Der Umgang mit Worten einer vergangenen Zeit, einer fremden Sprache und eines anderen kulturellen Umkreises bietet genügend Raum für abweichende Konnotationen. So ist die Bezeichnung von Mitarbeitern der frühen Kirche mit dem deutschen Begriff „Amtsträger“ und den damit verbundenen Bedeutungen innerhalb der deutschen Kultur nicht völlig stimmig. So leitet sich der deutsche Begriff aus dem mittelalterlichen Lehnswesen ab und bezeichnete zuerst das Lehen (Amtslehen), später dann die Aufgabe und Würde des Lehensverwalters an sich. Die folgenden Jahrhunderte zeigen die Ausweitung der Verwendung auf weitere Bereiche des Rechts und der Verwaltung (z. B. die Worte Amtmann, Amtsgewalt und Amtspflichten). Die Unterschiede zwischen der Institution eines „Amtes“ in hellenisch-frühchristlicher Umwelt und westeuropäisch-mittelalterlichen Kultur dürften somit zumindest ansatzweise vor Augen geführt sein.
Trotz dessen umschreibt der Begriff ein gesellschaftliches Phänomen, welches sich zwar in unterschiedlicher Ausprägung, aber mit einigen gemeinsamen Grundzügen in jeder Form von Gesellschaft findet. Aus diesem Grund wird der Begriff Amt in dieser Arbeit Verwendung finden, wenn auch nicht in einer engen, sondern in einer weiten Fassung als Beschreibung einer Aufgabe.
Inhaltsverzeichnis
- Einige erste Worte
- Amt und Amtsverständnis in einem weiten Horizont
- Allgemeine Gedanken zum deutschen Begriff „Amt“
- Eine religionswissenschaftliche Annäherung
- Ein neutestamentlicher Überblick
- Die Einordnung der Briefe an die Kolosser und Epheser
- Verfasserschaft des Kolosserbriefes
- Verfasserschaft des Epheserbriefes
- Das Verhältnis von Kol und Eph zueinander
- Die Stellung von Kol und Eph im Corpus Paulinum
- Stellung zu einzelnen Protopaulinen
- Abgrenzung zu 2 Thess
- Abgrenzung zu den Pastoralbriefen
- Zusammenfassung der bisherigen Punkte
- Exegetische Untersuchungen von Amt und Amtsverständnis in Kol und Eph
- Die in Kol und Eph auftauchenden Amtsbegriffe
- Die Begriffe für Dienst und Amt
- οἰκονομία
- διακονία
- Die konkreten Amtsbezeichnungen
- ἀπόστολος
- προφήτης
- εὐαγγελιστής
- ποιμήν
- διδάσκαλος
- Ämter ohne Erwähnung in Eph und Kol
- πρεσβύτερος
- ἐπίσκοπος
- Die Begriffe für Dienst und Amt
- Die einzelnen Textstellen in Kol und Eph mit Bezug auf Amt und Amtsverständnis
- Von Paulus, Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes - Kol 1,1 und Eph 1,1
- Vom Dienen des Apostels und dem Amt Gottes - Kol 1,23b-25 und Eph 3,2.7
- Von Aposteln und Propheten - Eph 2,20 und 3,5
- Von den Dienern – Kol 1,7; 4,17 sowie 4,7 und Eph 6,21
- Von den Gemeindeämtern - Eph 4,11.12
- Die in Kol und Eph auftauchenden Amtsbegriffe
- Über das Amt - Conclusio
- Die Gemeindesituation
- Beschreibung des Amtsverständnisses
- Positive Einordnung – Was wollen die Autoren von Eph und Kol
- Negative Einordnung – Was kennen bzw. wollen die Autoren von Eph und Kol nicht
- Anfragen von Kol und Eph an die römisch-katholische Amtsstruktur
- Einige schließende Worte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit zielt darauf ab, das Verständnis von Amt und Dienst in den Briefen an die Kolosser und Epheser zu untersuchen. Sie befasst sich mit der Frage, wie die Autoren dieser Briefe das Amt innerhalb der frühen Kirche verstanden und dargestellt haben.
- Die Entwicklung von Amtsstrukturen in der frühen Kirche
- Die Bedeutung von Dienst und Amt im Kontext der Kolosser und Epheserbriefe
- Die Interpretation der verschiedenen Amtsbezeichnungen in den Briefen
- Der Einfluss des griechischen Kulturkreises auf das Verständnis von Amt und Dienst
- Das Verhältnis zwischen charismatischen Gaben und etablierten Ämtern
Zusammenfassung der Kapitel
- Einige erste Worte: Diese Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar, indem sie den Stellenwert der Kolosser- und Epheserbriefe für das Verständnis von Kirche beleuchtet und die spezifische Fokussierung auf das Amt und den Dienst hervorhebt.
- Amt und Amtsverständnis in einem weiten Horizont: Dieses Kapitel analysiert den Begriff „Amt“ in verschiedenen Kontexten. Es beginnt mit einer Betrachtung des deutschen Begriffs und seiner historischen Entwicklung, um anschließend eine religionswissenschaftliche Perspektive auf Ämter in verschiedenen Religionen einzunehmen. Schließlich bietet das Kapitel einen Überblick über das Amtsverständnis im Neuen Testament, wobei verschiedene Ansätze und Beispiele aus den Schriften dargestellt werden.
- Die Einordnung der Briefe an die Kolosser und Epheser: Dieses Kapitel befasst sich mit den Umständen und dem Kontext der beiden Briefe. Es geht auf die Fragen der Verfasserschaft, der Beziehung der Briefe zueinander sowie deren Stellung innerhalb des Corpus Paulinum ein. Die Diskussion beinhaltet die Abgrenzung der Briefe von anderen neutestamentlichen Schriften wie den Pastoralbriefen und 2. Thessalonicher.
- Exegetische Untersuchungen von Amt und Amtsverständnis in Kol und Eph: Dieses Kapitel analysiert die in den beiden Briefen verwendeten Amtsbegriffe und untersucht die konkreten Textstellen, die sich auf Amt und Amtsverständnis beziehen. Dabei werden wichtige Begriffe wie οἰκονομία (Verwalter) und διακονία (Dienst) erläutert sowie die verschiedenen Amtsbezeichnungen wie ἀπόστολος (Apostel), προφήτης (Prophet), εὐαγγελιστής (Evangelist), ποιμήν (Hirte) und διδάσκαλος (Lehrer) näher betrachtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind das Amt und der Dienst in den Briefen an die Kolosser und Epheser. Weitere wichtige Begriffe sind: Kirche, Gemeinde, Apostel, Prophet, Evangelist, Hirte, Lehrer, οἰκονομία, διακονία, frühchristliche Gemeinde, Corpus Paulinum, neutestamentliche Exegese, religionswissenschaftliche Perspektive, christliche Tradition.
- Arbeit zitieren
- Torben Linke (Autor:in), 2007, Amt- und Amtsverständnis in Kolosser- und Epheserbrief, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73197