 Zielsetzung

Die Zielsetzung dieser Arbeit ist es, zu erörtern, mit welchen Mitteln Unternehmen bestehende Rohstoff-Risiken absichern können. Dieses Risiko-Management kann sowohl die Bedarfssicherung als auch Preisschwankungen betreffen. Die Thematik wird dabei aus finanzwirtschaftlicher Sicht betrachtet. Standard-Beschaffungs-Tools aus der Materialwirtschaft werden außer Acht gelassen. Der Fokus liegt auf Finanzderivaten. Bei diesen ist es wichtig, konsequent adäquate Strategien zu verfolgen.[8] Es wird untersucht, welche Verfahren in einzelnen Situationen effektiv sind.

1.3 Vorgehensweise

Nach der Einführung wird in Kapitel Zwei auf die Entwicklungen und Trends auf dem Rohstoffmarkt eingegangen. Nachdem der Begriff Rohstoff eingegrenzt wird, werden die Knappheit und Preisentwicklungen dargestellt. Hieraus ergeben sich die Auswirkungen auf Unternehmen. In Kapitel drei werden die theoretischen Grundlagen zu relevanten derivativen Finanzinstrumenten erarbeitet. Zuerst werden die unbedingten und bedingten Termingeschäfte erläutert, bevor dann auf die Ausübungsmöglichkeiten eingegangen wird. Die Erläuterung der verschiedenen Handelsplätze schließt die theoretischen Grundlagen ab. In Kapitel Vier werden mögliche Anwendungen der Finanzderivate im Commodity Management dargestellt. Zunächst wird auf die physische Bedarfssicherung, dann auf die Strategien zur Preissicherung (Hedging[9] ) eingegangen. Kapitel Fünf stellt eine Schlussbetrachtung mit einem Fazit und einem Ausblick dar.

2. Entwicklungen und Trends auf dem Rohstoffmarkt

2.1 Begriffsabgrenzung

Unter den Begriff ‚Rohstoffe’ fallen sehr viele Materialien; zum Einen natürlichen Ursprungs (z.B. Mais), zum Anderen industriell bearbeitete Materialressourcen (z.B. Stahl). In der Wirtschaft wird in die Kategorien Agrarprodukte, Energie und Metalle unterteilt[10].

Agrarprodukte sind Weizen, Kakao, Schweinebäuche, lebende Rinder, Holz, Baumwolle, Zucker u.v.m. Unter Energierohstoffen versteht man vor allem Erdöl, aber auch Gas und Elektrizität. Metalle werden in Edelmetalle (Gold, Silber, Platin) und Industriemetalle aufgeteilt. Industriemetalle sind Stahl, Aluminium, Kupfer, Zink, Nickel, Blei u.v.m.[11]

2.2 Knappheit und Preisentwicklungen

In allen Rohstoffkategorien sind seit einigen Jahren signifikante Preissteigerungen zu beobachten. Auch wenn die Strukturen und Einflussfaktoren verschieden sind und auch nicht jeder einzelne Rohstoff davon betroffen ist, zeigt sich eine Tendenz zu längerfristig höheren Preisen. Auf dem Börsenparkett gehandelte Rohstoffindices konnten in den letzten Jahren deutliche Erfolge vorweisen. Die Zertifikat-Indices[12] von Jim Rogers[13] und von Goldman Sachs (GSCI)[14] sind seit 1998 um jeweils über 150 Prozent gestiegen.[15] Im folgenden Chart sind die Entwicklungen der einzelnen Rohstoffkategorien zu sehen. Die Preise der Rohstoffe sind absolut gerechnet nicht vergleichbar, da sie unterschiedliche Größenordnungen haben (Öl pro Barrel > USD 50, Mais pro Kilogramm < USD 50). Daher wird die Entwicklung in einem Index mit dem Basiswert Jahr 2000 = 100 (Berechung auf USD) dargestellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Preisentwicklung der einzelnen Rohstoffkategorien

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an HWWI (2007)

Es gibt unter den Rohstoffen unterschiedliche Entwicklungen. Manche Rohstoffe wurden bis heute verschont von dem Preisanstieg, und andere fallen wegen extremen Kursanstiegen aus dem Rahmen. Die folgende Darstellung zeigt die Preisentwicklung verschiedener Rohstoffe in den 12 Monaten von Januar 2006 bis Januar 2007:

Abbildung 2: Preisentwicklung einzelner Rohstoffe von Januar 2006 bis Januar 2007

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Heinritzi / Kühn (2007), S.29

