In der pädagogischen Arbeit mit geistig behinderten Menschen werden oftmals Entscheidungen „über die Köpfe der Betroffenen hinweg“ gefällt, zu denen sie eigentlich selbst in der Lage wären. Häufig werden sie nicht nach ihrer Meinung, ihren Wünschen, Vorstellungen, Lebensentwürfen und Zielen gefragt. Auf Seiten der Assistenten fehlt der Mut, ihnen die Übernahme von Verantwortung zuzutrauen. Nicht selten aber können sie aufgrund von Zeitmangel nicht in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Verhalten wir uns dadurch aber nicht respektlos und entmündigend? Denn auch Menschen mit Behinderungen haben Rechte, die es nicht zu verletzen gilt. Sie haben Anspruch auf die freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit und ein selbst- und eigenständiges Leben ohne Bevormundung und ohne sich den Vorstellungen von Organisationen, Heimen und einzelnen Pädagogen unterzuordnen.
Bei der Umsetzung dieser Gedanken in die Praxis kann das Empowerment-Konzept die Antwort sein, das in dieser Hausarbeit vorgestellt werden soll.
Dabei dürfen wir den Blick nicht nur auf die Betroffenen richten, sondern werden auch anschauen müssen, was von uns Pädagogen beim Empowermentansatz im Umgang mit diesen Menschen verlangt wird. Welche Einstellungen und Menschenbilder sind dann auf keinen Fall mehr möglich? Was muss ich bei mir selbst überdenken? Als drittes sind noch die Organisationen und Einrichtungen Ziel von Empowerment, denn auch sie müssen sich verändern, um ein erfolgreiches Gesamtkonzept zu erhalten.
Ich werde in dieser Hausarbeit auch versuchen, die Stärken und Schwächen dieses Konzeptes darzustellen. Denn jemanden in die Selbständigkeit entlassen, heißt auch, ihm die Verantwortung für sein Handeln zu übertragen. Viele unserer Klienten sind vielleicht gerade dadurch überfordert. Wie wir noch sehen werden ist auch Empowerment ein schwieriger Grad zwischen Förderung/Unterstützung und „loslassen“ können. Sich als Helfer überflüssig machen, ist einer der Grundgedanken dieses Konzeptes. Ob das immer so funktioniert, welche Voraussetzungen ich als Pädagoge dafür brauche, werden wir sehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- geistige Behinderung
- Definitionsversuche
- „Begriffsgeschichte“ und der Wandel in der Heilpädagogik
- Empowerment – Definition
- Die Entwicklung der sozialpädagogischen Hilfe bis hin zum Empowermentgedanken
- Chancen und Risiken des Empowerment-Konzeptes
- Aus Sicht der „Assistenten“
- aus Sicht der Betroffenen selbst
- im gesellschaftlichen Bereich
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Empowerment-Konzept und dessen Bedeutung für die pädagogische Arbeit mit geistig behinderten Menschen. Ziel ist es, die Chancen und Risiken dieses Konzeptes zu beleuchten und aufzuzeigen, welche Veränderungen sowohl bei den Betroffenen, den Pädagogen als auch in den Organisationen und Einrichtungen notwendig sind, um Empowerment erfolgreich umzusetzen.
- Definition von Empowerment und dessen Relevanz in der Arbeit mit geistig behinderten Menschen
- Entwicklung und Wandlung der sozialpädagogischen Hilfe hin zum Empowermentgedanken
- Chancen und Risiken des Empowerment-Konzeptes aus verschiedenen Perspektiven
- Notwendigkeit von Veränderungen auf Seiten der Betroffenen, der Pädagogen und der Einrichtungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik von Entscheidungen „über die Köpfe der Betroffenen hinweg“ in der Arbeit mit geistig behinderten Menschen dar und führt das Empowerment-Konzept als mögliche Lösung ein.
Kapitel 2 widmet sich der Definition von „geistiger Behinderung“ und beleuchtet die historischen Veränderungen in der Heilpädagogik. Die Schwierigkeiten einer klaren Definition und die Auswirkungen gesellschaftlicher Normen auf das Verständnis von „Behinderung“ werden herausgestellt.
Kapitel 3 definiert den Begriff Empowerment und skizziert die Entwicklung der sozialpädagogischen Hilfe hin zu diesem Konzept.
Kapitel 5 beleuchtet Chancen und Risiken des Empowerment-Konzeptes aus verschiedenen Perspektiven: der „Assistenten“, der Betroffenen selbst und im gesellschaftlichen Bereich.
Schlüsselwörter
Geistige Behinderung, Empowerment, sozialpädagogische Hilfe, Inklusion, Selbstbestimmung, Selbstverantwortung, Betroffene, Assistenten, Organisationen, Einrichtungen, Menschenbilder, gesellschaftliche Normen, historische Entwicklung, Chancen und Risiken.
- Arbeit zitieren
- Kerry Herrmann (Autor:in), 2007, Empowerment – Schlagwort oder realistische Perspektive?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73124