Der Roman sei eigentlich nur eine Liebesgeschichte, sagte Heinrich Böll später. Es sei die Geschichte von Theseus und Ariadne: Theseus ist gefangen im Labyrinth und Ariadne schneidet den Faden ab, der Theseus den Ausweg aus dem Labyrinth gewiesen hätte. Das Labyrinth, so Böll, sei im Roman der politische deutsche Katholizismus. Anstelle von Theseus ist es nun Hans Schnier, der Clown, der sich in der labyrinthischen Gesellschaft verirrt. Er lehnt sich auf gegen das offizielle Christentum. In einer Gesellschaft, die Schuld verdrängt und unehrlich lebt, wird er nicht müde, gegen eben diese anzukämpfen, indem er ihr den Spiegel vorhält.1
„Ein Clown ist von Beruf ein Mensch, der mit abstrusen Mitteln die Wirklichkeit
übertrieben, einseitig darstellt und insofern verfälscht, aber damit zugleich neue
Seiten an eben dieser Wirklichkeit enthüllt, die mit anderen Mitteln so nicht
freigelegt werden können“,
heißt es bei Albrecht Beckel.2
Inwieweit diese Einschätzung Beckels im Roman zutrifft, wird im Detail zu klären sein. Allgemein lässt sich an dieser Stelle jedoch schon vorwegnehmen, dass allem die Aspekte der einseitigen Betrachtungsweise und der Übertreibung bei Schnier zur Anwendung kommen.
Inhaltsverzeichnis
- Allgemeine Betrachtungen
- Die Kritik im Werk
- Exposition - Kapitel 1
- Vorgeschichte - Kapitel 2-9
- Verlust Maries an die katholische Ordnung - Kapitel 10-14
- Macht des Geldes - Kapitel 15-21
- Verlust der Menschlichkeit - Kapitel 22-25
- Abschließende Bemerkungen/ Rezeption
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert Heinrich Bölls Roman „Ansichten eines Clowns“ und befasst sich mit der Kritik, die der Protagonist Hans Schnier an den Strukturen der deutschen Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg übt.
- Kritik am deutschen Katholizismus
- Unzureichende Vergangenheitsbewältigung der jungen Bundesrepublik
- Die Macht des Geldes
- Verlust der Menschlichkeit
- Die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Allgemeine Betrachtungen
Der Roman wird als Liebesgeschichte zwischen Theseus und Ariadne interpretiert, wobei der politische deutsche Katholizismus als Labyrinth dargestellt wird. Hans Schnier, der Clown, steht für Theseus und kämpft gegen die unaufrichtige Gesellschaft an.
Exposition - Kapitel 1
Schniers Kritik am Katholizismus wird deutlich, als er die Hochzeit seiner ehemaligen Freundin Marie mit Züpfner, einem „Katholiken“, beklagt. Schniers Kritik richtet sich gegen einzelne Vertreter der Kirche, deren Eigenschaften er jedoch pauschalisiert.
Vorgeschichte - Kapitel 2-9
In diesem Abschnitt werden Schniers Erinnerungen und seine Erfahrungen mit der bürgerlich-katholischen Gesellschaft in Köln und Bonn beleuchtet. Zudem wird seine Beziehung zu Marie Derkum, die ihn verlassen hat, erzählt.
Verlust Maries an die katholische Ordnung - Kapitel 10-14
Dieser Teil befasst sich mit dem Einfluss der katholischen Ordnung auf Maries Leben und ihre Entscheidung, Schnier zu verlassen.
Macht des Geldes - Kapitel 15-21
Schniers Kritik richtet sich gegen die Macht des Geldes und deren Einfluss auf die Gesellschaft.
Verlust der Menschlichkeit - Kapitel 22-25
Hier wird das Thema der Entmenschlichung in der Gesellschaft durch den Einfluss von Geld und Macht beleuchtet.
Schlüsselwörter
Heinrich Böll, Ansichten eines Clowns, Kritik, deutsche Gesellschaft, Nachkriegsliteratur, Katholizismus, Vergangenheitsbewältigung, Geld, Kunst, Menschlichkeit, Clown, Künstler, Schnier, Marie.
- Arbeit zitieren
- Christina Schmalz (Autor:in), 2003, Heinrich Böll – Ansichten eines Clowns - Kritik an den Strukturen der Gegenwart, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73199