An dieser Darstellung ist zu erkennen, dass im Jahr 2006 Energiekurse wieder gesunken sind, während jedoch die Kurse einzelner Metalle stark angestiegen sind. Folglich können die Preisstrukturen der verschiedenen Rohstoffkategorien differenziert werden. Bei Energierohstoffen spielen häufig politische Ereignisse eine Rolle;[16] So hat insbesondere der Irak-Krieg seit 2003 die Öl-Preise in die Höhe getrieben.[17] Agrarrohstoff-Märkte sind zumeist von den Witterungsbedingungen getrieben,[18] wobei auch hier politische Ereignisse eine Rolle spielen können: Der Mais-Kurs stieg Ende 2006 stark an, nachdem die USA Investitionen in „Biosprit“, welches aus Mais gewonnen wird, angekündigt haben.[19] Metalle sind jedoch sehr stark von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig. Hier ist das ökonomische Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bedeutend. Die Nachfrage steigt ständig, aber das Angebot bleibt begrenzt.[20] Eine Ankurbelung der Weltwirtschaft kann eine Knappheit von Rohstoffen verursachen, was einen Preisanstieg zur Folge hat.[21] Experten begründen den Preisanstieg von Industrierohstoffen mit dem wachsenden Konsum der zwei Boom-Länder China und Indien.[22] Allein China machte im Jahr 2005 ca. ein Drittel des Stahl-Weltkonsums aus.[23] Folglich steigen die Preise für industrielle Rohstoffe umso mehr, desto stärker die Rohstoffkapazitäten auf dem Weltmarkt beansprucht werden.[24]

2.3 Auswirkungen auf Unternehmen

2.3.1 Beschaffungsdruck

Unternehmen mit hohem Rohstoffbedarf - sei es der Bäcker, der Weizen braucht, die Eisenbahngesellschaft, die Öl und Diesel braucht oder der Automobilhersteller, der Stahl und Aluminium braucht - stehen ständig unter einem Beschaffungsdruck. Die Weltnachfrage ist bei vielen Rohstoffen höher als das Weltangebot. Unternehmen stehen heutzutage immer wieder vor der essentiellen Aufgabe, benötigte Rohstoffe zu beschaffen, da andernfalls teure Produktionsausfälle hingenommen werden müssen.

2.3.2 Kostendruck

Durch die steigende Nachfrage und dem begrenzten Angebot erhöhen sich auf dem Markt die Preise für Rohstoffe. Materialkosten können, besonders in der Industrie, einen großen Anteil an den Gesamtkosten eines Produktes ausmachen. Der Materialkostenanteil des verarbeitenden Gewerbes liegt meist über 50 Prozent.[25] Niedrige Rohstoffpreise können einen großen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz ausmachen, hohe Einkaufspreise dagegen können zu existenziellen Probleme führen.

2.3.3 Planungsunsicherheit

Die Weltmärkte sind im Zuge der Globalisierung dynamischer geworden. Umso wichtiger ist es, eine Planung zu haben, an der ein Unternehmen sein Geschäftsprogramm orientieren kann. Diese Planungen beruhen (stark vereinfacht) auf einer Gegenüberstellung der Prognosen von Umsatz und Kosten. Anhand dieser Prognosen wird der Liquiditätsplan aufgestellt. Verändern sich die Kosten durch die steigenden Rohstoffpreise, so könnte möglicherweise der Liquiditätsplan eines Unternehmens nicht mehr eingehalten werden. Somit ist die Dynamik der Rohstoffmärkte eine Gefahr für die Liquidität und auch die Erreichung des Businessplans eines Unternehmens.

Unter diesen Umständen sollten Unternehmen im Derivate-Handel aktiv werden, um ein adäquates Risiko-Management betreiben zu können. Hierfür sind allerdings erst einmal die theoretischen Grundlagen zu derivativen Finanzinstrumenten notwendig.

3. Theoretische Grundlagen zu Derivativen Finanzinstrumenten

3.1 Definition

Derivate sind Finanzinstrumente, die als Basis ein anderes (Finanz)-Objekt haben – das so genannte Underlying.[26] Das dem Geschäft zugrunde liegende Objekt (Underlying) kann eine Aktie, ein Rohstoff, eine Devise etc sein. D.h. man handelt üblicherweise nicht das Objekt, sondern gewisse Bezugs-, Handels- oder Terminrechte.[27] Bezeichnend für ein Derivat ist, dass das Handelsobjekt, bzw. die Bezugsrechte zwar gegenwärtig gehandelt werden, sich aber auf die Zukunft beziehen (siehe ab 3.2 Termingeschäfte). Der Preis eines Derivats hängt von dem Preis des Underlyings ab.[28] Insbesondere das Handelsmotiv Absicherung[29] rief in den letzten Jahren das enorme Wachstum der derivativen Instrumente hervor.[30] Synonym werden im Wirtschaftsjargon auch die Begriffe ‚Finanztermingeschäfte’ oder ‚Termingeschäfte’ verwendet.

