Das vorliegende Werk beschäftigt sich eingehend mit der polnischen sicherheitspolitischen Kultur, also den wesentlichen Faktoren, welche die Wahrnehmungen äußerer Bedrohungen und das Verständnis nationaler Sicherheit der polnischen Entscheidungsträger bestimmen. Anlaß hierzu bieten das wiederholte Auftreten Polens als schwieriger Verhandlungspartner im Bereich der europäischen Integration, vor allem die ausgeprägte tansatlantische und nationalstaatliche Orientierung. Diese äußert sich etwa in der beharrlichen Weigerung, eine Minderung des polnischen Stimmengewichtes im Rat der EU hinzunehmen, oder im Veto gegen einen neuen Grundlagenvertrag mit Rußland.
Hierzu wird der noch recht junge Ansatz der sicherheitspolitischen Kultur mit einer konstruktivistischen Außenpolitiktheorie und der Methode der Diskursanalyse kombiniert. Anhand von polnischen Parlamentsdebatten und Pressematerial werden die wesentlichen Elemente der polnischen sicherheitspolitischen Kultur herausgearbeitet, zu denen insbesondere die Angst vor Deutschland und Rußland, das Primat der NATO und der polnisch-amerikanischen Beziehungen, Demokratieförderung in Osteuropa und ein ausgeprägtes Souveränitäts- und Statusdenken gehören. Anschließend wird Polens Rolle in der Gemeinsamen Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik einer genaueren Betrachtung unterzogen, um die gewonnenen Ergebnisse auf ihre praktische Relevanz hin zu überprüfen. Hierbei zeigt sich, daß Polen einer weiteren Integration in diesem Bereich grundsätzlich positiver gegenübersteht, als allgemein angenommen wird.
Am Schluß steht die Erkenntnis, daß der Ansatz der sicherheitspolitischen Kultur ein wertvolles Instrument zur Erklärung und Prognose der polnischen Außen- und Europapolitik ist. Angesichts der Tatsache, daß dieses Instrument bisher noch recht unausgereift ist und zudem auf Polen kaum angewendet wurde, werden zudem mögliche Ansatzpunkte zur theoretischen Weiterentwicklung und weiteren Anwendung diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Fragestellung
- Forschungsstand und Literaturbericht
- Zur Vorgehensweise
- Theoretischer Hintergrund
- Konstruktivismus in den Internationalen Beziehungen
- Konstruktivismus und Außenpolitik
- Sicherheitspolitik und sicherheitspolitische Kultur
- Sicherheitspolitik als Bestandteil der Außenpolitik
- Die Rolle von Kultur in der Sicherheitspolitik
- Die strategische Kultur
- Sicherheitspolitische Kultur - Eine Synthese
- Die Operationalisierung sicherheitspolitischer Kultur
- Zur Methode
- Zur Diskursanalyse
- Die Vorgehensweise
- Die Entwicklung von GASP und ESVP
- Das Scheitern der EVG und die Schaffung der EPZ
- Die Verträge von Maastricht und Amsterdam
- Die britische Kehrtwende und die Schaffung der ESVP
- Der Nizza-Vertrag und die Verfassung für Europa
- Weitere Entwicklungen
- Die sicherheitspolitische Kultur der Dritten Republik Polen
- Die Literatur zur sicherheitspolitischen Kultur Polens
- Der sicherheitspolitische Diskurs in der Dritten Republik
- Der sicherheitspolitische Diskurs Ende 1992/Anfang 1993
- Der sicherheitspolitische Diskurs im Jahre 2006
- Zusammenfassung und Prognose für die GASP-/ESVP-Politik Polens
- Polens GASP-/ESVP-Politik
- Polens Einflußnahme auf GASP und ESVP vor dem Beitritt
- Polen als GASP- und ESVP-Akteur seit dem Beitritt
- Polens nationale Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik im EU-Kontext
- Diskussion der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die sicherheitspolitische Kultur Polens und ihre Auswirkungen auf die GASP- und ESVP-Politik der Dritten Republik. Sie beleuchtet, inwiefern historische Erfahrungen und kulturelle Besonderheiten die außenpolitische Orientierung Polens beeinflussen. Die Arbeit strebt an, einen Beitrag zu einem tieferen Verständnis der sicherheitspolitischen Kultur und ihrer Rolle in der Gestaltung der Außenpolitik zu leisten.
- Sicherheitspolitische Kultur Polens: Entwicklung, Inhalte und Bedeutung
- Die Rolle von historischen Erfahrungen in der polnischen Sicherheitspolitik
- Analyse der polnischen GASP-/ESVP-Politik im Kontext der EU-Integration
- Der Einfluss der sicherheitspolitischen Kultur auf die polnische GASP-/ESVP-Politik
- Bedeutung der sicherheitspolitischen Kultur für das Verständnis der polnischen Außenpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Fragestellung der Arbeit, den Forschungsstand und die Vorgehensweise erläutert. Im zweiten Kapitel wird der theoretische Hintergrund der Arbeit beleuchtet, insbesondere der Konstruktivismus in den Internationalen Beziehungen und die Rolle von Kultur in der Sicherheitspolitik. Das dritte Kapitel behandelt die Entwicklung der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) und der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) im Rahmen der Europäischen Union.
Kapitel 4 befasst sich mit der sicherheitspolitischen Kultur der Dritten Republik Polen. Es untersucht die Literatur zur sicherheitspolitischen Kultur Polens und analysiert den sicherheitspolitischen Diskurs in Polen, insbesondere im Zeitraum von Ende 1992/Anfang 1993 bis zum Jahr 2006. Das fünfte Kapitel analysiert die GASP-/ESVP-Politik Polens und untersucht, wie sich Polen auf GASP und ESVP vor dem EU-Beitritt einwirken konnte und wie Polen als GASP- und ESVP-Akteur seit dem Beitritt agiert. Abschließend beleuchtet das Kapitel die nationale Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik Polens im Kontext der EU-Integration.
Schlüsselwörter
Sicherheitspolitische Kultur, Internationale Beziehungen, Konstruktivismus, Außenpolitik, GASP, ESVP, Dritte Republik Polen, EU-Integration, historische Erfahrungen, kulturelle Besonderheiten, Diskursanalyse.
- Quote paper
- Thomas Winter (Author), 2007, Polnische Sicherheitspolitik zwischen Souveränität und Integration, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73172