3.2 Termingeschäfte

Die folgende Abbildung zeigt schematisch die Klassifizierung der Termingeschäfte/Derivate. In diesem Abschnitt werden die einzelnen Formen der Derivate erläutert.

Abbildung 3: Klassifizierung der Derivate

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

3.2.1 Unbedingte Termingeschäfte

Definition: Termingeschäfte sind „unbedingt“, wenn sie vertraglich fest vereinbart sind und in jedem Fall ausgeübt werden. Unbedingte Termingeschäfte sind Kaufverträge (oder im Falle von Swap, Cap, Floor, Collar: Zinstauschverträge) für die Zukunft.

3.2.1.1 Forwards

Forwards sind Kaufverträge zwischen zwei Parteien über die Lieferung von Objekten (Underlyings) an einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft (Liefertermin) zu einem im Vertrag festgelegten Preis (Terminkurs) in einer bestimmten Menge (Kontraktmenge). Forwards sind also das Gegenstück zu Kassageschäften (gegenwärtiger Vertrag zu gegenwärtiger Lieferung zum Spotkurs/Kassakurs).[31]

Die Käuferposition im Forwardgeschäft wird auch Long-Position genannt, die Verkäufer-Position dagegen Short-Position.[32] Forwards sind individuelle Verträge, die zumeist zwischen Finanzinstituten untereinander oder mit organisationellen Klienten (Unternehmen) abgeschlossen werden. Underlyings können Finanztitel, aber auch Devisen oder Rohstoffe sein. Ein Forward mit Zeitraum 12 Monate mit Underlying Amerikanische Dollar (USD), Terminkurs EUR 0,8864 und Menge 1.000 heißt also, dass die Käuferposition (Long-Position) in 12 Monaten USD 1.000 zum Preis von EUR 886,40 von der Short-Position kaufen wird.

3.2.1.2 Futures

Futures sind das standardisierte Pendant zu Forwards. Futures sind auch Termingeschäfte zwischen zwei Parteien, doch im Gegensatz zu Forwards sind sie nicht individuell, sondern werden standardisiert an der Börse gehandelt. Diese Finanzprodukte werden in größeren Mengen an den internationalen Börsen gehandelt und sind somit allen Händlern „einfach“ zugänglich.[33] Future Verträge enden jedoch meistens nicht in effektiver Erfüllung, sondern in einer Glattstellung durch ein entsprechendes Gegengeschäft [Cash Settlement (Zur Erläuterung siehe Abschnitt 3.2.3.2 Barausgleich (Cash Settlement)]. Die folgende Tabelle zeigt zusammenfassend die wichtigsten Unterscheidungskriterien zwischen Futures und Forwards:[34]

Tabelle 1: Vergleich zwischen Forwards und Futures

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[35][36][37][38][39][40]

Quelle: Eigene Darstellung

3.2.1.3 Swap, Cap, Floor und Collar

Die Grundidee eines Swaps ist der Tausch von Forderungen oder Verbindlichkeiten inklusive deren Zinssätzen.[41][42] Aus dieser Grundidee sind mittlerweile sehr viele verschiedene Swap-Arten entstanden.[43] Motive sind Arbitrage, Spekulation und Absicherung.[44] Hier wird nur auf die für diese Studienarbeit relevante Swap-Art zur Absicherung eingegangen.[45]

Absicherungs-Swaps sind eine Möglichkeit, variable Zinsbeträge in fixe Zinsbeträge (Zins-Swap) – und vice versa – zu tauschen.[46] In den letzten Jahren wurde dieser Standard-Swap (auch Plain-Vanilla Swap oder Fixed-For-Floating-Swap genannt) auf Rohstoffe transformiert (Commodity-Swap). Es besteht folglich die Möglichkeit, variable zukünftige Rohstoffpreise in fixe Preise umzuwandeln.[47] Dieses Geschäft können zum Beispiel Unternehmen mit Banken abschließen. Die Bank garantiert somit vertraglich festgesetzte Preise. Wenn der Kurs des Underlyings über den fixierten Swap-Preis steigt, dann zahlt die Bank die Differenz an das Unternehmen, während das Unternehmen immer nur den fixen Preis zahlen muss. Sinkt der Kurs jedoch unter den fixierten Swap-Preis, so zahlt das Unternehmen die Differenz an die Bank – und wiederum hat das Unternehmen den fixen Preis. Ein Swap-Kontrakt beinhaltet Underlying, Laufzeit, fixierten Preis und Volumen des Kontrakts.[48]

Beispiel (fiktiv): Unternehmen A schließt einen Swap-Kontrakt mit der Bank B über 1 Jahr mit dem Underlying Aluminium und dem Volumen 12 Tonnen bei monatlichem Erwerb von einer Tonne. Der Swap-Preis beträgt EUR 5.000 pro Tonne. Die Prämie von EUR 2.500 zahlt das Unternehmen einmalig bei Vertragsabschluss.[49] Ende des ersten Monats liegt der Kurs für Aluminium bei EUR 6.000 pro Tonne. Das Unternehmen bekommt somit EUR 1.000 von der Bank, da der Kurs EUR 1.000 über dem Swap-Preis liegt.

Caps und Floors sind ähnliche „Tauschgeschäfte“, jedoch haben sie keinen starren „Fixed-Price-Charakter“ wie Swaps. Sie dienen lediglich als Absicherungen auf Maximal- und Minimalpreise. Eine Absicherung auf einen Höchstpreis nennt man auch einen Cap. Das Gegenstück, eine Absicherung auf einen Tiefpreis, bezeichnet man als Floor.[50] Der Geschäftspartner, der den Höchstpreis garantiert (meistens Bank) muss dann wenn der Kurs den Höchstpreis übersteigt die Differenz an den Käufer des Sicherungsgeschäfts zahlen.[51] Bei einem Commodity-Cap zahlt das Unternehmen eine Prämie[52] an den Geschäftspartner (meistens Bank). Ein Commodity-Floor dagegen ist eher unüblich. Hier zahlt die Bank die Prämie an das Unternehmen, da es bei stark fallenden Rohstoff-Preisen die Differenzzahlungen von dem Unternehmen bekommt. Commodity-Floors werden üblicherweise nur in Kombination mit Commodity-Caps abgeschlossen. In diesem Fall liegt ein so genannter Collar vor. Ein Commodity-Collar ist eine Absicherung „nach oben wie nach unten“. Wenn die Prämie für den Cap ähnlich ist wie die Prämie für den Floor, so spricht man von einem Zero-Cost-Collar. Ein Zero-Cost-Collar ist eine Absicherung gegen stark erhöhte Preise für das Unternehmen und eine gleichzeitige Sicherung gegen stark fallende Preise für die Bank oder den Rohstoffinhaber. Ein Zero-Cost-Collar zeichnet sich dadurch aus, dass durch das Gegengeschäft (Cap und Floor) keine, bzw. nur sehr geringe Kosten durch Prämien anfallen.

[...]


[1] Vgl. Kern (1998); o.V., Der Tagesspiegel (1998), o.S.

[2] Vgl. BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH (2004), o.S.

[3] Vgl. o.V., Financial Times Deutschland (2006), o.S.

[4] Jim Lennon ist Rohstoffexperte bei Macquarie Research; zitiert in o.V., Frankfurter Allgemeine Zeitung (2006), o.S.

[5] Vgl. Dowen (2006), o.S.

[6] Vgl. KPMG (1998), S.14

[7] Commodity: Engl. für Rohstoffe; Trading: Engl. für Handel; im Wirtschaftsjargon wird unter Commodity Trading generell der Handel (vor allem börslich) mit Rohstoffen verstanden.

[8] Vgl. Froot / Scharfstein / Stein (1994), o.S.

[9] Unter Hedging wird generell die Absicherung von Preisrisiken verstanden.

[10] Vgl. Oehler / Unser (2002), S.65

[11] Vgl. Priermeier (2005), S.217 ff.

[12] Zertifikate sind Anteilsscheine an Investmentfonds (grobe Definition), zur weiteren Vertiefung siehe Pilz (2006), S.223

[13] Jim Rogers ist in den Medien bekannt als „Börsen-Guru“ und Rohstoffexperte. Sein Buch „Rohstoffe – der attraktivste Markt der Welt - Wie jeder von Öl, Kaffee und Co. Profitieren kann“ war international ein Beststeller

[14] Goldman Sachs Group Inc. ist global einer der führenden Investment-Banken. Der Goldman Sachs Commodity Index (GSCI) wird weltweit an Börsen gehandelt

[15] Vgl. Eder (2004), o.S.; Onvista (2007), o.S.; Goldman Sachs (2007), o.S.

[16] Vgl. Pilz (2006), S.223

[17] Vgl. Vardi (2006), o.S.

[18] Vgl. Kleinmann (2006), S.240

[19] Vgl. Fischer (2007), o.S.

[20] Vgl. Heinritzi / Kühn (2007), S.28 f.

[21] Vgl. Holland (2004), o.S.

[22] Vgl. o.V. ,Märkte und Trends (2006), S.21

[23] Vgl. o.V., The Economist (2005), o.S.

[24] Vgl. Krämer (2002), o.S.

[25] Vgl. Kluck (2002), S.20

[26] Vgl. Beike / Schlütz (1999), S.496 ff.; Becker / Peppmeier (2005), S.276 f.

[27] Vgl. Beike / Schlütz (1999), S.5, S.496 ff.; Priermeier (2005), S.193 ff.

[28] Vgl. Beike / Schlütz (1999), S.496

[29] Andere Motive sind Arbitrage und Spekulation. Zur Vertiefung siehe Beike / Schlütz (1999), S.496 ff.

[30] Vgl. Becker / Peppmeier (2006), S.276 f.

[31] Vgl. Hull (2006), S.26 f.; Beike / Schlütz (1999), S.496 f.

[32] Vgl. Bergschneider / Karasz / Schumacher (2001), S.100 ff.; Uszczapowski (2005), S.209 ff.

[33] Vgl. Franke (1990), S.43 ff.; Uszczapowski (2005), S.209 ff.; Hull (2006), S.26 ff.

[34] Vgl. Hull (2006), S.67 f.; Imo / Gith (1990), S.6

[35] Der Unterschied zwischen Over-The-Counter und Börse wird in Abschnitt 3.3 Handelsplätze erläutert

[36] Als Broker werden hier Geschäftspartner der Clearing-Stelle verstanden, die als Vermittler/Makler für den Käufer/Verkäufer einspringen.

[37] Die Clearing-Stelle wird in Abschnitt „3.3.1 Börse“ näher erläutert

[38] Siehe Abschnitt 3.2.3.2 Barausgleich (Cash Settlement)

[39] Siehe Abschnitt 3.2.3.2 Barausgleich (Cash Settlement)

[40] Futures sind fungibel (austauschbar), da sie standardmäßig an der Börse gehandelt werden. Zudem gibt es fast immer so genannte Market-Maker, die immer ein Kaufangebot (Bid) und Verkaufsangebot (Ask) machen. Zur Vertiefung siehe: Hull (2006), S.240; Bergschneider / Karasz / Schumacher (2001), S.155

[41] In der Literatur werden Swaps manchmal als eine eigenständige Derivate-Gruppe, manchmal aber auch als Teil der Unbedingten Termingeschäfte betrachtet. Diese Studienarbeit schließt Swap-Geschäfte mit ein in die Gruppe der Unbedingten Termingeschäfte.

[42] Vgl. Becker / Peppmeier (2006), S.332 ff.

[43] Vgl. Gallati (2004), S.99

[44] Vgl. Wöhe (2005), S.706 f.

[45] In dieser Studienarbeit wird nur oberflächlich auf die Strukturen von Swap-Geschäften eingegangen. Zur Vertiefung siehe Hull (2006), S.192 ff.; Simon (2002), S.543 ff.

[46] Vgl. Deutsch (2001), S.55 ff.

[47] Vgl. Hull (2006), S.192 ff.; Priermeier (2005), S.236

[48] Vgl. HVB (2006), S.6, S.8

[49] Manche Swap-Kontrakte beinhalten eine Prämie (Kaufpreis), manche auch nicht. Dies hängt von der Handelsform des Swaps ab. Im OTC-Handel variieren diese Faktoren stark. Auf OTC-Handel wird in Abschnitt 3.3 Handelsplätze näher eingegangen.

[50] Vgl. Bergschneider / Karasz / Schumacher (2001), S.197 ff.; Wöhe (2006), S.704 f.

[51] Vgl. Priermeier (2005), S.236

[52] Swap-Preise orientierten sich an der Differenz zwischen Spot-Preis und Kontrakt-Preis mit Hinblick auf Preis-Prognosen, Zur Vertiefung siehe Hull (2006), S.192 ff.; Simon (2002), S.543 ff.

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Commodity Trading: Instrumente der Bedarfssicherung und des Risikomanagements
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg Heidenheim, früher: Berufsakademie Heidenheim
Note
1,5
Autor
Jahr
2007
Seiten
32
Katalognummer
V73015
ISBN (eBook)
9783638633086
ISBN (Buch)
9783638675581
Dateigröße
5026 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Commodity, Trading, Instrumente, Bedarfssicherung, Risikomanagements
Arbeit zitieren
Hassan Moeini (Autor:in), 2007, Commodity Trading: Instrumente der Bedarfssicherung und des Risikomanagements, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73015

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